Der baden-württembergische Wirtschaftsminister will auf seiner Reise in das nahöstliche Land Kontakte knüpfen. Er hofft, wieder an die engen Beziehungen aus der Zeit vor dem Embargo anknüpfen zu können.

Stuttgart - Baden-Württembergs Wirtschaftsminister Nil Schmid bricht am Freitag zu einer Reise in den Iran auf. Knapp eine Woche lang wird er in dem Land weilen, das nach der Unterzeichnung des Atomvertrages wieder in die Weltgemeinschaft zurück kehren soll. Stationen seiner Reise sind Teheran und Isfahan. In seinem Gefolge befinden sich 68 Vertreter aus Politik und Wirtschaft sowie von Wirtschaftsverbänden. Es geht darum, den Markt zu sondieren, Kontakte neu zu knüpfen oder wieder aufzufrischen und politische Gespräche zu führen.

 

Iran war vor dem Embargo ein wichtiger Handelspartner Baden-Württembergs, mehrere Unternehmen aus dem Südwesten haben dort auch produziert. 2007 wurden Waren im Wert von 452 Millionen Euro in das Land exportiert. Doch im Zuge der Sanktionen wurden die Ausfuhren zusammengestrichen – seitdem beschränken sie sich im Wesentlichen auf Medizin, Pflegeprodukte und Ersatzteile, teilt das Stuttgarter Wirtschaftsministerium mit. Oder in Zahlen: 2013 verkauften hiesige Unternehmen Produkte für 180 Millionen Euro an das Mullah-Regime.

„Die Iraner verlangen deutsche Produkte“

Nun will Schmid wieder an alte Traditionen anknüpfen; Chancen rechnen sich vor allem der Maschinenbau, die Auto- sowie die Elektroindustrie aus. Schmid ist nicht der erste Minister, der eine Delegation in den Iran führt. Bundeswirtschaftminister Sigmar Gabriel war bereits dort, und auch Regierungsdelegationen aus Spanien und Frankreich haben die Lage in dem Land bereits sondiert. Schmid sieht gute Chance für den Südwesten. Die Iraner, die in den Jahren der weitgehenden Isolation ihre Geschäfte mit Ländern wie China deutlich ausgebaut haben, „verlangen nach deutschen Produkten, die langlebig und hochwertig sind“, sagt er. Wichtige Voraussetzung dafür ist allerdings, dass auch die Banken wieder im Iran aktiv sind. Derzeit halten sich die Institute, die wegen unerlaubter Transaktionen, zu teilweise empfindlichen Geldbußen verurteilt wurden, zurück.

Das nötige Kapital, um die teilweise veralteten Industriestrukturen zu modernisieren, hat der Iran. Denn im Boden des nahöstlichen Landes lagern die drittgrößten Erdölreserven weltweit. Nur Saudi-Arabien und Venezuela verfügen über noch mehr des schwarzen Goldes. Und in der Rangliste der weltweiten höchsten Gasvorkommen steht der Iran sogar auf Platz zwei.