Die Schulen sind der Ort, an dem Kinder und Jugendliche das gesellschaftliche Zusammenleben lernen müssen. Deutschland muss in Brennpunktschulen investieren – auch im Kampf gegen Antisemitismus, wie unser Redakteur Tobias Peter kommentiert.

Korrespondenten: Tobias Peter (pet)

Es ist ein deutliches Warnsignal, wenn der Zentralrat der Juden mit Blick auf Antisemitismus an deutschen Schulen von einer neuen Dimension spricht. Dass es an deutschen Schulen – jedenfalls an einem Teil von ihnen – solche Probleme gibt, ist kein unbekanntes Phänomen. Nach den Terroranschlägen der Hamas gegen Israel tritt das Problem nun noch einmal stärker sichtbar zu Tage. Und offenbar auch mit einer gesteigerten Aggressivität.

 

Eine beschämende Entwicklung

Eine Schule in Niedersachsen hat eine Begegnung im Rahmen eines Programms abgesagt, bei dem jüdische Freiwillige das Gespräch mit Jugendlichen suchen. Die Verantwortlichen müssen reagieren, wenn sie glauben, die Sicherheit eines jüdischen Gastes nicht garantieren zu können. Dass dies der Fall war, ist aber auch in hohem Maße beschämend.

Herrscht an Schulen, in denen vielen Schüler mit arabischen Wurzeln unterrichtet werden, häufig ein gefestigt antisemitisches Weltbild, wie der Deutsche Lehrerverband sagt? Ein Generalverdacht ist falsch. Dasselbe gilt aber für das Ignorieren von Problemen. Lehrkräfte in Brennpunktschulen stehen ohnehin vor riesigen Herausforderungen. Gerade deshalb benötigen sie mehr Unterstützung, wenn zusätzlich zu allen anderen Problemen der Hass gegen Juden bekämpft werden muss. Im schlimmsten Fall ist das die Hilfe der Polizei – aber passieren muss natürlich weit vorher etwas.

Klar ist: Ein bestimmtes Programm gegen Antisemitismus allein wird nicht die Lösung sein. In den Schulen können müssen Kinder und Jugendliche das gesellschaftliche Zusammenleben lernen. Politische Bildung muss dabei eine große Rolle spielen. Lehrkräfte brauchen aber auch Zeit, sich mit ihren Schülern über den Mathe- oder Deutschunterricht hinaus zu beschäftigen – mit der Unterstützung von Sozialarbeitern. Deutschland muss in die Schulen investieren – auch im Kampf gegen Antisemitismus.