Laut einer Studie des Immobilienverbands Deutschland liegt die Landeshauptstadt bei Mieten und Wohnungspreisen bundesweit auf dem zweiten Platz. Die Maklervereinigung fordert Erleichterungen für Erstkäufer.

Korrespondenten: Barbara Schäder (bsa)

Frankfurt - Für Wohnungssuchende ist Stuttgart nach München die zweitteuerste Großstadt. Zu diesem Ergebnis kommt der Immobilienverband Deutschland (IVD) in seinem Wohnpreisspiegel 2015. Die durchschnittliche Nettokaltmiete für Neuverträge stieg demnach gegenüber dem Vorjahr um 3,8 Prozent auf 10,90 Euro pro Quadratmeter. Diese Zahl bezieht sich auf Bestandswohnungen mit mittlerem Wohnwert – laut dem Maklerverband IVD ist dies die auf dem deutschen Markt am häufigsten vertretene Kategorie. Bei gutem bis sehr gutem Wohnwert werden im Schnitt 12 bis 14 Euro pro Quadratmeter verlangt, im Neubau teilweise noch deutlich mehr. Ermittelt wurden diese Zahlen im zweiten und dritten Quartal 2015.

 

Auch bei den Preisen für Eigentumswohnungen liegt Stuttgart laut IVD hinter München auf dem zweiten Platz. Andere Studien kommen allerdings zu anderen Ergebnissen. Das Marktforschungsinstitut F+B beispielsweise sieht Hamburg und Frankfurt vor der baden-württembergischen Landeshauptstadt. Auch die von F+B angegebenen Wohnungspreise sind im Schnitt höher. Allerdings bezieht sich die F+B-Statistik auf die Forderungen der Verkäufer, während der IVD die tatsächlich gezahlten Kaufpreise ermittelt. Nach seinen Angaben wurden in Stuttgart für eine Bestandswohnung mit mittlerem Wohnwert zuletzt 2650 Euro pro Quadratmeter gezahlt. Auch hier gilt: Für Gebäude mit gutem Wohnwert liegen die Preise deutlich höher, für Neubau-Wohnungen im obersten Segment bei durchschnittlich 7000 Euro pro Quadratmeter.

Preise um acht Prozent gestiegen

Mit einem Plus von gut acht Prozent gegenüber dem Vorjahr hat sich der Preisanstieg für Eigentumswohnungen in Stuttgart verlangsamt. Von 2013 auf 2014 hatten die Kaufpreise um fast zehn Prozent zugelegt. Auch bundesweit habe sich der Preisauftrieb abgeflacht, teilte der IVD mit. Für die kommenden Jahre sei angesichts des anhaltenden Zuzugs in die Großstädte aber mit einer weiteren Verteuerung des Wohnraums zu rechnen, wenn auch nicht im Tempo der vergangenen Jahre. „Die große Unbekannte dabei ist die langfristige Unterbringung der Flüchtlinge“, sagte IVD-Präsident Schick. „Sie wird dazu führen, dass der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum noch deutlich größer wird.“

Ganz ähnlich sieht es die HSH Nordbank, die am Dienstag ebenfalls eine Immobilienstudie veröffentlichte. Anerkannte Flüchtlinge würden sukzessive vom ländlichen Raum in die Ballungszentren umziehen, prognostiziert die Landesbank von Hamburg und Schleswig-Holstein. „Damit bleibt der ohnedies schon hohe Nachfrageüberhang auf den großstädtischen Wohnungsmärkten erhalten.“ Schon vor dem Anstieg der Flüchtlingszahlen habe das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung das Neubaudefizit in den 15 am stärksten betroffenen Großstädten auf über 100 000 Wohnungen geschätzt.

Makler fordern Grundsteuerbefreiung für Erstkäufer

Der Maklerverband IVD forderte vor diesem Hintergrund Erleichterungen für Bauherren und Hauskäufer. „Wer zum ersten Mal seine eigenen vier Wände erwirbt, sollte keine Grunderwerbsteuer zahlen“, sagte IVD-Präsident Schick. Dadurch würde der Kauf von Eigenheimen begünstigt und der Mietmarkt entlastet. Auch der soziale Wohnungsbau sollte nach Ansicht des IVD von der Grunderwerbsteuer befreit werden.

Außerdem sprach sich Schick dafür aus, eine für nächstes Jahr geplante Verschärfung der Energiestandards für Neubauten zu verschieben: Die Energiesparverordnung (EnEV) 2016 sollte erst drei Jahre später in Kraft treten, „damit schnell bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden kann“.