Die Fahrzeit von Stuttgart nach Paris sollte sich von April 2016 an um 30 Minuten verkürzen – wegen des Unfalls bei Straßburg ist dieser Zeitplan nun aber nicht zu halten. Die Inbetriebnahme des neuen Streckenabschnitts verzögert sich.

Stuttgart - Der schwere Unfall eines französischen Hochgeschwindigkeitszugs nördlich von Straßburg macht die Planungen der Deutschen Bahn und der französischen SNCF im Blick auf den grenzüberschreitenden Hochgeschwindigkeitsverkehr vorerst zur Makulatur. Am Freitag kündigte der Präsident der französischen Staatsbahn, Guillaume Pepy, in einem Radiointerview an, die Testfahrten so lange auszusetzen, bis vollständig geklärt ist, wie es zu dem schweren Unfall gekommen war, bei dem elf Menschen starben und 42 verletzt wurden. Zudem erklärte der Bahn-Chef, dass sich die Inbetriebnahme des neuen Streckenabschnitts womöglich um Monate verzögern werde.

 

Bahn kann die Folgen noch nicht abschätzen

Nach bisherigen Planungen sollte der 106 Kilometer lange Neubauabschnitt am 3. April 2016 freigegeben werden. Danach würde die Fahrzeit von Stuttgart nach Paris um weitere 30 Minuten auf dann 3 Stunden und 10 Minuten sinken, hatte die Deutsche Bahn im Oktober mitgeteilt. Außerdem sollte die Zahl der täglichen Direktverbindungen vom Neckar an die Seine von vier auf fünf steigen. Welche Konsequenzen die Verschiebung nun mit sich bringt, konnte ein Sprecher der Deutschen Bahn in Stuttgart am Freitag auf Nachfrage nicht erklären. Der Kartenvorverkauf sei nicht betroffen, der beginne erst drei Monate vor der Inbetriebnahme.

Der neue Abschnitt der Schnellfahrstrecke knüpft im lothringischen Baudrecourt an den 2007 in Betrieb genommen ersten Abschnitt der in Paris beginnenden Hochgeschwindigkeitsstrecke an. Kernstück ist ein vier Kilometer langer Tunnel unter den Vogesen. Der Neubauabschnitt endet bei Vendenheim im Elsass, wo die Züge für die restlichen zehn Kilometer bis zum Bahnhof Straßburg auf die klassische Linie wechseln. Kurz vor dieser Verknüpfung war am 14. November ein Versuchszug verunglückt. Nach ersten Untersuchungen war er zu schnell unterwegs.