Auf dem Schlossplatz kann man wieder Schlittschuhlaufen - aber der Wintertraum mit Eisfläche und Glühweinständen ist umstritten.

Psychologie und Partnerschaft: Eva-Maria Manz (ema)

Stuttgart - Als am Freitagabend auf dem Schlossplatz wieder die Budenlichter angingen und sich die hellen Scheinwerfer auf eine spiegelglatte Eisfläche richteten, als die Kinder und Jugendlichen von Stuttgarter Eiskunstlauf-Vereinen zur Eröffnungsshow ins Rampenlicht glitten - da war der jahrelange Streit um den "Wintertraum" auf dem Schlossplatz zumindest für ein paar Stunden vergessen. Am Eröffnungsabend bewunderten Passanten und Besucher das Können der Eiskunstläufer in einer Gala-Schau und schlitterten danach selbst über die Eisbahn.

 

Seit Jahren schon ist der "Wintertraum" auf dem Schlossplatz, dessen Eislauffläche und Budenstadt in diesem Jahr zum 13. Mal winterlich gestimmte Stadtbummler anlockt, aber auch vielen Stuttgartern ein Dorn im Auge: zu laut, zu kommerziell, zu feucht-fröhlich gehe es dort zu. Veronika Kienzle, die Bezirksvorsteherin von Stuttgart-Mitte, sagte gegenüber der StZ: "Es haben alle eine Freude daran, dass es die Möglichkeit gibt, in der Innenstadt Schlittschuh zu laufen. Die Frage ist aber, ob das in dieser Ausgestaltung mit einem Glühweinstand neben dem anderen und einer Dauerbeschallung sein muss."

Eislaufvergnügen mit mehr Flair und Atmosphäre

Schon seit Jahren versuche der Bezirksbeirat, andere Möglichkeiten und Standorte für eine Eislaufbahn in der Innenstadt aufzutun. Veronika Kienzle hatte mehrmals vorgeschlagen, den Eckensee im Winter künstlich herab zu kühlen, um eine nicht kommerzielle, kostenfreie Möglichkeit zum Schlittschuhlaufen ohne Glühweinstände entstehen zu lassen.

Die Gegner des "Wintertraums" wünschen sich ein Eislaufvergnügen mit mehr Flair und Atmosphäre. "Was wir jetzt haben, ist eine kommerzielle Veranstaltung, bei der die Eisbahn - die übrigens von der Fläche her viel zu klein ist, um richtig darauf fahren zu können - nur Alibifunktion hat, während das eigentlich ein gastronomischer Betrieb ist", sagte Kienzle. Zudem sei der "Wintertraum" in den vergangenen Jahren oft so früh aufgebaut worden, dass "man an einem spätsommerlichen Oktobertag mit 25 Grad auf dem Schlossplatz einer Eisfläche mit Glühweinständen begegnet ist, auf der man Frank Sinatra ,Merry Christmas' trällern hörte". Dieses Jahr hat der "Wintertraum" zwar später begonnen, bleibt dafür aber noch bis in den Januar hinein aufgebaut.

Die Veranstalter Henny Stamer und Stefan Kinzler bleiben trotz der Negativschlagzeilen, die ihre Eisbahn jedes Jahr macht, gelassen. Die Zahl der Besucher habe sich über die Jahre stetig erhöht, rund 50 Mitarbeiter seien beschäftigt und die Lieferanten kämen ausschließlich aus der Region, so die Veranstalter. Und: ihr Vertrag wurde jetzt um weitere vier Jahre verlängert. Doch die Gegner sehen weiterhin das Land in der Pflicht, "grundsätzlich durchzurechnen, was eine Alternative kosten würde", meinte die Bezirksvorsteherin.

Saison: Bis zum 1. Januar ist die Eisbahn auf dem Schlossplatz jeden Tag außer am Totensonntag, 20. November, von 11 bis 23 Uhr geöffnet. Kinder zahlen 3 Euro, Erwachsene 6 Euro fürs Schlittschuhlaufen.