Umweltminister Franz Untersteller ist in der Alten Kelter in Winnenden von einem vollem Haus empfangen worden. Die Reaktionen auf seinen Vortrag zum Thema „Windkraft: ein Motor der Energiewende“. fielen zum Teil recht heftig aus.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Winnenden - Die Buocher Höhe als potenzieller Standort einer Windkraftanlage spaltet die Bevölkerung in zwei Lager: Gegner und Befürworter. Von beiden füllten am Montagabend jeweils ungefähr die Hälfte die Alten Kelter in Winnenden. Zu diesem Schluss führten die jeweiligen Beifalls- oder Unmutsbezeugungen während der Podiumsdiskussion mit Umweltminister Franz Untersteller zum Thema „Windkraft: ein Motor der Energiewende“. Und diese fielen zum Teil so heftig aus, dass die Moderatorin Andrea Sieber, die Bundestagkandidatin von Bündnis 90/Die Grünen im Wahlkreis Waiblingen, zur Sachlichkeit mahnen musste.

 

Fragen zum Mindestabstand zur Wohnbebauung

Nach einem Vortrag des Ministers zur Energiewende und Alternativen Energien sowie mehreren Fragerunden auf dem Podium, dem auch Willy Fritz von der Bürgerinitiative Naherholungsgebiet Buocher Höhe angehörte, ging das Fragerecht an das Publikum. Mehrmals wurde aus diesem heraus gefragt, warum denn der Mindestabstand einer Windkraftanlage von 700 Metern nicht erhöht werden könnte? „Warum beharren Sie so vehement auf den 700 Metern“, fragte Fritz den Umweltminister, der ein ums andere Mal betonte, es handle sich um einen Mindestabstand. „Die 700 Meter sind nicht festgeschrieben“, so Untersteller. Ausschlaggebend sei die Geräuschmessung. Auch wenn eine Anlage weiter als 700 Meter von Wohnhäusern entfernt sei und der Grenzwert überschritten werde, gebe es für die Anlage kein grünes Licht. „48 Dezibel sind bei einem Wohngebiet nicht genehmigungsfähig.“

Auch zur Frage der Wirtschaftlichkeit von Windkraftanlagen wurde diskutiert. „Wenn sich eine Anlage an einem Standort nicht rentiert, wird sich dafür auch kein Investor finden“, betonte Untersteller. Es gehe dabei schließlich um ein Geschäft, das Gewinn abwerfen soll. In diesem Zusammenhang betonte der Umweltminister, dass er sich in dieser Frage mit seinem bayerischen Amtskollegen – „Von der CSU!“ – einig sei, dass die Vergütungen den Regionen angepasst werden müssten. Für Strom in windreichen Norden den selben Preis zu bezahlen wie im Süden, sei nicht angemessen. Allerdings könne auch im Südwesten Geld mit Windkraft verdient werden, wie das Beispiel Ingersheim zeige.

Erfahrungsbericht aus Ingersheim

Von der Energiegenossenschaft Ingersheim war Jürgen Bothner auf dem Podium. 3,6 Millionen Euro habe die Genossenschaft in ihre Anlage investiert, die seit einem Jahr in Betrieb ist. Vor vier Jahren habe sich eine Initiative gegründet, die gegen die Anlage kämpft. „Wir machen ständig Führungen mit Leuten, die sich interessieren. Wir haben festgestellt, dass die Akzeptanz steigt, wenn man sich mit der Anlage vertraut gemacht hat“, sagte Bothner und erntete dafür Gelächter aus den Reihen der Windkraftgegner.

Einzelne Beiträge wurden von beiden Seiten zum Teil heftig durch Zwischenrufe kommentiert. Willy Fritz betonte, man habe vor Ort nichts gegen Windkraft, jedoch dürfe nicht allein auf sie gesetzt werde. „Solange man in der Energiespeicherung nicht weiter gekommen ist, macht es keinen Sinn, auf Windkraft zu setzen.“ Den Unmut der Befürworterseite beschwor Fritz herauf, als er sich zu der Äußerung hinreißen ließ, Atomkraftwerke seien ja gewissermaßen auch emissionsfreie Anlagen.