Nirgendwo in Stuttgart wurden 2013 mehr Wohnungen gebaut als in Vaihingen. Auch Möhringen ist begehrt. Jährlich steigt die Zahl der Einwohner zwischen Vaihingen und Sillenbuch um durchschnittlich 1270.

Filder - Vaihingen“, sagt Thomas Schwarz, der Leiter des Statistischen Amts, „weist mit die stärkste Bautätigkeit auf“. Nirgendwo sonst wurden im vergangenen Jahr so viele Wohnungen geschaffen wie im südwestlichen Zipfel der Landeshauptstadt. Insgesamt waren es 372 Stück, die zusammen näherungsweise einen Wert von 70 Millionen Euro besitzen. Zum Vergleich dazu wurden im gesamten Innenstadtgebiet 319 Wohnungen gebaut, die freilich aufgrund der Lage mit 165 Millionen Euro einen weitaus höheren Wert haben. Nach Feuerbach mit 230 Wohnungen folgt übrigens bereits Möhringen auf Platz vier. 201 Wohnungen im Wert von 50 Millionen Euro wurden dort dem Markt übergeben. Das geht aus der aktuellen Wohnungsbaustatistik hervor, die in dieser Woche veröffentlicht wurde. Insgesamt entstanden 1500 Wohnungen.

 

Attraktivität durch Uni-Nähe

Zum einen, sagt Schwarz, fließen in die Statistik die vielen kleinen Hausbauten ein. Mal geht es da um Nachverdichtung, mal einfach um ein neues Mehrfamilienhaus. Und zum anderen beeinflussen auch immer wieder Großprojekte die Zahlen. „Es ist also immer auch vom Zufall abhängig, wann ein Gebiet erschlossen ist“, sagt der Amtsleiter.

So hängt die hohe Platzierung Möhringens auch mit der Fertigstellung des Seeparks zusammen. Die Gesellschaft für Wohnungs- und Gewerbebau (GWG) hatte das Projekt von der insolventen Häussler-Gruppe übernommen. Inzwischen wird am zweiten Bauabschnitt gearbeitet. Ein Teil der 196 Wohnungen soll Ende des Jahres fertig werden. Und auf dem Europaplatz auf dem Fasanenhof baut ebenfalls die GWG derzeit weitere 314 Wohnungen.

Somit dürfte Möhringen zumindest auch in der nächsten Ausgabe der Wohnungsbaustatistik auf den vorderen Plätzen zu finden sein. Vaihingen sowieso. Der Bezirk braucht nicht das eine große Bauprojekt, um regelmäßig den Rest von Stuttgart zu überholen. „In den großen Bezirken wird ohnehin mehr gebaut als anderswo“, sagt Schwarz. Zudem „ist das von der Lage her ein super Stadtbezirk. Und die Nähe zur Uni macht Vaihingen noch attraktiver“.

Ein teurer Flecken Erde

Im Durchschnitt der vergangenen anderthalb Jahrzehnte belegt der westlichste Filderbezirk deshalb auch mit Abstand den ersten Platz. Zwischen 2000 und 2005, so weist es die Statistik aus, entstand sogar jede sechste Wohnung in Vaihingen, danach war es immer noch jede neunte. „Das ist eine auffällig hohe Zahl“, sagt Schwarz. Nur in Bad Cannstatt und in Feuerbach drehten sich die Baukräne über die Jahre hinweg betrachtet ähnlich häufig.

Das passt ins Bild. So ist die Filderebene ein teurer Flecken Erde, was auch in der hohen Nachfrage begründet liegt. Das Bauland kostet hier so viel Geld wie sonst eigentlich nur in der Innenstadt, und die Richtpreise haben im vergangenen Jahr noch einmal kräftig zugelegt. So kostet ein Quadratmeter Bauland laut Grundstücksmarktbericht der Stadt in Sonnenberg bis zu 1130 Euro. Im Vaihinger Ortskern werden 990 Euro fällig, im Zentrum Möhringens 980 Euro.

Die Einwohnerzahl steigt Jahr für Jahr

Dies auch, weil jedes Jahr die Zahl der Menschen, die auf die Filderebene ziehen, größer ist als die derer, die den hiesigen Bezirken den Rücken kehren. Jährlich steigt die Zahl der Einwohner zwischen Vaihingen und Sillenbuch auf diese Art um durchschnittlich 1270. Zumindest legen das die Daten nahe, die das Statistikamt für den Zeitraum von 2008 bis 2012 aufbereitet hat. Vor allem aus den weiter entfernten Regionen Baden-Württembergs zieht es die Menschen in den Süden der Landeshauptstadt, aber auch aus dem EU-Ausland.

Zudem schielen die Unternehmen beständig auf die Gegend zwischen A 8, A 81 und B 27. So stößt das Step-Areal, ein Technologiepark in der Nähe des Unicampus, inzwischen an seine Grenzen. Der 25 Millionen Euro teure Neubau für die Mitarbeiter des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoffforschung (ZSW) wird auf der letzten noch verfügbaren Brache entstehen. Und im Gewerbegebiet Vaihingen/Möhringen hat sich im vergangenen Jahr ein Investor aus München das riesige Areal des Buchgroßhändlers Koch, Neff und Oetinger (KNO) gesichert und will dort mehrere Bürokomplexe bauen. Langfristig sollen dort 1500 Arbeitsplätze entstehen.