Der Bau- und Wohnungsverein schafft zeitgemäßen Wohnraum. Die Raitelsbergstraße wird Sackgasse.

S-Ost - Der Bau- und Wohnungsverein Stuttgart investiert einen zweistelligen Millionenbetrag in das Projekt „Wohnen im Osten“. Zwei Bauabschnitte sind bereits abgeschlossen, ein dritter ist fast fertig, weitere sind im Bau und in Vorbereitung. Durch das Großprojekt im Herzen von Ostheim wird das Angebot an zeitgemäßen Wohnungen in Stuttgart-Ost deutlich erhöht. Gleichzeitig steigen aber auch die Mieten. In den bisherigen Altbauten in dem Gebiet lag die Kaltmiete bei rund 5,50 Euro pro Quadratmeter. In den Neubauten oder den komplett und aufwendig sanierten Altbauten liegt die künftige Miete dagegen bei bis zu 9,70 Euro pro Quadratmeter. Dadurch verändert sich die Mieterstruktur – und somit auch die Bevölkerungsstruktur im Stadtteil.

 

Der Bau- und Wohnungsverein, der im Jahr 1866 unter dem Namen „Verein für das Wohl der arbeitenden Klassen“ von Eduard Pfeiffer und anderen Stuttgartern gegründet wurde, hat knapp 5000 Mietwohnungen in Stuttgart und Gerlingen in seinem Bestand. Fast die Hälfte davon, rund 2400, sind im Stadtbezirk Stuttgart-Ost. Damit ist der Verein vermutlich einer der größten Vermieter im Osten.

Im Neubau steckt Abruchmaterial

Allein für das Projekt Wohnen im Osten investiert der Verein mehr als 25 Millionen Euro. Für etwas mehr als die Hälfte der Summe wurden und werden im Bereich Raitelsberg- und Rotenbergstraße mehrere Neubauten errichtet, mit dem Rest werden Altbauten saniert. Das Besondere an den Neubauten ist, dass dafür erstmals bei einem Bauprojekt in Baden-Württemberg Recyclingbeton – er wird aus Abbruchmaterial gewonnen – verwendet wird.

Die Bauabschnitte 1 und 3 des Projekts sind fertig, die Wohnungen zumindest zum Teil bereits bezogen. Der Bauabschnitt fünf geht seiner Fertigstellung entgegen. Dabei handelt es sich um ein Gebäude aus dem Jahr 1918, das entsprechend den gesetzlichen Vorgaben aufwendig saniert wird. Nach Angaben von Thomas Wolf vom Vorstand des Bau- und Wohnungsvereins, der die Projekte im Bezirksbeirat vorgestellt hat, liegen die Sanierungskosten etwa zehn Prozent höher als ein Neubau gekostet hätte. Allerdings sollte das Gebäude unbedingt erhalten werden, auch um den Gesamtcharakter der Siedlung zu bewahren. Die Mietpreise der Wohnungen in dem sanierten Gebäude werden laut Wolf knapp unter Neubauniveau liegen. Trotzdem habe es keinerlei Probleme gegeben, Mieter zu finden. Diese seien aus ganz unterschiedlichen Bevölkerungsschichten – bis hin zum Chefarzt.

Die bisherigen Mieter in dem Gebäude und in den für die Neubauten abgerissenen Altbauten konnten laut Wolf in andere Wohnungen des Vereins umziehen. Etwa 90 Prozent der Altmieter seien in Ostheim geblieben. Ein großes Problem in dem Stadtteil ist für Wolf der Mangel an barrierefreien und damit auch seniorengerechten Wohnungen. Bei Altbausanierungen wie an der Rotenbergstraße sei es beispielsweise nicht möglich, Aufzüge einzubauen. Wolf: „Nur bei einem Abriss und Neubau lassen sich wirklich barrierefreie Wohnungen bauen.“

Mit dem Projekt Wohnen im Osten will der Verein sowohl jungen Familien als auch älteren Menschen zeitgemäßen Wohnraum bieten. Damit die dafür erforderliche Infrastruktur stimmt, sind im Bauabschnitt 2 des Projekts zum einen eine viergruppige Kindertagesstätte, zum anderen eine Sozialstation für ambulante Betreuung geplant.

Verkehrsberuhigung für Kita

Die Kita wird vom Kinder- und Familienzentrum St. Josef betrieben, die Sozialstation vom Bad Cannstatter Anna-Haag-Haus. Beide Einrichtungen wollen sich gemeinsam auch um das in dem Neubau geplante Mietercafé kümmern. Das Anna-Haag-Haus sucht dafür bereits jetzt ehrenamtliche Helfer (www.annahaaghaus.de).

Im Zuge der Baumaßnahme soll die Raitelsbergstraße in dem Bereich unterbrochen und dort ein Aufenthaltsbereich auch für die Kita-Nutzer geschaffen werden. Hintergrund dieser eher ungewöhnlichen Verkehrsberuhigung sind Brandschutzvorschriften: Nur so kann die Feuerwehr zwischen den Gebäuden 29 und 31 zum Blockinnenhof gelangen, wo bereits ein Neubau entstanden ist.

So fallen zwar insgesamt 16 Autostellplätze an der Straße weg, gleichzeitig werden jedoch in neuen Tiefgaragen mehr als 100 Stellplätze geschaffen. Der Bezirksbeirat hat der Verkehrsberuhigung zugestimmt.