Lokales: Matthias Ring (mri)
Mit heimischem Gemüse sind wir also auch im Winter gut genug versorgt?
Wir haben keinerlei Unterversorgung zu befürchten. Im Sommer haben wir Kopfsalat, Eisbergsalat, Lollo Rosso, aber im Winter gibt es Feldsalat, Chinakohl, Chicorée – mit deutlich höherem Nährwert. In andere Richtungen gedacht, kann man sich vom Geschmack her vielfältig ernähren, und zwischendurch sicherlich auch mal. . .
.. . . sündigen so wie ich!
(lacht) Ach, ich bin gegen diese Dogmen. Aber bevor man zu Treibhaustomaten greift, die eh nicht besonders gut schmecken, ist es vielleicht sinnvoller, wenn man welche aus der Dose nimmt. Sonnengereift. Da muss man immer abwägen.
Oder lange, lange auf frische Ware warten. . .
Bei von weit her transportierten Lebensmitteln leidet die Qualität. Sie werden häufig unreif geerntet, müssen nachreifen, und dabei gehen nicht nur Geschmacks-, sondern auch Pflanzenstoffe verloren. Man braucht Sonne, damit sich Betacarotin bildet oder sich im Gemüse und Obst Abwehrmechanismen in Form von sekundären Pflanzenstoffen entwickeln.
Wie sieht es mit Tiefkühlprodukten aus?
Von den Inhaltsstoffen her ist zum Beispiel Tiefkühlspinat besser als der aus dem Treibhaus. Tiefkühlspinat ist immer Freilandspinat, und der hat wie andere Blattgemüse einen signifikant geringeren Nitratgehalt als der aus dem Treibhaus. Zumal durch das Heizen der Treibhäuser die CO2- Äquivalente fünf- bis zehnfach höher sind.
Also ist Tiefkühlkost besser als ihr Ruf.
Manche Tiefkühlprodukte sind sogar besser als die aus der Frischetheke, weil sie sofort verarbeitet und gefroren werden und nicht tagelang unter Lampen liegen, wobei sie viele Vitamine verlieren. Aber am besten ist es natürlich, auf den Wochenmarkt zu gehen und direkt bei den Erzeugern zu kaufen.
Aber heimische Äpfel etwa sind wegen der Lagerung im Winter auch nicht so gut, oder?
Klar, Temperatur und Luftgase müssen gesteuert werden, sonst hätten Sie keine knackigen heimischen Äpfel im Februar. Viele sagen, es sei nicht gut, im Frühjahr deutsche Äpfel zu essen wegen der benötigten Energie für die Kühlhäuser. Sie ein halbes Jahr lang zu kühlen – da weisen Äpfel aus Neuseeland eine ähnliche Energiebilanz auf. Aber man kann das nicht nur energetisch sehen. Viele Käufer möchten zusätzlich die regionalen Bauern unterstützen und unsere Kulturlandschaft erhalten.
Und wenn ich nun jeden Tag Lust auf Südfrüchte hätte, wäre das gut für mich?
Naja, viele Südfrüchte haben einen relativ hohen Anteil an Fruktose, und wenn Sie jetzt drei Kakis am Tag essen, kann es leichter zu einer Unverträglichkeit kommen, als wenn Sie drei Äpfel essen.
Wo doch Unverträglichkeiten ohnehin zunehmen, Stichwort Gluten, Laktose …
Das hat schon zugenommen, aber viele Leute behaupten, sie hätten eine Unverträglichkeit, die jedoch gar nicht diagnostisch von einem Arzt bestätigt wurde. Wenn wir uns so ernähren würden wie unsere Großeltern, dann könnten die meisten Menschen die aufgenommene Fruktosemenge problemlos resorbieren. Aber wenn ich jetzt viele Softdrinks trinke, reichlich Süßigkeiten, Kakis und weitere süße Früchte esse, dann ist klar, dass die Kapazitätsgrenze der Fruktoseaufnahme irgendwann an ihre Grenzen stößt. Wenn Fruktose dann in den Dickdarm gelangt, kommt es zu den klassischen Symptomen einer Fruktosemalabsorption wie Blähungen, Bauchschmerzen und Durchfall.
Viele glauben nur, sie hätten eine Unverträglichkeit, weil man das heute eben so hat?
Die Neigung zur Selbstdiagnose ist im Bereich Lebensmittelallergie und Intoleranzen weit verbreitet. Bei Magengrimmen hat man gleich die Begründung, dass es an diesem und jenem liegt. Bei Verdacht auf eine Lebensmittelunverträglichkeit sollte man diese beim Arzt überprüfen lassen, denn eine falsche Selbstdiagnose kommt häufig vor und grenzt die Lebensmittelauswahl des Betroffenen unnötigerweise ein.