L’Augberge Espagnole

 

Männer-WG: Nichts ist schlimmer, als wenn Machismo auf Trotzköpfigkeit trifft. Von Cedric Rehman

Es hätte so schön sein können. Eine Altbauwohnung im Zentrum Valencias an den Torres de Cuart, den beiden Trutztürmen, die den Eingang zum Barrio Carmen bewachen. Das Carmen ist nicht Soho und Valencia nicht Barcelona. Aber für Valencias Erasmus-Studenten war das Kneipenviertel dennoch die zweite Heimat. Der Film „L’Auberge Espagnole“ hat die zweite Pubertät der Auslandsstudenten in Spanien auf die Kinoleinwand gebracht. Mein von der EU mitfinanzierter Selbstfindungstrip hatte aber eine miefige Note. Und das hatte mit der Altbauwohnung zu tun und ihren Bewohnern.

Man nehme einen Spanier, der am Wochenende in sein Pueblo verschwindet, die Wäsche mitnimmt, aber das dreckige Geschirr dalässt, das er in der Woche angehäuft hat. Man nimmt einen weiteren Spanier, der zufällig Sohn der Vermieterin ist, und der ein Hoheitsrecht für sich beansprucht: niemals einen Lappen in die Hand zu nehmen. Und dann ist da noch der deutsche Neuzugang, dem zwar dem Nationalklischee zufolge ein Ruf von Ordnung vor-auseilt, der aber darauf pfeift. Die beiden spanischen Mitbewohner mögen gehofft haben, dass der Deutsche schon putzen wird. Doch ihre Hoffnungen zerschlugen sich schnell. Wir spielten stattdessen das Spiel, wer den Putzstreik länger aushält. Ich habe selten verloren.