Die Behörden erwarten, dass die Zahl der Flüchtlinge steigt. Die Kirche will sich noch stärker als bisher engagieren. Außerdem soll es ein Bündnis für Flüchtlinge geben.

Familie, Bildung, Soziales : Michael Trauthig (rau)

Stuttgart - Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge rechnet damit, dass zum Jahresende mehr Menschen Asyl beantragen als in den vergangenen Monaten. Insgesamt erwartet die Behörde für 2014 rund 200 000 Erstanträge. Angesichts dieses Zustroms und vor dem am Montag stattfindenden Flüchtlingsgipfel in Baden-Württemberg, zu dem Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) eingeladen hat, stockt die württembergische Landeskirche ihre Flüchtlingshilfe um 2,15 Millionen Euro auf insgesamt fast 4,7 Millionen Euro auf.

 

„Menschen, die an Leib und Leben bedroht sind, verdienen es, dass wir ihnen unsere Türen und Herzen öffnen“, sagte dazu der evangelische Bischof Frank Otfried July. Der Geistliche sprach sich zugleich dafür aus, ein „Bündnis für Flüchtlinge“ ins Leben zu rufen. An dem sollten sich alle politischen Ebenen beteiligen – Kirchen, Wohlfahrtsverbände, aber auch die Wirtschaft oder Vereine. Durch die Gesellschaft solle „ein Ruck gehen“, um die Willkommenskultur abzusichern. July erinnerte daran, dass die Hilfsbereitschaft und das Engagement der Kirchen bereits groß sei. Neben Pfarrern und Diakonen setzten sich viele Ehrenamtliche ein, berichtete der Vorstandsvorsitzende der württembergischen Diakonie, Dieter Kaufmann. Es gebe Betreuungsgruppen, Fahrdienste, Asylpatenschaften, Freizeitangebote und Gesprächskreise. Das nun bewilligte zusätzliche Geld soll einerseits zur Unterstützung in den Grenzregionen Syriens verwendet werden, andererseits soll es zum Beispiel in einen Fonds für Projekte in den hiesigen Kirchengemeinden fließen.

Flüchtlinge kommen auch in Pfarrhäusern unter

Nach Julys Einschätzung muss den Flüchtlingen rasch gesellschaftliche Teilhabe – auch durch Arbeitsaufnahme – ermöglicht werden. Dies sichere die Aufnahmebereitschaft der einheimischen Bevölkerung. Die Landeskirche hat zudem geprüft, ob sie noch Räume zur Verfügung stellen kann. Bisher sind mehr als 400 Flüchtlinge im Bereich der württembergische Diakonie und Kirche untergekommen – etwa in ungenutzten Pfarrhäusern. Weiteres Potenzial soll genutzt werden. Derweil hat das Bundeskabinett die Lockerung des Baugesetzbuches gebilligt. Dies soll die Errichtung von Unterkünften zum Beispiel in Gewerbegebieten erleichtern.