Sport: Carlos Ubina (cu)

Zwei Schlüsselerlebnisse nennt Wolfgang Dietrich, die ihn dazu bewegt haben, sich als Präsidentschaftskandidat aufstellen zu lassen. Erstens: zwei Stadionbesuche nach Jahren der Enthaltsamkeit in der vergangenen Saison. Gegen Hannover 96 und Mainz 05. „Sehr bitter war das“, erinnert sich Dietrich. Zweitens: das Testländerspiel der deutschen Nationalmannschaft am 29. Mai in Augsburg gegen die Slowakei (1:3). „Da standen sechs beim VfB ausgebildete Spieler auf dem Platz, und auf der Bank saßen drei Trainer mit VfB-Vergangenheit“, erzählt Dietrich. Zu sich selbst sagte er: „Will ich weiter eines von 47 000 VfB-Mitgliedern sein oder aus meiner Bruddelecke herauskommen?“

 

Eindeutig hat Dietrich die Frage für sich beantwortet: Der Mann mit der Mitgliedsnummer 836 (seit 42 Jahren dabei) will den VfB in eine bessere Zukunft führen, ihn wieder profilieren und „uns allen den Stolz auf den VfB zurückgeben“ – und zwar nicht als Ratgeber hinter den Kulissen, wie er es zuvor getan hat, sondern in der Rolle eines aktiven Moderators. Vielleicht wäre sogar der Begriff des Universalstrategen besser, wenn man berücksichtigt, was der Aufsichtsrat dem avisierten Nachfolger des nach dem Abstieg zurückgetretenen Bernd Wahler alles zutraut – und was beim einst erfolgreichen Verein für Bewegungsspiele alles angeschoben werden muss.

„Ich bin politisch, finanziell und auch persönlich unabhängig“, sagt Dietrich über seine Startvoraussetzungen. Allerdings ist er als ehemaliger S-21-Sprecher kein unbeschriebenes Blatt. Als jemand, der den Club aufgrund seiner Vergangenheit als Frontfigur des Bahnprojekts gar vor eine Zerreißprobe stellen könnte, wird er von Skeptikern wahrgenommen. Dietrich geht das entschieden zu weit – und mit seiner Biografie offensiv um. „Sie können sicher sein, dass ich sehr wohl unterscheiden kann, ob ich ein Unternehmen leite, für ein Bahnprojekt stehe oder ob ich für das Präsidentenamt beim VfB kandidiere“, sagt er.