Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

Auch die Hersteller haben dazugelernt. Um die Jahrtausendwende hatten die sich mit der Fokussierung auf den scheinbar unerschöpflichen Sammlermarkt verrannt. „Die Spitze der Sammler ist irgendwann bei einem fünfstelligen Jahresbetrag gelandet – und das macht die Familie nicht ewig mit. Mancher Kunde wusste bei mir im Laden gar nicht mehr, ob er eine bestimmte Lok schon gekauft hatte oder nicht“, sagt Bitter. Heute sind die Anbieter erfolgreich, die durch preiswerte Startpackungen wieder Kinder mit dem Modellbahn-Virus infizieren. Bei denen ist die gute alte Dampflok kein Renner. Die meisten Hersteller setzen zum Schrecken der Traditionalisten auf moderne E-Loks in Blau, Grün, Gelb und den bunten Farben der heutigen Privatbahnen: „Damit kommen sie in die Kinderzimmer, denn die modernen Lokomotiven sind das, was die Kinder heute sehen.“

 

Ohne Onlineportale geht es nicht

Mit unterschiedlichen Onlineportalen nicht nur für das Eisenbahn-Gesamtangebot, sondern auch speziell für Minimodellbahnfiguren sowie Bauteile und Zubehör ist MC Schüler gleich dreifach im Internet präsent. Zwei davon werden in enger Kooperation mit den Herstellern betrieben. „Aber glauben Sie nicht, dass das Versandgeschäft für uns Neuland ist“, sagt Bitter. Das von ihrem Vater 1955 gegründete Geschäft war schon bald eine Anlaufstelle für eisenbahnvernarrte, in Stuttgart und Umgebung stationierte US-Soldaten. Die ließen sich die Modelle aus „good old Germany“ dann auch in die Heimat schicken. Dazu kommen bis heute Touristen und Geschäftsreisende aus aller Welt, die wissen, dass es nichts gibt, was MC Schüler nicht besorgen kann. Im Stuttgarter Laden weiß man eben, dass ein niederländischer Hersteller Reisezugwagen neu im Sortiment hat, die in einem ganz bestimmten Zug durch Deutschland gefahren sind und die noch nie zu bekommen waren: „Da stehen jetzt die Stuttgarter da und sagen: Wir wollen das haben!“ Dank Google sei nun der Laden in Stuttgart sogar leichter zu finden, sagt sie über das Internet, das so vielen anderen Händlern Sorgen macht.

Doch der Modellbahnladen dosiert dort sein Angebot genau. Nicht alles, was im Katalog steht, ist auch im Internet zu beziehen. „Man muss seine Kunden kennen – und man kennt sie besser, wenn sie in den Laden kommen“, sagt Bitter. Eine Modellbahn sei kein Buch, das man sich einfach herunterlade: „Es ist ein Systemspielzeug: Man braucht jemand, der ein Partner ist, der bei Fragen zum Hobby zur Verfügung steht und auch mal Reparaturen macht.“