42 Wohnungen entstehen an der Breitscheidstraße. Das gelingt durch Umnutzung und einen Neubau.

S-West - Auf den ersten Blick bietet der Westen keinen Platz, Neubauprojekte zu realisieren und zusätzlichen Wohnraum zu schaffen. Doch bei genauerer Suche finden Investoren immer wieder Wege und Orte, an denen sie bauen können. Das Bismarckhaus beispielsweise wird aufgestockt. Die Baugenehmigung ist erteilt. In den neuen Geschossen entstehen Eigentumswohnungen, die im gehobenen Segment anzusiedeln sind. Das Erdgeschoss soll gewerblich genutzt werden.

 

Bereits im Bau ist das Mietshaus auf dem Gelände des ehemaligen Gemeindehauses der Rosenberg- und Gedächtniskirchengemeinde durch die GWG-Gruppe. Kritische Stimmen gab es an dieser Stelle nicht, da dort keine freie Fläche bebaut wird, sondern ein neues Wohnhaus ein altes Gebäude ersetzt. Anders verhält es sich an der Lindenspürstraße, wo in einem Innenhof ein Haus hochgezogen wird. Die Nachbarn protestierten, weil das Gebäude den ehemals üppig begrünten Hof mit vielen Bäumen verdrängt hat. Und irrtümlicherweise viele Wohnungsbesitzer davon ausgegangen waren, dass in dem Innenhof ein Bauverbot gilt.

Baugenehmigung soll noch dieses Jahr erteilt werden

Ein Projekt, das sowohl ein bestehendes gewerbliches Gebäude in Wohnraum umwandelt, aber auch einen Neubau in einem Innenhof vorsieht, plant die Firma Bouwfonds Immobilienentwicklung an der Breitscheidstraße 42. Dort ist es das ehemalige Oberschulamt, in dem Loft- und Maisonette-Wohnungen entstehen. Die sollen, so sieht es der Zeitplan vor, in der zweiten Hälfte des Jahres 2014 bezugsfertig sein. Die Baugenehmigung wird noch dieses Jahr erteilt, sofern keine Einwände mehr kommen, sagt Baurechtsamtsleiterin Kirsten Rickes. „Es fehlen noch Unterschriften von Nachbarn, weil die Tiefgaragenzufahrt teils über ein Nachbargrundstück führt“, so Rickes.

Einwände hatte es nicht nur wegen der Zufahrt zur Tiefgarage gegeben, die insgesamt 45 Stellplätze fassen soll, sondern wegen der Innenhofbebauung allgemein. Der Hof ist frei und wird als Parkplatz genutzt. Egon Bäder, ein direkter Nachbar, hatte gegen die Baupläne Einspruch erhoben. Er sei nicht generell gegen eine Bebauung, doch die Masse war ihm zu wuchtig. Auch eine Eigentümerin zweier Häuser an der Lindenspürstraße, die ebenfalls an den Hof angrenzen, sprach sich gegen den Bau aus. Ihr und Bäders Hauptargument stützt sich auf die dort gültige Baustaffel 2, in der nach der Ortsbausatzung nur drei Stockwerke zugelassen sind. Geplant sind aber vier.

Ein Stockwerk mehr, aber keine Überschreitung der Haushöhe

Warum das Baurechtsamt das zusätzliche Stockwerk abnickt, erklärt Rickes: „Der Baustaffelplan gibt neben den Stockwerken auch eine Gebäudehöhe von zwölf Metern vor und diese wird nicht überschritten.“ Die Ortsbausatzung ist aus dem Jahr 1935. „Früher hat man höher gebaut, die Gebäude hatten Sockel mit Hochparterre-Wohnungen und meist auch ein Satteldach“, sagt Rickes. So kam man mit weniger Geschosszahlen auf die gleiche Höhe.

Um diese nicht zu überschreiten, wird der Neubau ein Flachdach haben, das begrünt werden soll. Das Begrünungskonzept, das der Investor mitgereicht hat, scheint ein ausschlaggebender Punkt gewesen zu sein, dem Projekt grünes Licht zu geben. „Wir haben unser Vorhaben im Bezirksbeirat und im Technikausschuss vorgestellt und gute Resonanz bekommen“, sagt Rainer Beitlich von Bouwfonds.

Bezirksvorsteher Reinhard Möhrle bestätigt die Zustimmung seitens des Bezirksbeirats: „Der Innenhof ist versiegelt, und trotz der Bebauung wird es dort danach grüner sein, als es ist.“ Ähnliches ist aus dem Stadtplanungsamt zu hören und vom Baurechtsamt. „Der Neubau hat weniger Volumen als Altbauten, schafft dafür mehr Wohnfläche und die Umgebung wird grüner werden“, sagt Rickes. Auch den vorgegebenen Abstand zu den Nachbarhäusern halte man ein. „Wir haben mindestens 4,80 Meter Abstand, was der Mindestvorgabe der Landesbauverordnung entspricht“, sagt die Amtsleiterin.

Der Investor bringt für das Projekt rund 20 Millionen Euro auf. Die Werkgemeinschaft HHK Architekten wird es realisieren. Rainer Beitlich hofft, dass die Genehmigung bald kommt und Anfang nächsten Jahres mit den Arbeiten begonnen werden kann. „Den Antrag haben wir schon im April eingereicht“, sagt Beitlich, „aber wenn man in Stuttgart baut, muss man Geduld mitbringen.“