Russland wird für die deutschen Maschinen- und Anlagenbauer immer mehr zur Belastung. Der Abwärtstrend bei den Exporten hat sich zu Beginn dieses Jahres noch beschleunigt.

Frankfurt - Für die deutschen Maschinen- und Anlagenbauer wird die wirtschaftliche Krise Russlands immer stärker zu einer Belastung. Allein in den ersten drei Monaten dieses Jahres führten die Sanktionen gegen Moskau, die Wirtschafts- und Währungsschwäche des bisher viertgrößten Absatzmarktes zu einem Rückgang der Exporte in das Land von gut 28 Prozent. Schon im vergangenen Jahr waren die Ausfuhren nach Russland um 17 Prozent geschrumpft. „Der Abwärtstrend bei den Maschinenbauexporten hat sich zu Beginn dieses Jahres noch beschleunigt“, erklärte der Präsident des Branchenverbandes VDMA, Reinhold Festge, in Frankfurt. Er gehe davon aus, dass die Exporte nach Russland in den kommenden Monaten weiter stark zurückgehen werden. Russland befindet sich inzwischen nur noch auf Platz zehn der wichtigsten Abnehmerländer für den deutschen Maschinenbau. Für das gesamte Jahr befürchtet der Chefvolkswirt des VDMA, Ralph Wiechers, einen Rückgang der Maschinenexporte um ein Viertel bis ein Drittel. Fast jedes (94 Prozent) der deutschen Unternehmen sei davon betroffen, vier von fünf Unternehmen berichteten von sinkenden Auftragseingängen russischer Kunden.

 

Ein Grund für die Entwicklung ist der Kursverfall der Landeswährung Rubel. „Viele unserer Kunden sind momentan nicht in der Lage, die Importe aus Deutschland zu finanzieren und zu bezahlen“, sagte Festge nach der Rückkehr von Gesprächen aus Moskau. Auch die hiesigen Unternehmen hätten zunehmend Schwierigkeiten, eine Finanzierung für den Export nach Russland zu bekommen, da westliche Banken bei Russlandgeschäften sehr zögerlich geworden seien. „Der Mangel an Finanzierungen ist zurzeit das größte Hemmnis“, erklärte Ulrich Ackermann, Leiter VDMA Außenwirtschaft. Dadurch fehle das Geld, die hochwertigen deutschen Maschinen zu bezahlen. „Wir sind zu teuer geworden“, sagte Festge weiter.

Zwar hoffen die Maschinenbauer, dass die Sanktionen nur vorübergehend sind und eventuell schon im kommenden Jahr gelockert werden, aber viele Unternehmen befürchten, dass in der Zwischenzeit die chinesische Konkurrenz deutlich an Boden gewinnen könnte. Ein Drittel der vom Verband befragten Unternehmen glaubt, wegen der Krise und der Sanktionen gegen Russland weitere Kunden oder Aufträge an chinesische Wettbewerber verloren zu haben. Gleichwohl wollten die deutschen Maschinenbauer das Land nicht aufgeben. Nur zwei Prozent der Firmen wollten sich aus dem russischen Markt zurückziehen. 43 Prozent der Befragten hätten dagegen noch keine besonderen Maßnahmen getroffen, um der Krise entgegenzuwirken. Gleichzeitig gäben fast 30 Prozent der Unternehmen Preisnachlässe, ein Fünftel baue Personal in Russland ab.

Auch insgesamt läuft es für Deutschlands Maschinenbauer in diesem Jahr noch nicht rund. Im April gingen real zwei Prozent weniger Bestellungen ein als im Vorjahr. Die Inlandsorders waren mit drei Prozent im Minus, die Aufträge aus dem Ausland verfehlten ihr Vorjahresniveau um zwei Prozent. Zwar steigerten die Kunden aus den Euro-Partnerländern ihre Bestellungen auf Jahressicht um 14 Prozent. Doch die Nachfrage aus dem gewichtigeren „Rest der Welt“ sackte um sieben Prozent ab. „Damit hat sich das Auf und Ab der Bestellungen aus den vorangegangenen Monaten fortgesetzt“, sagte Wiechers.

Trotz der Probleme im Russlandgeschäft peilen die Maschinenbau-Unternehmen nach wie vor einen neuen Rekord an. Die Branche hofft bei der realen Produktion auf ein Plus von zwei Prozent nach dem Höchstwert im Vorjahr.