Der Schorndorfer Güterbahnhof sei der ideale Standort für die Stadtbücherei, sagt der Oberbürgermeister Matthias Klopfer, der für einen Umzug in das rund 100 Jahre alte Gebäude wirbt. Die CDU-Gemeinderatsfraktion hält den bisherigen Standort am Parksee für besser und will damit als Alternativstandort aufwarten: dort könne man ein Lesecafé gut etablieren und habe ein ruhigeres, schöneres Umfeld.

Schorndorf - Draußen rollen die S-Bahnen vorbei, drinnen schmökern die Büchereinutzer im Lesecafé, Schüler bereiten ihre Referate vor, und Kinder suchen sich neuen Lesestoff. So stellt sich der Schorndorfer Oberbürgermeister Matthias Klopfer die künftige Stadtbücherei vor, für deren neuen Standort er jetzt bei einem Pressegespräch die Werbetrommel gerührt hat. Der alte Güterbahnhof in der Rosenstraße, wenige Hundert Meter vom S-Bahnhof entfernt und bereits im Besitz der Stadt, sei „perfekt“ für die öffentliche Einrichtung. Am Donnerstagabend soll der Gemeinderat über den Büchereistandort entscheiden, hinter verschlossenen Türen habe sich bereits „eine große Mehrheit“ des Gremiums für den Güterbahnhof ausgesprochen – SPD, Grüne und FDP/Freie Wähler sind laut Klopfer dafür, die CDU halte hingegen am Stadtpark fest. Rund fünf Millionen Euro soll der Neubau mit Umzug der Bücherei kosten.

 

Für die Entscheidungsfindung hatte der Winterbacher Architekt Andreas Bloss im Auftrag der Stadt verschiedene Varianten unter die Lupe genommen – wobei nur zwei konkrete Standorte, nämlich der jetzige am Parksee und jener am Güterbahnhof genauer untersucht wurden. Für den Güterbahnhof spreche die viel bessere Präsenz, eine gute Erreichbarkeit aus der   Stadtmitte, sagt Bloss, der an dieser Stelle gerne einen Neubau errichteten würde. Der Chef der Schorndorfer Wohnbau (SWS), Martin Schmid, argumentiert hingegen mit der reizvollen Kombination zwischen Altbau und neuer Architektur im Güterbahnhof, der in den 1890er Jahren errichtet wurde.

Als Eingangsbereich und Schaufenster zur Stadt stellt sich Andreas Bloss einen gläsernen zweistöckigen Anbau vor. Das Gebäude hätte 1200 Quadratmeter und damit laut aktuellen Bibliotheksstandards genügend Platz für die 60 000 Medien, welche die Schorndorfer Stadtbücherei zurzeit im Besitz habe, sagt die Büchereichefin Marianne Seidel. Wünschenswert wären zudem ein neues Ausleihsystem und nach Nutzern differenzierte Räume – etwa spezielle Seminarräume für die Schüler. Der alte Standort sei seit 15 Jahren nicht mehr zeitgemäß, sagt Marianne Seidel. Man leide unter den jetzigen Bedingungen.

Der Oberbürgermeister Matthias Klopfer führt als Argument für den Güterbahnhof die Belebung der westlichen Altstadt an. Gegenüber der Bücherei will die Firma Chairholder, ein Planer von Inneneinrichtungen, einen dreistöckigen Neubau errichten, in welchen auch Gastronomie und ein Architekturbüro einziehen sollen. Der Neubau und die Stadtbücherei passten gut zusammen und könnten sich gegenseitig befruchten, sagt Klopfer.

Der CDU-Stadtrat Ingo Sombrutzki zeigt sich indes wenig begeistert. Die Christdemokraten seien geschlossen gegen den Güterbahnhof und wollten am Donnerstag ein eigenes Konzept am alten Standort am Parksee präsentieren, welcher laut Sombrutzki für einen Lesegarten ein schönes Ambiente biete. Das Areal am Güterbahnhof nennt der CDU-Stadtrat „eingequetscht zwischen der Bahnlinie und einer viel befahrenen Straßen“, wegen des Lärms könne man dort keine Fenster öffnen. Die Notwendigkeit einer optischen Präsenz sehe er für eine Bücherei nicht, weil die Nutzer diese gezielt aufsuchten, und man mit Schildern die Auffindbarkeit verbessern könne. Das größte Gegenargument ist für Sombrutzki finanzieller Art. Schorndorf leiste sich schon ein Gymnasium, eine Mensa und den Sportpark Rems. Die Verschuldung werde im nächsten Jahr 36 Millionen Euro erreichen, bis 2025 könnte sie auf 60 Millionen Euro ansteigen. Der Oberbürgermeister sieht in der Finanzierung indes kein Problem. „Unbedingt machen“, sei die Antwort des Kämmerers gewesen, als er ihn danach gefragt habe. Eine gute Bücherei „gehört zu einer attraktiven Stadt einfach dazu“.