Die Alte Kanzlei kämpft darum, mit ihrem Württemberg-Haus auf dem Wasen erneut zum Zug zu kommen. Gerüchte über verschiedene Probleme dementieren die Verantwortlichen entschieden.

Freizeit & Unterhaltung : Ingmar Volkmann (ivo)

Stuttgart - Wenn die Gerüchteküche brodelt, ist es nicht leicht, die Quelle der Nachrede ausfindig zu machen. Fabian Baur sitzt im ersten Stock der Gaststätte Alte Kanzlei am Stuttgarter Schillerplatz. Der Rechtsanwalt fühlt sich nicht wohl dabei, als Geschäftsführer des Gastronomie-Unternehmens derzeit verstärkt im Fokus zu stehen, versucht aber tapfer, mit Zahlen zur positiven Entwicklung der Alten Kanzlei Aufbruchstimmung zu verbreiten. Die Zwischentöne verraten indes Baurs wahren Gemütszustand: „Die Gerüchte über eine Pleite unserer Gesellschaft sind Humbug und werden von Wettbewerbern lanciert. Das ist geschäftsschädigend. Wir behalten uns vor, dagegen vorzugehen.“

 

Über keinen anderen Gastronomiebetrieb wird derzeit so getuschelt wie über die Alte Kanzlei. Die Gründe: Wirt Marco Grenz ist laut Fabian Baur krank. „Ob und wann er zurückkommt, ist unklar“, so Baur. Marco Grenz wiederum wollte sich weder zu seinen Plänen noch zu seinem Gesundheitszustand äußern. Im Herbst war er der Hoffnungsträger unter den Volksfest-Wirten und hatte Ernst und Henny Stamer mit ihrem Weinzelt abgelöst, die zuvor 40 Jahre auf dem Wasen tätig waren. Als Neuling wollte er mit seinem Württemberg-Haus Akzente setzen. Das Konzept ging aber nicht auf. Das Weinhaus mit den Partnern Michael Herzog von Württemberg und Stuttgarter Hofbräu blieb oft leer. Als die Holzkonstruktion auch noch bis 19. Dezember auf dem Wasen stand, also vier Wochen länger als es die Abbaufrist vorsieht, war bald die Rede von finanziellen Problemen der Gesellschaften, die hinter dem Württemberg-Haus, aber auch hinter der Alten Kanzlei stecken.

„Diese Gerüchte entbehren jeder Grundlage“, sagt Christian Rasch, Sprecher der Geschäftsleitung von Stuttgarter Hofbräu. Die Brauerei ist seit Herbst 2011 Partner der Alten Kanzlei. „Die Rechnungen, die man bezahlen muss, sind bezahlt“, sagt Baur. Dass man bei der ersten Teilnahme auf dem Wasen Lehrgeld zahle, sei ganz normal. „Es gibt keinen Festwirt, der im ersten Jahr Geld verdient. Dass wir Federn lassen, war klar“, sagt Rasch. Wie viel Geld in das Württemberg-Haus investiert wurde und wie hoch die Verluste sind, will Fabian Baur nicht näher beziffern. Der späte Abbau des Hauses sei auf logistische Probleme zurückzuführen. „Das Baubuch hatte gefehlt. Ohne dieses Dokument kann man nicht abbauen, weil man das Haus sonst nie wieder aufbauen kann“, so Rasch.

„Eine so kurze Vertragslaufzeit ist normal“

Bei der städtischen Veranstaltungsgesellschaft In Stuttgart hat man die Probleme rund um das Württemberg-Haus registriert. „Der Vertrag von Marco Grenz und seinem Württemberg-Haus hat nur für das Volksfest 2012 gegolten. Eine so kurze Vertragslaufzeit ist normal. Die Bewerbungen für das Volksfest 2013 werden derzeit noch geprüft. Zusagen gibt es somit noch nicht“, sagt Andreas Kroll, der Geschäftsführer der In Stuttgart.

Fabian Baur will nun darum kämpfen, mit dem Württemberg-Haus keine Eintagsfliege zu bleiben. Dem Rechtsanwalt ist im ersten Stock der Alten Kanzlei dabei immer noch anzumerken, dass er sich an vorderster Gastronomie-Front nicht ganz so wohl fühlt: „Eine Konkurrenzsituation unter Unternehmen ist das eine. Ein solches Hauen und Stechen wie auf dem Wasen habe ich aber noch nirgendwo erlebt.“