5.851.247 Medien liegen in der Württembergischen Landesbibliothek in Stuttgart zur Nutzung bereit: ein Büchertempel mitten in Stuttgart, der besonders von Studierenden gerne als digitaler Arbeitsplatz genutzt wird.

Stuttgart - 5.851.247 Medien! Davon sind rund 3,5 Millionen allein Bücher. Zusätzlich gibt es noch zwei Millionen weitere Materialien wie Handschriften, Autographen, Inkunabeln, Noten, Karten und Pläne, Ton-, Bildträger, CD-ROMs, Flugblätter, Fotos, Plakate, Feldpostbriefe, Porträts und Ortsansichten. Stetig werden es mehr. Jährlich tätigt die Württembergische Landesbibliothek rund 55.000 Neuanschaffungen in allen möglichen Fachrichtungen.

 

Der materielle Wert der Sammlung liegt vermutlich im mehrstelligen Milliardenbereich. Der ideelle Wert jedoch ist unbezahlbar. Besonders auf ihre mittelalterlichen Handschriften ist die Landesbibliothek sehr stolz. So ist es auch nicht verwunderlich, dass das teuerste Medium der Bücherei, der Stuttgarter Psalter, eine Handschrift aus dem 8. Jahrhundert ist. Er umfasst 150 Psalmen mit über 300 Miniaturzeichnungen. Allein dieses Werk schätzt Jörg Ennen – Pressesprecher der Landesbibliothek – auf einen mehrstelligen Millionenpreis.

Gründung durch Herzog Karl Eugen von Stuttgart

Das hätte sich Herzog Karl Eugen wohl nur schwer erträumen können, als er die Bücherei am 11. Februar 1765 als eine der ersten öffentlichen Leseanstalten überhaupt in Ludwigsburg gründete.

Des Herzogs Etat für seine Bücherleidenschaft war begrenzt und doch legte er knapp 20 Jahre nach der Eröffnung des Hauses den Grundstein für die heute vermutlich größte Bibelsammlung der Welt. 1784 kaufte er über 5 000 Bibeln und bibelähnliche Werke. Dazu schrieb er in seinem Tagebuch: „Dieser Zuwachs vor meine öffentliche Büchersammlung freuet mich umso mehrers, als dieße Sammlung einzig und wohl die stärkste, wo nicht in Europa, doch gewiß in Teutschland ist.“

Heute sieht es die Landesbibliothek als eine ihrer Aufgaben, diese Sammlung stetig zu erweitern. Es befinden sich derzeit knapp 20.000 Bibeln im Besitz der Württembergischen Landesbibliothek. Der spektakulärste Kauf hierfür war die berühmte Gutenberg-Bibel, die die Bücheranstalt 1978 für rund 4 Millionen Euro bei einer Auktion in New York erstand.

Die WLB als Quell des Wissens für Studierende

Was für die Landesbibliothek zu ihren größten Schätzen zählt, sind für andere eher verstaubte Relikte aus einer längst vergessenen Zeit. Nicht nur, weil diese Werke aufgrund von Wert, Alter und Zerfallsgrad oft von der Öffentlichkeit fern in einem tiefen Kellertresor weggeschlossen und nur in Kopie oder Nachdrucken einsehbar sind.

Gerade von Studenten – immerhin 50 Prozent der aktiven Nutzer – wird die Württembergische Landesbibliothek gerne besucht. Dabei geht es natürlich vor allem um die moderne Literatur. Besonders beliebt sind Geisteswissenschaften wie Geschichte und Literatur, aber auch Jura, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Naturwissenschaften und Technik hingegen werden gerne der Bibliothek der Universität Stuttgart überlassen. Nicht zuletzt auch, um Platz zu sparen.

Die Württembergische Landesbibliothek gilt zwar offiziell als Wissenschaftsbücherei, hat aber auch die Aufgabe – wie alle anderen Landesbüchereien auch – alle Medien, die von Verlagen im Einzugsgebiet herausgebracht werden, zu archivieren. Der Thienemann Verlag etwa, bekannt für seine unzähligen Kinderbücher, liefert regelmäßig große Mengen an Kinderliteratur. Diese werden zwar im Lesesaal zur Ansicht herausgegeben, können aber, anders als die Wissenschaftsliteratur, nicht entliehen und mit nach Hause genommen werden. Vielleicht ist es auch dieser Archivierungspflicht geschuldet, dass die Landesbibliothek inzwischen aus allen Nähten platzt und eine ernstzunehmende Raumnot herrscht.

Erweiterungsbau startet zum Jubiläum

Pünktlich zum 250. Jubiläum nächstes Jahr soll deshalb der Spatenstich zum Erweiterungsbau gemacht werden. Dort sollen nicht nur Flächen für weitere Tiefenmagazine, sondern vor allem auch Raum für Arbeitsplätze geschaffen werden. „Eigentlich braucht man nur noch einen Tisch, einen Stuhl und eine Steckdose für den Laptop“, sagt Ennen. Die Landesbibliothek verfügt überall über freies W-Lan und viele Studierende nutzen die Einrichtung, um direkt dort ihre Arbeiten zu schreiben. „Jetzt ist es so, dass die meisten die Landesbibliothek als Lern- und Arbeitsplatz nutzen und sich hier richtiggehend einrichten. Die E-Books, die wir inzwischen haben, können direkt auf dem Laptop gelesen werden. Immer weniger nehmen die Bücher wirklich mit nach Hause“, so Ennen weiter.

Ob man die Medien nun vor Ort nutzt oder mit nach Hause nimmt: Bei mehr als fünf Millionen Einheiten ist sicherlich für jeden etwas dabei, ob zur Befriedigung des privaten Wissensdursts oder als Grundlage für alle erdenklichen wissenschaftlichen Arbeiten.

Dieser Text ist im Rahmen eines Projekts zum Thema "Studieren in Stuttgart" in Zusammenarbeit mit der Macromedia-Hochschule in Stuttgart entstanden. Alle Beiträge der Journalistik-Studenten gibt es auf unserer Themenseite.