Das Winnender Rems-Murr-Klinikum hat sich einer Zertifizierung als Onkologiezentrum unterzogen. Es ist eines von bundesweit 80 Kliniken, welches die Kriterien erfüllt.

Winnenden - Mit Superlativen ist die Winnender Rems-Murr-Klinik bei dieser Neuerung nicht sparsam: „Bestmögliche Diagnostik und Therapie für Krebspatienten“ – das verspricht das Krankenhaus aufgrund einer Zertifizierung als Onkologiezentrum, die es jetzt von der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) verliehen bekommen hat. Die beteiligten Chefärzte sehen das Siegel als großen Fortschritt für die Klinik und ihr Renommee. Man rücke damit „in die Bundesliga der Krebsversorgung auf“, sagte Markus Schaich, der als Chefarzt für Krebsbehandlungen zuständig ist, bei einem Pressegespräch in Winnenden.

 

Die Zertifizierung soll für die Rems-Murr-Einwohner ein gewichtiges Argument sein, sich bei Krebs vor Ort behandeln zu lassen. Die beteiligten Kliniken müssen im Zuge der Prüfung nachweisen, dass sie sich an Leitlinien halten, die für die Krebsbehandlung international gültig und außerdem eindeutig dokumentiert sind. Damit sei eine „exzellente Behandlung“ von Krebs-und Blutkrankheiten bewiesen, sagte Markus Schaich.

Eines von bundesweit 80 Häusern

Das Rems-Murr-Klinikum gehört mit der Zertifizierung nun zu bundesweit insgesamt 80 Häusern, die sich Krebszentrum nennen dürfen. Die Klinik habe umfangreiche Vorarbeiten leisten müssen, berichtete Schaich. Man habe Abläufe auf den Prüfstand stellen und zum Teil verändern müssen. Als zentrales Koordinierungsinstrument nennt der Chefarzt interdisziplinäre Konferenzen, die jeden Dienstag stattfinden würden, dreieinhalb Stunden dauerten und in welchen neue Fälle besprochen und deren Behandlungen abgestimmt würden.

Mit am Tisch sitzen dann auch Ärzte von medizinischen Partnern, etwa der Strahlentherapie Rems-Murr in Hertmannsweiler und der ambulanten Onkologie in Schorndorf. Man habe, sagte Schaich, ein Netzwerk geschaffen, in dem alle Berufsgruppen und externen Partner mit aufgenommen worden seien. Dazu zähle auch der örtliche Sportverein SV Winnenden, der spezielle Angebote für Krebspatienten anbieten wolle.

„Da kann man nichts verschleiern“

Die Voraussetzung für die Zertifizierung sei die Bereitschaft, sich speziellen Prüfungen zu unterziehen, sogenannten Audits, erklärte Hans-Joachim Strittmatter, der Chefarzt der Gynäkologie und Geburtshilfe. Zwei Tage lang sei ein externer Prüfer in der Klinik unterwegs, spreche mit Patienten und dem Pflegepersonal, studiere Akten und öffne unter Umständen sogar die Notfallkoffer. „Da kann man nichts verschleiern, das geht nicht“, sagte Strittmatter. Würde dem Prüfer nur ein Umstand auffallen, der den Richtlinien der Deutschen Krebsgesellschaft nicht entspreche, wäre die Zertifizierung perdu. Strittmatter spricht von „zusätzlicher Arbeit“, die mit der Verleihung nicht beendet sei. Denn die Prüfer kehrten regelmäßig zurück, um ihren Test mit derselben Akribie zu wiederholen.

Der Geschäftsführer der Rems-Murr-Kliniken, Marc Nickel, hob den Willen zur Kooperation hervor, dank dessen die Zertifizierung erfolgt sei. Die Mitarbeiter des Klinikums hätten gemeinsam mit den Kooperationspartnern „entschlossen und engagiert die Strukturen für das onkologische Zentrum geschaffen“, sagte der Geschäftsführer. Der Landrat Richard Sigel betonte, dass diese Ausweitung der medizinischen Leistungen „einen großen Nutzen für die Menschen im Rems-Murr-Kreis“ habe. Denn die Krankheit Krebs sei in Deutschland „immer noch die zweithäufigste Todesursache“, betonte Sigel.