Der verheerender Brand im Schafstall hat die Hoffnung der Jugendhilfeeinrichtung Ziegelhütte auf ein Veranstaltungszentrum zunichte gemacht. Doch der Wiederaufbau ist näher gerückt.

Bissingen - Gerade mal zwei Wochen ist es her, da ist der alte Schafstall am Randecker Maar ein Opfer der Flammen geworden. Doch jetzt keimt unter Schutt und Asche neue Hoffnung. Obwohl das jahrhundertealte, denkmalgeschützte Gebäude bis auf die Grundmauern niedergebrannt ist, hält das Esslinger Landratsamt das Baufenster an der Albkante bei Bissingen-Ochsenwang weiterhin offen. Am Mittwoch ist ein Schreiben entsprechenden Inhalts bei der Jugenderziehungseinrichtung Ziegelhütte eingegangen. Deren Jugendliche waren dabei gewesen, den historischen Stall in Eigenarbeit, unter der fachkundigen Anleitung von Handwerkern, in ein Veranstaltungszentrum umzubauen.

 

Die nächtlichen Flammen hatten die mehrjährige Arbeit binnen einer guten Stunde vernichtet. Auch die rund 360 000 Euro, die an Spenden und Stiftungsgeldern schon in das mehr als eine Million teure Projekt investiert waren, haben sich in Rauch aufgelöst.

„Wir waren davon ausgegangen, dass, wenn das Baudenkmal nicht mehr existiert, auch der Standort im Naturschutzgebiet endgültig verloren ist. Jetzt können wir wieder nach vorne schauen“, sagt Hendrik van Woudenberg, der Geschäftsführer der Einrichtung, die sich in der Abgeschiedenheit der Schwäbischen Alb bemüht, mehrfach gestrauchelte Jugendliche in die Gesellschaft zurückzuführen.

Van Woudenbergs Worten zufolge gibt es seitens des Baurechtsamts keine grundsätzlichen Bedenken gegen die sich immer konkreter abzeichnende Vision, das Gebäude am gleichen Ort in den gleichen Ausmaßen wieder aufzubauen. Noch ungeklärt ist allerdings, in welchem Umfang die württembergische Gemeindeversicherung (WGV) für den Schaden aufkommt. Dort ist die Gemeinde Bissingen versichert, die den Schafstall der Erziehungseinrichtung in Erbpacht überlassen hat. Die Ermittlungen zur Brandursache sind inzwischen wegen Aussichtslosigkeit eingestellt worden.

Signal für die Jugendlichen

Unabhängig vom Ergebnis der Verhandlungen mit der Versicherung will van Woudenberg an dem ehrgeizigen Projekt festhalten – auch, um den beteiligten Jugendlichen ein Signal zu geben. „Die Idee ist gut. Wir verharren nicht in Trauer. Das Leben geht weiter. Wir geben nicht auf“, so seine Botschaft. Hilfreich, auch wieder im Hinblick auf die Ziegelhütte-Zöglinge, sei die Welle der Hilfsbereitschaft, die nach dem Brand eingesetzt hat. So hat der Vorstand der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen spontan 10 000 Euro als Soforthilfe locker gemacht. „Es ist schön zu erfahren, wie viele Menschen an dem Projekt Anteil nehmen“, sagt der Geschäftsführer.

In dem Internat der Erziehungshilfeeinrichtung am Randecker Maar werden 35 Jugendliche zwischen 14 und 19 Jahren unterrichtet. Der Wiederaufbau des Schafstalls hat ihnen, ergänzend zum Unterricht, die Möglichkeit gegeben, Erfahrungen in der Arbeitswelt zu machen. Gleichzeitig hat die Ziegelhütte in dem Projekt die Chance gesehen, einen dringend benötigten Veranstaltungsraum zu bekommen.