Thomas Schadts „Der Rücktritt“ verweigert eine solche Verurteilung geschickt. Die Stimmung des Films dreht sich beinah genauso schnell wie die damaligen Meinungsumfragen zur Affäre Wulff. Als Zuschauer fällt es schwer, eine klare Haltung zu den Protagonisten zu entwickeln. Soll man aber auch gar nicht, so der Dokumentarist im StZ-Gespräch. Urteilen, das sollen andere. Worum es ihm stattdessen geht, ist die Geschichte, die den Medienskandalen gegenübersteht. Schadt inszeniert dabei einerseits mit feiner Feder die absurde Komik, die aus dem Wechselspiel zwischen Medien und Politik entsteht. Andererseits zeigt er das Präsidentenpaar als „Eingeschlossene“, die aus dem Inneren des Schlosses Bellevue auf den Kriegsschauplatz hinausschauen, ohne wirklich in das Geschehen eingreifen zu können.

 

Nur ein kleiner Hinweis zu Beginn des Films erinnert daran, dass sich Vieles davon allerdings im Bereich des Spekulativen bewegt. Allzu viel künstlerischen Freiraum hatte Thomas Schadt bei der Bearbeitung des Stoffes jedoch trotzdem nicht. Für das Drehbuch zum Film kämpfte er sich durch eine Vielzahl von unterschiedlichen Quellen: Mehrere Bücher, die zur Affäre Wulff auf den Markt kamen, wurden mithilfe des Spiegel-Journalisten Jan Fleischhauer durchkämmt, dazu zahlreiche Zeitungsinterviews, Artikel und Fernsehberichte. Schadt führte Hintergrundgespräche im Umfeld der Wulffs und versuchte schließlich, mit dem ehemaligen Bundespräsidenten selbst in Kontakt zu kommen.

Das Urteil im Wulff-Prozess folgt dem Film auf den Fuß

Dies allerdings vergeblich: Aufgrund des laufenden Prozesses könne Christian Wulff momentan leider mit niemandem sprechen, hieß es aus seinem Büro. Heute zuckt Schadt darüber nur mit den Achseln: „Ich denke, er hätte uns als Gesprächspartner im Endeffekt nicht viel genutzt, da er jedes Wort auf die Goldwaage legen muss. Man bearbeitet ja reale Figuren, das heißt, man benötigt Quellennachweise, die notfalls auch juristisch standhalten“. Also biss er die Zähne zusammen und telefonierte stattdessen immer wieder mit dem eigenen Anwalt. Solange, bis dieser den Film für wasserdicht erklärte.

Zwei Tage nach der Ausstrahlung des Doku-Dramas am kommenden Dienstag auf Sat 1 soll in Hannover nun auch das Urteil in Sachen Wulff gesprochen werden – eine zeitliche Punktlandung für Schadt.

Die Schauspieler Kai Wiesinger und Anja Klink spielen dabei das Ehepaar Wulff in den letzten beiden Monaten vor ihrem Rückzug aus dem Schloss Bellevue. Dort, wo die Kameras in Wahrheit ausgesperrt blieben, inszeniert Thomas Schadt die Ereignisse so, wie sie gewesen sein könnten: Er zeigt Wulff als Privatperson, im Kreis seiner engsten Berater, in der Interaktion mit der Presse. Damit kreiert der Film nicht nur ein Bild, das die Medien bisher offen ließen, mehr oder weniger offen lassen mussten, sondern schafft gleichzeitig ein geschicktes Dreiecksspiel: an der Spitze das Ehepaar Wulff; auf den beiden anderen Seiten stehen sich dessen PR-Team und die Journalisten gegenüber.

Auffällig ist, dass Thomas Schadt dabei darauf verzichtet, einem der drei Akteure leichtfertig den schwarzen Peter zuzuschieben. Alles scheint für den unvoreingenommen Zuschauer schlüssig: Wo Journalisten detaillierte Einblicke in sämtliche Kontoauszüge des Bundespräsidenten verlangen, muss doch eine Hetzkampagne im Gange sein! Wo Christian Wulff in naivem Aktionismus vor die Kameras rennt, da ist der Mann doch seinem Amt nicht gewachsen! Und wo sich die Berater selbst immer tiefer in Korruptionsvorwürfe verwickeln lassen, da hat doch das System von innen versagt! Oder?

Das Urteil soll dem Zuschauer schwer fallen

Thomas Schadts „Der Rücktritt“ verweigert eine solche Verurteilung geschickt. Die Stimmung des Films dreht sich beinah genauso schnell wie die damaligen Meinungsumfragen zur Affäre Wulff. Als Zuschauer fällt es schwer, eine klare Haltung zu den Protagonisten zu entwickeln. Soll man aber auch gar nicht, so der Dokumentarist im StZ-Gespräch. Urteilen, das sollen andere. Worum es ihm stattdessen geht, ist die Geschichte, die den Medienskandalen gegenübersteht. Schadt inszeniert dabei einerseits mit feiner Feder die absurde Komik, die aus dem Wechselspiel zwischen Medien und Politik entsteht. Andererseits zeigt er das Präsidentenpaar als „Eingeschlossene“, die aus dem Inneren des Schlosses Bellevue auf den Kriegsschauplatz hinausschauen, ohne wirklich in das Geschehen eingreifen zu können.

Nur ein kleiner Hinweis zu Beginn des Films erinnert daran, dass sich Vieles davon allerdings im Bereich des Spekulativen bewegt. Allzu viel künstlerischen Freiraum hatte Thomas Schadt bei der Bearbeitung des Stoffes jedoch trotzdem nicht. Für das Drehbuch zum Film kämpfte er sich durch eine Vielzahl von unterschiedlichen Quellen: Mehrere Bücher, die zur Affäre Wulff auf den Markt kamen, wurden mithilfe des Spiegel-Journalisten Jan Fleischhauer durchkämmt, dazu zahlreiche Zeitungsinterviews, Artikel und Fernsehberichte. Schadt führte Hintergrundgespräche im Umfeld der Wulffs und versuchte schließlich, mit dem ehemaligen Bundespräsidenten selbst in Kontakt zu kommen.

Das Urteil im Wulff-Prozess folgt dem Film auf den Fuß

Dies allerdings vergeblich: Aufgrund des laufenden Prozesses könne Christian Wulff momentan leider mit niemandem sprechen, hieß es aus seinem Büro. Heute zuckt Schadt darüber nur mit den Achseln: „Ich denke, er hätte uns als Gesprächspartner im Endeffekt nicht viel genutzt, da er jedes Wort auf die Goldwaage legen muss. Man bearbeitet ja reale Figuren, das heißt, man benötigt Quellennachweise, die notfalls auch juristisch standhalten“. Also biss er die Zähne zusammen und telefonierte stattdessen immer wieder mit dem eigenen Anwalt. Solange, bis dieser den Film für wasserdicht erklärte.

Zwei Tage nach der Ausstrahlung des Doku-Dramas am kommenden Dienstag auf Sat 1 soll in Hannover nun auch das Urteil in Sachen Wulff gesprochen werden – eine zeitliche Punktlandung für Schadt.