Georg Chatzitheodoru hat in der Traditionsgaststätte tief im Osten sein Zuhause gefunden. Alt ist gemütlich, Tradition hat Charme – das sind die Mottos des schwäbischen Griechen.

Lokalköpfe - Es war 1981, da machte Georg Chatzitheodoru seine ersten Schritte in den Theatersaal der Friedenau an der Rotenbergstraße 127 tief im Stuttgarter Osten und wusste: Hier will ich sein, hier will ich bleiben. „Ich habe die Bühne gesehen und es hat Klick gemacht“, sagt er. 33 Jahre später ist der schwäbische Grieche, den sie alle Schorsch rufen und dessen verschmitztes Lächeln ansteckend ist, noch immer Wirt und kann sich nichts Schöneres vorstellen, als sich in diesem Mikrokosmos zu bewegen, in dem die Zeit stehen geblieben zu sein scheint.

 

Der Hang des Menschen zum Modernen ist nichts, wofür sich Georg Chatzitheodoru begeistern kann. Alt ist gemütlich, Tradition hat Charme – das sind seine Mottos. Und so dürfte es keinen verwundern, dass sich der 62-Jährige in der Friedenau wohl fühlt. Das Haus, Baujahr 1927, ist zwar im Weltkrieg zerbombt, danach aber wieder aufgebaut worden, der Eingangsbereich ist sogar im Original erhalten. Als jüngst eine Renovierung zur Debatte stand, lehnte Chatzitheodoru dankend ab.

Deutschland ist längst die erste Heimat

Durch den Theatersaal im hinteren Bereich der Gaststätte weht die Atmosphäre der vordigitalen Welt. Einen Monat nach seinem Einstand organisierte der Wirt erste Vorstellungen, bis heute vergeht kaum ein Wochenende ohne Travestieshow oder Mundarttheater. Die Stuttgarter Früchtle hatten in der Friedenau ihre Heimat, vor sieben Jahren übernahm das Stuttgarter Komödle, das Kindertheater der Stuttgarter Strolche ist seit 2008 präsent.

Georg Chatzitheodoru genießt das. Wer sich mit ihm unterhält, kommt nicht umhin zu vermuten, dass es das Leben gut mit ihm gemeint hat. Aufgewachsen im nordgriechischen Xanthi, lebte er zwei Jahre bei seiner Großmutter, bevor er 1963 seinen Eltern nach Deutschland folgte. Der junge Georg war zwölf, die Familie lebte zeitweise in einem Remsecker Keller auf viermal vier Quadratmetern, doch in seiner Erinnerung sind es wunderbare Jahre. „Die Wohnsituation war schwierig, aber mein Vater war sofort integriert.“ Deutschland ist längst „meine erste Heimat“, was nichts daran ändert, dass ihn die sommerlichen Besuche in Griechenland mit Freude erfüllen. 1974 heiratete Chatzitheodoru seine Frau Sofia. „Sie ist meine Stütze, weil sie alles im Griff hat, privat und geschäftlich“, sagt er. Ihr älterer Sohn ist ihnen in die Gastronomie gefolgt, nach Stationen im Muse-O und am Kräherwald führt er jetzt das Restaurant Rondeau am Hockenheimring, der jüngere arbeitet als Maschinentechniker.

Aus vielen Gästen sind Freunde geworden

Sechs Jahre lang betrieben die Chatzitheodorus auch die Gastronomie der Sängerhalle Untertürkheim. Warum der Vertrag dort damals nicht verlängert wurde, ist dem Wirt bis heute ein Rätsel. Seine Friedenau ist ihm geblieben. Dort tischt er mit seinem Team wechselnde Speisen der Saison auf, dort finden hungrige Werktätige dienstags bis freitags Sättigung beim Mittagstisch, dort ist der Mittwoch Rostbratentag. Aus vielen Gästen sind Freunde geworden, einige sind mit ihm oder vor seinen Augen älter geworden. „Bei mir haben sie ihre Taufe gefeiert, dann ihre Kommunion, später ihre Heirat und die Geburt ihrer eigenen Kinder. Es gibt viele dieser Geschichten“, sagt er.

Nach Abwechslung gesehnt hat sich Georg Chatzitheodoru in all der Zeit nie. „Wenn ich noch mal auf die Welt komme, möchte ich wieder Wirt in der Friedenau werden.“ Doch lieber denkt der schwäbische Grieche an die nächsten 33 Jahre in diesem Leben. „Ich bin jung, ich bin kerngesund. Solange Gott will, mache ich hier weiter.“