Sie werden oft als „Geist der Berge“ bezeichnet, weil man sie kaum zu Gesicht bekommt: Schneeleoparden. Indien hat nun Zahlen veröffentlicht, wie viele der majestätischen Tiere auf seinem Staatsgebiet leben.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

In Indien leben derzeit mehr als 700 Schneeleoparden in freier Wildbahn. Dieses Ergebnis einer mehrjährigen Zählaktion gab das Umweltministerium in Neu-Delhi bekannt. Um das langfristige Überleben der seltenen Tiere sichern zu können, sei eine stete Überwachung des Bestands wichtig.

 

Schneeleoparden sind scheue Einzelgänger

Er sieht einem Leoparden ähnlich, hat aber ein längeres, meist graues Fell, das in der kalten Jahreszeit besonders dick ist. Im Gegensatz zu anderen Großkatzen brüllt der Schneeleopard nie. Foto: Imago/Imagebroker
Der Schneeleopard ist ein typischer Bewohner des Gebirges. Hier findet man ihn in verschiedenen Lebensräumen wie Felsgebieten, Gebirgssteppen, Buschland und lichten Nadelwäldern. Dichte Wälder meidet er. Foto: Imago/Imagebroker
Im Sommer hält er sich bevorzugt oberhalb der Baumgrenze auf Bergwiesen und in felsigen Regionen auf, wobei er etwa im Himalaya in Höhenlagen bis 6000 Meter aufsteigt. Foto: Imago/Imagebroker

Selbst im Winter, wenn er seinen Beutetieren in niedrigere Lagen folgt, findet man ihn in dieser Region kaum unterhalb von 2000 bis 2500 Meter, im Sommer hält er sich meist oberhalb von 4000 bis 4500 Meter auf. Die Größe des Streifgebietes richtet sich nach der Anzahl der verfügbaren Beutetiere.

Da die Beutetiere im Hochgebirge meist nur in sehr geringen Populationsdichten vorkommen, nutzen Schneeleoparden in vielen Regionen riesige Flächen.

Ein Revier umfasst in einem guten Jagdgebiet 20 bis 40 Quadratkilometer und in beutearmen Regionen wie der Mongolei bis zu 1000 Quadratkilometer. Foto: Imago/Imagebroker
Zu den wichtigsten Beutetieren des Schneeleoparden gehören je nach Region Blauschafe, Argalis, Steppenschafe, Steinböcke, Schraubenziegen, Tahre, Murmeltiere, Pfeifhasen und verschiedene Vögel. Foto: Imago/Nature Picture Library
Schneeleoparden sind Einzelgänger und kommen nur zur Paarungszeit zwischen Januar und März zusammen. Die Jungen werden nach einer Tragzeit von rund 94 bis 103 Tagen geboren. Foto: Imago/Nature Picture Library

Im Wurf befinden sich ein bis fünf, meist zwei bis drei Junge, die zwischen April und Juni, in der Wildnis meist im Schutz einer Felshöhle, zur Welt kommen. Die scheuen Einzelgänger mit grauweißem, dunkel gemustertem Fell werden oft als „Geist der Berge“ bezeichnet, weil man sie kaum zu Gesicht bekommt. Nach Angaben der Umweltstiftung WWF gibt es noch rund 4200 bis 6400 der Tiere, die gut getarnt im felsigen, verschneiten Hochgebirge Zentralasiens und des Himalajas in Freiheit leben. Sie sind auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) als „gefährdet“ gelistet. Große Gefahren sind für sie Lebensraumverlust und Wilderer.

Lebensraum von mehr als 120 000 Quadratkilometer

Der wichtigste natürliche Feind und gleichzeitig größter Konkurrent ist der Wolf. In den südlichen Teilen des Verbreitungsgebietes ist darüber hinaus auch der Leopard ein großer Konkurrent. Foto: Imago/Blickwinkel
Schätzungen gehen von insgesamt 4000 bis 6600 wild lebenden Individuen aus, die sich auf eine Fläche von 1,8 Millionen Quadratkilometern verteilen. Foto: Imago/Zoonar

Die Analyse in Indien sei während der Jahre 2019 bis 2023 auf rund 120 000 Quadratkilometern durchgeführt worden – mehr als 70 Prozent des geschätzten Schneeleoparden-Lebensraums im Land, heißt es. Schätzungen gehen von insgesamt 4000 bis 6600 wild lebenden Individuen weltweit aus, die sich auf eine Fläche von 1,8 Millionen Quadratkilometern verteilen.

Lebensräume von Schneeleoparden

In folgenden Ländern und Landstrichen kommen Schneeleoparden vor:

  • Zentral- und Süasien
  • südliches Sibirien
  • Tibet
  • Afghanistan
  • Bhutan
  • Cina
  • Indien
  • Kasachstan
  • Kirgisistan
  • Mongolei
  • Nepal
  • Pakistan
  • Russland
  • Tadschikistan
  • Usbekistan

Dabei seien unter anderem Wildtierbehördenmitarbeiter, Forscher, Freiwillige und die Umweltorganisation WWF beteiligt gewesen. Zunächst sei die Verteilung der Tiere im Gebiet abgeschätzt worden. Später seien mit Kamerafallen Fotos von 241 Schneeleoparden entstanden. Basierend auf diesen und weiteren Daten sei die Zahl hochgerechnet worden.