Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Die Berichterstattung über Amokläufe ist nach wie vor ein heikles Thema in Winnenden. Die meisten Menschen, ob direkt betroffen oder nicht, halten sich zurück, selbst wenn sie direkt angesprochen werden. „Die meisten Leute wollen in Ruhe gelassen werden. Für die damals Betroffenen ist das ein Flashback, das ist richtig hart“, sagt Hans Derer, der 2009 im Elternbeirat der Albertville-Realschule war. Er hat Kontakt zu anderen Eltern, die bei dem Amoklauf Kinder verloren haben. „Das kommt jetzt alles wieder rauf.“

 

Mediale Zurückhaltung übt auch die Winnender Stadtverwaltung. Über das Wochenende hat der Oberbürgermeister Hartmut Holzwarth zwar Anfragen bekommen. „Von uns aus melden wir uns nach Amokläufen ganz bewusst nicht zu Wort. Wir können die Lage an anderen Orten nicht beurteilen und wollen uns auch nicht in die Öffentlichkeit stellen.“ Allerdings kenne man natürlich die Situation, die nach einer Gewalttat solchen Ausmaßes bestehe. Deshalb habe er am Wochenende dem Münchener Oberbürgermeister Dieter Reiter eine Mail geschrieben. „Wir denken vor allem an die Opfer, an die Verletzten und an die Angehörigen und Freunde“, heißt es darin. „Aber auch an die schwere Arbeit von Polizei- und Rettungskräften und der Verantwortlichen im Rathaus. Sollten wir Ihnen oder Ihrer Verwaltung in irgendeiner Weise mit Rat oder Tat zur Seite stehen können, zögern Sie bitte nicht, uns anzusprechen.“ Bisher habe er noch keine Antwort bekommen, sagt Holzwarth. „Das habe ich auch nicht erwartet. Herr Reiter hat jetzt sicher nicht die Zeit dazu.“