Finanzminister Wolfgang Schäuble hat im Zusammenhang mit den Flüchtlingen von einer „Lawine“ gesprochen. Das Wort symbolisiert Vernichtung und Kapitulation zugleich, kommentiert Thomas Maron.

Berlin - Wolfgang Schäuble spielt mit dem Feuer. Die Herausforderung, die der Flüchtlingszustrom mitbringt, mag ja groß sein. Aber wer Menschen, von denen die meisten vor Krieg und Hunger fliehen, mit einer Lawine vergleicht, missachtet eine rote Linie, die normalerweise nur rechts von der Union ignoriert wird. Das Bild ist deshalb so gefährlich, weil es Vernichtung und Kapitulation zugleich symbolisiert. Die verheerende Wirkung einer Lawine ist nicht aufzuhalten, der Tod vieler Menschen ist gewiss. Nichts als Zerstörung hinterlässt die Naturgewalt, hilflos ist der Mensch und erst recht die Politik ihr ausgesetzt, wenn sie ins Rollen kommt. Es ist die Urangst der Menschen, dem Untergang nicht entgehen zu können, die Schäuble weckt. Ängste, wie sie auch Pegida vor dem Islam schüren will.

 

Schäuble passiert so etwas nicht aus Versehen. Er benennt auch eine mögliche Ursache für Lawinenabgänge: „Irgendein unvorsichtiger Skifahrer“, der „ein bisschen Schnee“ bewegt. Alle, wirklich alle in der Union wissen, wen er damit meint: CDU-Chefin Angela Merkel. Er will, dass sie einen härteren Kurs fährt. Und sie nimmt es hin, isoliert in ihrer eigenen Partei. So geschwächt war Merkel noch nie. Und das in einem Moment, in dem Stärke gefragt ist. Deshalb ist gewiss: diese Regierung geht schweren Zeiten entgegen.