Die Birkacher Bezirksbeiräte und die Stadträte haben der Aufstellung eines Bebauungsplans für das Wohnquartier Pallotti zugestimmt. Allerdings mit einigen Einschränkungen – und Kritik seitens einiger Bürger.

Birkach - Die eindringlichen Appelle von Anwohnern und Bezirksbeiräten haben offensichtlich nicht den gewünschten Effekt gehabt. Der Umwelt- und Technikausschuss (UTA) des Gemeinderats hat am Dienstag, 8. März, bei nur einer Gegenstimme und einer Enthaltung der Beschlussvorlage zum Bebauungsplan fürs Wohnquartier Pallotti zugestimmt. Anders als von Anwohnern befürchtet, ist damit zwar noch nichts in Stein gemeißelt, sondern lediglich beschlossen, dass der Bebauungsplan für das Areal in Nord-Birkach zwischen Aulendorfer Straße, Birkheckenstraße und Im Wiesengrund aufgestellt wird. Das betonten die Vertreterinnen der Stadt bei der Sitzung der Bezirksbeiräte am vorangegangenen Montagabend immer wieder. Doch eine gewisse Richtung, um nicht zu sagen Höhe, zeichnete sich doch ab.

 

So stellte Stuttgarts Baubürgermeister Peter Pätzold (Grüne) im UTA klar, dass die Verwaltung am vorliegenden Entwurf festhalte. „Wir reden über bezahlbaren Wohnraum. Wir reden über eine Entwicklung im Inneren“, sagte Pätzold adressiert an die Birkacher Lokalpolitiker.

Mehr Stellplätze gefordert

Diese hatten bei ihrer Sitzung dem Aufstellungsbeschluss nur unter gewissen Bedingungen zugestimmt: Die Geschosse der Gebäude zum Wiesengrund hin sollten sich auf zwei beschränken, die zur Aulendorfer Straße hin auf vier. Außerdem sprachen sie sich für mehr Pkw-Stellplätze aus, nämlich für mindestens 1,5 pro Eigentumswohnung, was ein Minimum von 96 ergibt. Zudem solle es mindestens eine Ladestation für zwei Elektroautos geben. Die gegenwärtige Planung sieht 84 Stellplätze für Autos und 172 für Fahrräder vor. In Hinblick auf die geforderten Pkw-Stellplätze hatte Susanne Frucht vom Amt für Stadtplanung den Bezirksbeiräten zu bedenken gegeben, dass das den Wohnraum noch teurer mache. Ein Argument, das Pätzold im UTA wiederholte – und das der CDU-Bezirksbeirat Werner Schmückle am Vorabend mit dem Hinweis auf die Parkplatzsituation im Bezirk als fahrlässig bezeichnet hatte.

Wichtiger war den Birkacher Politikern und den zahlreich zur montäglichen Sitzung erschienenen Bürgern aber ohnehin die Höhe der Gebäude. In diesem Punkt kamen ihnen die Stadträte ein Stück entgegen: Carl-Christian Vetter (CDU) wollte geprüft haben, ob das Dachgeschoss des derzeit sechsstöckig geplanten Gebäudes an der Aulendorfer Straße nicht anders gestaltet werden könne. Jürgen Zeeb von den Freien Wählen wollte wissen, ob das Sockelgeschoss nicht tiefer in den Untergrund gelegt werden könnte. Michael Conz (FDP) knüpfte sein „Ja“ an die Prämisse, „dass sich an dem Punktgebäude noch etwas tut“. Gegen die Vorlage stimmte Eberhard Brett (AfD), Ralph Schertlen von den Stadtisten enthielt sich. Positiv bewerteten im UTA die ökosozialen Stadträte den Entwurf des Sillenbucher Architekturbüros Schwarz Jacobi, den die Jury im Juli vergangenen Jahres zum besten gekürt hatte.

Kritik von Anwohnern und Katholiken

Den bewerteten auch nicht alle Bezirksbeiräte negativ. „Wir finden den Entwurf ganz gut gelungen“, sagte beispielsweise Petra Pfendtner (Grüne) und wies auf den „dringend benötigten Wohnraum“ hin. Konträr sahen das die FDP-Sprecherin Ingrid Tillmanns, der CDU-Bezirksbeirat Jürgen Holzwarth und Anna Ventouri von den Freien Wählern. Äußerst kritische Stimmen kamen aus den vollbesetzen Publikumsreihen. Während zwei Katholiken den Abriss der Pallotti-Kirche bedauerten, richteten sich die anderen Wortmeldungen von Bürgern ebenfalls gegen die geplante Gebäudehöhe.

Wo derzeit noch die Kirche steht, will das Siedlungswerk ein Wohnquartier bauen, das aus acht Gebäuden besteht. Darin soll es 64 Eigentumswohnungen geben, Platz für eine viergruppige Kindertagesstätte sowie vier Wohneinheiten für Flüchtlinge, drei für Asylsuchende und drei für Studenten. Aus der – im doppelten Sinne – Sicht der anwesenden Anwohner sind die Häuser aber zu hoch geplant. Außerdem wurde die Forderung nach mehr Mitspracherecht laut: „Ich hoffe, dass es eine gewollte und echte Bürgerbeteiligung gibt“, sagte eine Frau aus der Nachbarschaft des Pallotti-Areals und warnte: „Wenn Sie es so bauen, wird die Unzufriedenheit in Zukunft immer so sein, wie Sie sie jetzt erleben.“ Dafür gab es Applaus.

Bürgerbeteiligung

Von 29. März bis 4. Mai liegen die Pläne aus beim Amt für Stadtplanung, Eberhardstraße 10, und beim Bezirksrathaus, Filderhauptstraße 155. Außerdem sind sie dann hier zu finden. Am 27. April gibt es im evangelischen Gemeindezentrum, Grüninger Straße 25, einen Erörterungstermin. Beginn ist um 18 Uhr.