Noch versperren die Bauarbeiten zum Calatrava-Bahnhof zwar den Durchgang zum Broadway und zum alten Finanzdistrikt an der Wall Street. Doch seit dieser Woche lässt sich zumindest erahnen, wie das Gefüge des neuen Lower Manhattan in Zukunft greifen wird. Keine zwei Minuten wird es dann vom World Trade Center zur neuen U-Bahn Station an der Ecke Broadway und Fulton Street zu Fuß sein, die ebenfalls in dieser Woche nach 13 Jahren wieder eröffnet hat. Neun Linien laufen hier zusammen und wenn der Pendler aus dem Zug steigt, findet er sich unter dem Lichtdom eines hochmodernen Terminals mit Einkaufsmöglichkeiten, Cafés und Schnellrestaurants wieder.

 

Es ist in der Tat ein vollkommen neuer Stadtteil, der nach endlosem Gezank um Finanzierung und Design entstanden ist und dessen Charakter langsam greifbar wird. Die Präsenz der Hochfinanz ist deutlich zurückgefahren. Die alten Bankhäuser an der Wall Street, aus denen die Flucht der Geldinstitute schon lange vor dem 11. September begonnen hatte, sind heute luxuriöse Apartmenthäuser für gut situierte Familien. Und in den Türmen des World Trade Center dominieren internationale Firmen und Medienhäuser wie Conde Nast, die Buchverlage Harper Collins und MacMillan und zum Ende des Jahres auch die Zeitschriften des Time-Konzerns.

So werden Downtown die Schlipse der Financiers durch die Stilettos der Mode-Redakteurinnen ersetzt. Bereits verschwunden sind die Stripclubs an der Greenwich Street und die ramschigen Discount-Läden an der Fulton Street, in denen die Pendler der Regierungsbehörden rund um die Brooklyn Bridge sich auf dem Nachhauseweg mit dem Nötigsten eindeckten. Aus den Ruinen der Tragödie entsteht ein eleganter Wohn- und Geschäftsbezirk mit hochmoderner Architektur und zweifelsohne demnächst auch den Boutiquen und Restaurants, die die neue Klientel anzieht. Es ist ein Stadtteil, der sich bestens in das heutige Manhattan fügt, das der letzte Bürgermeister Bloomberg mit Hochdruck in ein Markenprodukt für die postindustrielle Angestelltenelite verwandelt hat.