Wer in diesem Jahr in Stuttgart ein Haus oder eine Wohnung erwerben will, muss unter Umständen nochmals tiefer in die Tasche greifen.

Stuttgart - Für den Stuttgarter Immobilienmakler Erich Hildenbrandt wird auch dieses Jahr ein Jahr der Wohnimmobilien. 'Die Preise für Wohnimmobilien werden in den kommenden Monaten in Stuttgart noch weiter steigen', prognostiziert der Makler, 'weil die Nachfrage groß und das Angebot überschaubar ist.' Wie zu erwarten, hätten die Bestandsimmobilien in der Landeshauptstadt bei den Preisen schon im zurückliegenden Jahr nachgezogen. Dabei sei die Schere zwischen Mietentwicklung und Preisentwicklung weiter auseinandergegangen. Hildenbrandt: 'Solange keine solide Anlagealternative mit entsprechender Verzinsung entsteht, wird sich die Nachfrage auf dem Immobilienmarkt nicht entspannen und die Preise weiter steigen lassen.'

 

Ähnlich auch der Tenor beim Maklerverband IVD: 'Wir rechnen damit, dass die Preise für Wohneigentum im Bundesdurchschnitt leicht oberhalb der Inflationsrate steigen', vermutet deren Vizepräsident Jürgen Michael Schick. Die BW-Bank sieht allerdings ' eine zunehmende Preissensibilität bei den Interessenten'. Wenn Lage, Zustand und Grundrisssituation stimmten, werden höhere Preise toleriert. Stimme die Lage nicht oder seien umfangreichere Investitionen notwendig, werde dies bei der Preisfindung berücksichtigt. 'Die Interessenten akzeptieren nicht mehr jeden Preis', so deren Immobilienexperte Robin Frank. Deshalb gehe die BW-Bank auch von einer weiteren Differenzierung des Marktes hinsichtlich Lagequalität und Objektqualität aus. Bei innerstädtischen Wohnungen, insbesondere im Stuttgarter Westen oder im Lehen- beziehungsweise Heusteigviertel, führe dies heute schon dazu, dass Anleger und Eigennutzer um dieselben Immobilien konkurrieren.

Die starke Nachfrage wird weiter anhalten

'Eine weiterhin positive Nachfrageentwicklung bei einer noch moderaten Preisentwicklung stellen wir in Teilen von Stuttgart-Heslach fest. Auch im Ein- bis Zweifamilienhausbereich erwarten wir, dass die starke Nachfrage anhält - insbesondere in den klassischen Halbhöhenlagen', hat Frank festgestellt. Auch in den südlichen Vororten wie Degerloch, Sillenbuch oder Vaihingen und Möhringen sei die Nachfrage nach Ein- bis Zweifamilienhäusern ungebrochen hoch. Im Segment innerstädtischer Mehrfamilienhäuser drücke das nach wie vor extrem knappe Angebot weiter auf die Rendite', skizziert der BW-Bank-Experte die aktuelle Entwicklung auf dem Immobilienmarkt der Landeshauptstadt.

Auch bei Dr. Lübke & Kelber sieht man nach wie vor eine 'starke' Nachfrage nach Häusern und Wohnungen in der Landeshauptstadt. Vor allem in Stadtgebieten wie der Gänsheide oder Degerloch gebe es eine große Nachfrage, bestätigt Prokurist Stephan Scheibe die Meinung seiner Kollegen. Diese Einschätzung wird auch von Corinna Degen vom Bankhaus Ellwanger & Geiger geteilt. 'Das positive wirtschaftliche Umfeld hält die Nachfrage nach Wohnimmobilien hoch. Allerdings beobachten wir, dass die Immobilienkäufer vorsichtiger werden und stärker auf die Preisentwicklung schauen. Zwar steigen die Immobilienpreise nach wie vor, doch der Zuwachs ist nicht mehr so rasant wie in den Vorjahren.

Hohe Nachfrage bei einem weiterhin viel zu geringen Angebot

Dies ist in Teilen auch auf das zögerlichere Kaufverhalten zurückzuführen', sagt die Leiterin Vertriebsservice Private Immobilien. Auf der Angebotsseite sei das Bild auf dem Stuttgarter Wohnimmobilienmarkt unverändert. So sei das Angebot weiterhin knapp und die Nachfrage groß. Dies liege auch daran, dass sich potenzielle Verkäufer von Wohnimmobilien nach wie vor zurückhalten, weil attraktive Anlagealternativen, die gleichzeitig ein hohes Maß an Sicherheit bieten, fehlten, analysiert Corinna Degen. Ähnlich auch die Erfahrung von David Grun von Pflugfelder Immobilien. Das Ludwigsburger Immobilienunternehmen mit einer Dependance in Stuttgart erwartet nach einem 'zufriedenstellenden Jahr 2013' auch für das neue Jahr im Bereich der Wohnimmobilien eine hohe Nachfrage bei einem weiterhin viel zu geringen Angebot. Nach Ansicht von Kurt Friedl, Regionaldirektor von Remax Deutschland Südwest, wird sich der Angebotsmarkt mit stark nachgefragten Gebrauchtimmobilien - also Ein- und Zweifamilienhäuser sowie Doppelhaushälften und Reihenhäuser - auch im kommenden Jahr nur langsam entspannen.

Die Nachfrage nach guten und qualitativen Immobilien in besten Lagen wird ungebrochen hoch sein', sagt Friedl. Er rechnet damit, dass im Neubaubereich deshalb vermehrt auch Angebote von Bauträgern auf den Markt kommen werden. Allerdings wird es für Bauträger nach Ansicht von Colliers International Stuttgart immer schwieriger, überhaupt noch Grundstücke in der Landeshauptstadt zu finden. Geschäftsführer Frank Leukhardt: 'Neben privaten Investoren besteht auch seitens institutioneller Investoren seit einigen Jahren eine rege Nachfrage nach wohnwirtschaftlichen Investments in Stuttgart und der Region, die das Angebot für den privaten Bereich zusätzlich verknappen.' Von einer Überhitzung der Märkte kann nach Ansicht des IVD aber keine Rede sein. 'In Deutschland gebe es für jede neu auf den Markt kommende Wohnung mehr Bewerber als in den Vorjahren', sagt IVD-Vize Schick.

Die Immobilienmärkte bräuchten demnach eher ein größeres Wohnungsangebot. 'Immobilienökonomisch bleibt die Verzinsung einer Immobilieninvestition bei dem damit verbundenen äußerst geringen Risiko überaus attraktiv, so der IVD-Vizepräsident. Wer eine als Kapitalanlage genutzte Wohnung in einer Stadt besitzt, in der die Angebotspreise überdurchschnittlich gestiegen sind, sollte jetzt den Verkauf überprüfen, so der IVD. 'Der optimale Zeitpunkt für den Exit ist jetzt - bevor die Dynamik der Wohnungsmärkte nachlässt', rät Jürgen Michael Schick.