So fing Drüner an zu forschen und musste bald feststellen, dass die Kritiker Richard Wagners richtig lagen. „Anstatt mich trotzdem auf die Verteidigung Wagners einzuschießen, habe ich versucht, als Musiker einen Weg zu finden, mit Wagners Antisemitismus, der in seinen Kompositionen offensichtlich wird, zurecht zu kommen“, erzählt Drüner. Er habe versucht, eine Brücke zwischen den extremen Wagner-Bildern zu bauen, „die beiden Wagners“, den Komponisten und Künstler mit seiner unglaublichen Musikalität, als auch den Bürger mit all seinen Fehlern und teils schrecklichen Ansichten, zu sehen. „Für solch einen komplexen Künstler wie Wagner gibt es meiner Ansicht nach keine einfache Lösung, sonst würde man seine schwierige Person, als auch sein komplexes Werk vereinfachen“, erklärt Drüner.

 

Sein Lieblingskomponist ist Wagner trotzdem nicht. „Er interessiert mich aus wissenschaftlicher Perspektive, aber neben ihm gibt es noch zwanzig andere Lieblingskomponisten und mindestens so viele Zweitlieblingskomponisten.“ Trotzdem hat auch das für ihn wertvollste Stück seines Antiquariats mit Wagner zu tun: eine originale Karikatur des berühmten Wagner-Porträt-Malers Franz Seraph von Lenbach, die das Ehepaar Cosima und Richard Wagner auf der Rückseite eines nicht ausgefüllten Bayreuther Patronatsscheines zeigt. „Die ist unverkäuflich“, sagt Drüner.