Die Cayman-Inseln wollen gentechnisch veränderte Mücken gegen das Zika-Virus einsetzen. Bislang werden die Gelbfiebermücken, welche die gefährlichen Erreger übertragen, vor allem mit Pestiziden bekämpft. Doch die Tiere haben dagegen bereits Resistenzen gebildet.

Cayman-Inseln - Die Cayman-Inseln in der Karibik wollen sich mit ungewöhnlichen Mitteln gegen das Zika-Virus wehren und schwangere Frauen schützen. Die Regierung der britischen Kronkolonie hat beschlossen, vier Millionen gentechnisch veränderte Mücken vom Typ Aedes aegypti in der freien Wildbahn auszusetzen. So soll die Fortpflanzung der Gelbfiebermücken verhindert werden.

 

Die Gelbfiebermücken übertragen durch ihre Stiche das Zika-Virus. Dieser Erreger kann das Gehirn und Nervensystem von ungeborenen Kindern massiv schädigen. Das britische Biotechunternehmen Oxitec produziert die Hightechmücken und liefert sie als Eier, die vor Ort ausgebrütet  werden. Bereits in den kommenden Wochen sollen die ersten 200 000 gentechnisch veränderten Mückenmännchen freigelassen werden. Sie sollen sich mit den wild lebenden Weibchen paaren. Der Nachwuchs übernimmt dann von den Männchen ein todbringendes Gen und stirbt noch im Larvenstadium ab.

Ohne Mücken kein Zika-Virus – so einfach lautet die Strategie der Regierung. Geht der Plan in Erfüllung könnte Aedes aegypti, die auch das Dengue-Fieber und andere Krankheiten verbreitet, auf der Inselgruppe fast vollständig ausgerottet werden.

Einen Impfstoff wird es in absehbarer Zeit nicht geben

Caymans Premierminister lehnte in dieser Woche eine Petition von Gegnern der Gentechnik ab. „Diese Mücken stellen eine erhebliche Gefahr für die Gesundheit dar“, begründete Alden McLaughlin seine Entscheidung. Die Situation sei nicht länger hinnehmbar. Infiziert sich eine Schwangere mit Zika, so können sich der Schädel und das Gehirn ihres Kindes schlechter entwickeln als normal.

Weil es gegen das Zika-Virus in absehbarer Zeit keinen Impfstoff geben wird, könnten die Mücken der Firma Oxitec eine kurzfristige Lösung gegen die sich noch immer ausbreitende Epidemie bieten. Die umstrittene Gentechnik würde auf diesem Weg quasi durch die Hintertür salonfähig.

Erste Resistenzen gegen Pestizide

Neben den Cayman-Inseln planen mehrere brasilianische Provinzen noch für dieses Jahr den Einsatz der Hightechinsekten. Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) kann sich den Einsatz der Insekten im Rahmen eines Notfallplans vorstellen.

Derzeit versuchen die meisten Länder die Mücken mit einem erhöhten Einsatz von Pestiziden zu bekämpfen. Nach Ansicht von Alden McLaughlin reicht diese Strategie nicht mehr aus. Aedes aegypti sei gegen einige Pestizide bereits resistent, zudem könnten diese Mücken sich besonders gut verstecken, so der Premierminister. Die Mückenmännchen würden die Weibchen dagegen bei der Partnersuche überall finden.

Oxitec ist für die Cayman-Inseln kein Unbekannter. Im Jahr 2008 genehmigten die Behörden einen der ersten Freisetzungsversuche für die Gentechnik-Insekten weltweit. Umweltschützer beklagen, dass die Inselbevölkerung damals wie Versuchskaninchen benutzt worden war und nur unzureichend informiert gewesen sei.

Nach Angaben der Herstellerfirma lässt sich durch den Einsatz der Gentechnik-Insekten die Zahl der Mücken um 90 Prozent reduzieren. Das sei das Ergebnis der bisherigen Versuche in Brasilien. Dazu müssen über mehrere Wochen regelmäßig Mücken freigelassen werden.

Eine Gefahr für den Menschen habe sich bisher nicht ergeben, sagt Oxitec-Chef Haydn Perry. „Diese Mücken sind recht faul und fliegen in ihrem Leben höchstens 200 bis 300 Meter“, erklärt er. Die Verteilung bleibe deshalb räumlich sehr beschränkt. Zudem stechen männliche Mücken nicht, sondern nur Weibchen.