In dieser Zeit reifte die Idee, zu fliehen. Die Vorbereitungen dauerten ein Jahr. Über einen bereits geflüchteten Kommilitonen stellte Albrecht Böhl einen Kontakt zu einer Fluchthelferorganisation in West-deutschland her. Er hatte kein Telefon, und die Briefe wurden von der Staatssicherheit kontrolliert, sagt er. Darum habe er sich mehrmals mit dem Fluchthelfer konspirativ in Berlin getroffen.

 

Am 10. Februar 1967 war es soweit. Niemand wusste von seinem Plan, auch seine Mutter nicht. Am Treffpunkt an der Transitautobahn Berlin-Helmstedt warteten Albrecht Böhl, seine damalige Freundin und heutige Ehefrau, gemeinsam mit zwei Freunden und einer weiteren, ihm unbekannten Frau auf den Fluchthelfer. In einem Auto, aus dem die Rückbank ausgebaut war, versteckt unter einer Decke, ging es für die fünf jungen Leute Richtung Westen. Albrecht Böhl erinnert sich noch heute genau an das Modell des Fluchtautos, es war ein Citroën DS 21. Das Auto war ein französischer Regierungswagen und passierte deshalb die Grenze unkontrolliert. „Eine Stunde später waren wir in Hannover.“ Dort feierte die kleine Gruppe am Abend in einem Restaurant ihre Freiheit.

10 000 D-Mark pro Kopf kostet die Flucht

Am nächsten Tag fuhr Böhl zusammen mit seiner Freundin weiter nach Kiel zu Verwandten. In den kommenden Wochen folgten Befragungen durch die deutsche Polizei und die US-Geheimdienstbehörden. „Das war ein ganz normaler Vorgang“, so Böhl. Erst dann schrieb er seiner Mutter eine Ansichtskarte: Ich bin im Westen. „Sie war ganz überrascht.“

Eine Schülerin fragt: Was hat die Flucht gekostet? 10 000 Mark pro Kopf, antwortet Böhl. Als Student habe er natürlich nicht so viel Geld gehabt. Doch die Fluchtorganisation habe ihm einen Vertrag angeboten. Sobald er Geld verdiene, solle er jedes Jahr 1000 Mark zurückzuzahlen. Das tat er auch. Die Böhls gingen erst nach West-Berlin, dann nach Stuttgart und 1978 nach Calw. Ende gut alles gut?

Nicht ganz. Ende der 1990er Jahr forderte auch Albrecht Böhl seine Stasi-Akte an. 386 Seiten. Nun lernte er die ganze Geschichte seiner Flucht kennen. Die Postkarte an seine Mutter war von der Stasi gelesen worden. Die Familie, Freunde, Bekannte und Kollegen waren von der Polizei zu seiner Flucht und seinem Charakter befragt worden. Er fand heraus, wo überall Stasi-Spitzel in seinem Umfeld agierten und wer sie waren. Was er nicht wusste: sein Fluchthelfer wurde Ende der 1970er Jahre von der Stasi ausfindig gemacht und verstarb zu dieser Zeit. Ins stille Klassenzimmer lässt Böhl den Satz fallen: „Da kann man sich nun ja seine Gedanken machen.“ Fliehen und Flüchtlingen dabei zu helfen, war alles andere als ungefährlich.

In dieser Zeit reifte die Idee, zu fliehen. Die Vorbereitungen dauerten ein Jahr. Über einen bereits geflüchteten Kommilitonen stellte Albrecht Böhl einen Kontakt zu einer Fluchthelferorganisation in West-deutschland her. Er hatte kein Telefon, und die Briefe wurden von der Staatssicherheit kontrolliert, sagt er. Darum habe er sich mehrmals mit dem Fluchthelfer konspirativ in Berlin getroffen.

Am 10. Februar 1967 war es soweit. Niemand wusste von seinem Plan, auch seine Mutter nicht. Am Treffpunkt an der Transitautobahn Berlin-Helmstedt warteten Albrecht Böhl, seine damalige Freundin und heutige Ehefrau, gemeinsam mit zwei Freunden und einer weiteren, ihm unbekannten Frau auf den Fluchthelfer. In einem Auto, aus dem die Rückbank ausgebaut war, versteckt unter einer Decke, ging es für die fünf jungen Leute Richtung Westen. Albrecht Böhl erinnert sich noch heute genau an das Modell des Fluchtautos, es war ein Citroën DS 21. Das Auto war ein französischer Regierungswagen und passierte deshalb die Grenze unkontrolliert. „Eine Stunde später waren wir in Hannover.“ Dort feierte die kleine Gruppe am Abend in einem Restaurant ihre Freiheit.

10 000 D-Mark pro Kopf kostet die Flucht

Am nächsten Tag fuhr Böhl zusammen mit seiner Freundin weiter nach Kiel zu Verwandten. In den kommenden Wochen folgten Befragungen durch die deutsche Polizei und die US-Geheimdienstbehörden. „Das war ein ganz normaler Vorgang“, so Böhl. Erst dann schrieb er seiner Mutter eine Ansichtskarte: Ich bin im Westen. „Sie war ganz überrascht.“

Eine Schülerin fragt: Was hat die Flucht gekostet? 10 000 Mark pro Kopf, antwortet Böhl. Als Student habe er natürlich nicht so viel Geld gehabt. Doch die Fluchtorganisation habe ihm einen Vertrag angeboten. Sobald er Geld verdiene, solle er jedes Jahr 1000 Mark zurückzuzahlen. Das tat er auch. Die Böhls gingen erst nach West-Berlin, dann nach Stuttgart und 1978 nach Calw. Ende gut alles gut?

Nicht ganz. Ende der 1990er Jahr forderte auch Albrecht Böhl seine Stasi-Akte an. 386 Seiten. Nun lernte er die ganze Geschichte seiner Flucht kennen. Die Postkarte an seine Mutter war von der Stasi gelesen worden. Die Familie, Freunde, Bekannte und Kollegen waren von der Polizei zu seiner Flucht und seinem Charakter befragt worden. Er fand heraus, wo überall Stasi-Spitzel in seinem Umfeld agierten und wer sie waren. Was er nicht wusste: sein Fluchthelfer wurde Ende der 1970er Jahre von der Stasi ausfindig gemacht und verstarb zu dieser Zeit. Ins stille Klassenzimmer lässt Böhl den Satz fallen: „Da kann man sich nun ja seine Gedanken machen.“ Fliehen und Flüchtlingen dabei zu helfen, war alles andere als ungefährlich.

„Haben Sie heute noch Kontakt zu den anderen Flüchtlingen?“, wird Böhl am Ende gefragt. „Ja, sie waren damals und sind auch heute noch meine besten Freunde.“