43 Jahre nach der Gründung sind die Artrocker von Yes ein Erlebnis - auch wenn Jon Anderson fehlt. In Stuttgart verzichten sie auf ihren Mega-Hit.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Stuttgart - Benoit David heißt der Mann. Der Kanadier hat einst bei einer Coverband gesungen. Close To The Edge hieß sie - und hat Songs der britischen Artrocker Yes nachgespielt. Nun steht er neben dem Gitarristen Steve Howe, dem Bassisten Chris Squire, dem Keyboarder Geoff Downes und Schlagzeuger Alan White auf der Bühne im Hegelsaal der Stuttgarter Liederhalle - und darf Jon Anderson spielen. David macht das stimmlich wirklich überzeugend, auch wenn manchmal bei den gaaaaanz hohen Tönen ein paar Wackler drin sind. Die aber hat selbst der engelsgleiche Anderson immer wieder im Konzert gehabt.

 

An der Bühnenpräsenz indes ließe sich noch feilen. Während Anderson bei seinen oft belächelten Ausflügen in andere Sphären eine gewisse Aura besaß, gibt Benoit David eher den leicht verträumt vor sich hin tänzelnden Musicaldarsteller. Dennoch, auch mit David bleibt ein Yes-Konzert ein Erlebnis. Das liegt vor allem an dem ungeheuren musikalischen und technischem Potenzial, über das alle anderen Mitstreiter, allen voran der mittlerweile 64-jährige Steve Howe, verfügen. Auf den einzigen wirklichen Yes-Megahit "Owner Of A Lonely Heart" verzichten die Musiker vollkommen. Die 18 Songs an diesem Abend verteilen sich vielmehr gleichmäßig auf die ganz frühe Yes-Phase - wobei "Wonderous Stories" vom 1977-Album "Going For The One" schon ein Ausreißer ist - und auf das neue Album "Fly From Here".

Mit ihm gelingt es Yes, zumindest annähernd an die früheren Tage anzuknüpfen. Die Höhepunkte sind aber dennoch eindeutig die Klassiker wie "And You And I", "Heart Of The Sunrise" und - als einzige Zugabe - "Roundabout". Die überraschendste Erkenntnis dieses ordentlich besuchten, aber bei weitem nicht ausverkauften Konzerts ist die, dass Yes auch 43 Jahre nach ihrer Gründung kein bisschen angestaubt klingen. Das mag daran liegen, dass die Briten schon immer Musik jenseits der Zeit gemacht haben.