Kultur: Adrienne Braun (adr)

Edel und prächtig sind die Werke nun inszeniert und damit quasi auf den Altar gestellt. „In neuem Glanz“ nannte sich die Neuhängung denn auch, womit die Vorstellung vom Museum als hehrem Musentempel verbunden ist. Die Kultivierung von Kunst, die Bezeichnungen „Meisterwerke“ und „Schätze“ spiegeln allerdings einen Geist, den moderne, aufgeschlossene Museen gerade nicht mehr transportieren wollen. Ihr Ziel ist es vielmehr, dem Publikum auf Augenhöhe zu begegnen. Auseinandersetzung statt Anbetung, Dialog statt Deutungshoheit.

 

Man sei eben der Wissenschaft verpflichtet, wird gern erwidert. Während die moderne Wissenschaft aber ihre eigene Methodik reflektiert, werden in den Ausstellungen der Staatsgalerie Entscheidungen nicht transparent gemacht. Es finden sich auch keine Hinweise, dass Wertzuschreibungen und kuratorische Setzungen keineswegs gottgegeben sind. Allen aktuellen Debatten zum Trotz präsentiert sich das Museum hier weiterhin als Autorität, die nicht hinterfragt werden will.

Die Hängung der Sammlung ist auch ein politisches Statement

Somit ist die Hängung der Sammlung keineswegs nur eine kunsthistorische Entscheidung, sondern auch ein politisches Statement. Hier wird Kunstgeschichte akademisch gelehrt, übrigens auch auf Kosten des intimen Dialogs, der individuellen Befragung der Kunst und letztlich auch des sinnlichen Vergnügens. Denn lustvoll ist diese Hängung nicht, sie mag vermitteln, welches Bild in welcher Epoche in welchem Stil entstanden ist, aber nicht, dass Kunst auch für ein Individuum ein anregendes, emotionales Erlebnis sein kann. Dazu passt, dass Werke oft symmetrisch gehängt wurden und nach Pilastern, Türen oder Lüftungsklappen ausgerichtet sind.

So mögen die großen Sonderausstellungen gut laufen, insgesamt könnte die Staatsgalerie aber deutlich besser in der Stadt verankert sein, woran auch das Vermittlungsprogramm, das vor allem auf tradierte Formate setzt, nicht ganz unschuldig ist: Kunstgespräch für Frauen, Staatsgalerie after work, Bildbetrachtung. Zumindest öffnet sich das Haus jetzt für Menschen mit Demenz.

Die Entfernung der Stühle für die Aufsichten sorgte für Unmut

Auch intern scheint das Klima nicht das beste zu sein. So fröhlich lachend man die sympathische Direktorin häufig erlebt, im Hause weht ihr und dem Geschäftsführer Dirk Rieker ein raues Lüftchen entgegen. Dass sie die Stühle der Aufsichten entfernen ließen, weil sie Sicherheitslücken sahen, sorge für Unmut. Groll zog auch der Vorstoß nach sich, ausscheidende Aufsichten durch Fremdpersonal zu ersetzen. Es gab auch mehrere Prozesse wegen Vertragsverlängerungen. Bei früheren Direktoren der Staatsgalerie, heißt es dazu im Ministerium, habe man mehr Beschwerden über die Führungsebene erhalten.

Daran mag auch die aktuelle Baustellen-Situationschuld sein. Dass die Staatsgalerie aber alles andere als ein lebendiges Museum ist, liegt letztlich am Konzept. Selbst wenn die Entscheidung plausibel war: Sich von der Langen Nacht der Museen zu verabschieden, war auch ein Signal. Denn Christiane Lange will die Popularisierung des Museums verhindern. Ihr Programm ist konservativ, was sich besonders deutlich an der Neuhängung der Sammlung zeigt. Während Sean Rainbird bewusst Werke verschiedener Epochen einander gegenüberstellte und damit einen Dialog anregen wollte, arbeitet der aktuelle Rundgang wieder klassisch schulbuchmäßig die Kunstepochen ab.

Museum präsentiert sich hier als Autorität

Edel und prächtig sind die Werke nun inszeniert und damit quasi auf den Altar gestellt. „In neuem Glanz“ nannte sich die Neuhängung denn auch, womit die Vorstellung vom Museum als hehrem Musentempel verbunden ist. Die Kultivierung von Kunst, die Bezeichnungen „Meisterwerke“ und „Schätze“ spiegeln allerdings einen Geist, den moderne, aufgeschlossene Museen gerade nicht mehr transportieren wollen. Ihr Ziel ist es vielmehr, dem Publikum auf Augenhöhe zu begegnen. Auseinandersetzung statt Anbetung, Dialog statt Deutungshoheit.

Man sei eben der Wissenschaft verpflichtet, wird gern erwidert. Während die moderne Wissenschaft aber ihre eigene Methodik reflektiert, werden in den Ausstellungen der Staatsgalerie Entscheidungen nicht transparent gemacht. Es finden sich auch keine Hinweise, dass Wertzuschreibungen und kuratorische Setzungen keineswegs gottgegeben sind. Allen aktuellen Debatten zum Trotz präsentiert sich das Museum hier weiterhin als Autorität, die nicht hinterfragt werden will.

Die Hängung der Sammlung ist auch ein politisches Statement

Somit ist die Hängung der Sammlung keineswegs nur eine kunsthistorische Entscheidung, sondern auch ein politisches Statement. Hier wird Kunstgeschichte akademisch gelehrt, übrigens auch auf Kosten des intimen Dialogs, der individuellen Befragung der Kunst und letztlich auch des sinnlichen Vergnügens. Denn lustvoll ist diese Hängung nicht, sie mag vermitteln, welches Bild in welcher Epoche in welchem Stil entstanden ist, aber nicht, dass Kunst auch für ein Individuum ein anregendes, emotionales Erlebnis sein kann. Dazu passt, dass Werke oft symmetrisch gehängt wurden und nach Pilastern, Türen oder Lüftungsklappen ausgerichtet sind.

So mögen die großen Sonderausstellungen gut laufen, insgesamt könnte die Staatsgalerie aber deutlich besser in der Stadt verankert sein, woran auch das Vermittlungsprogramm, das vor allem auf tradierte Formate setzt, nicht ganz unschuldig ist: Kunstgespräch für Frauen, Staatsgalerie after work, Bildbetrachtung. Zumindest öffnet sich das Haus jetzt für Menschen mit Demenz.

Die Entfernung der Stühle für die Aufsichten sorgte für Unmut

Auch intern scheint das Klima nicht das beste zu sein. So fröhlich lachend man die sympathische Direktorin häufig erlebt, im Hause weht ihr und dem Geschäftsführer Dirk Rieker ein raues Lüftchen entgegen. Dass sie die Stühle der Aufsichten entfernen ließen, weil sie Sicherheitslücken sahen, sorge für Unmut. Groll zog auch der Vorstoß nach sich, ausscheidende Aufsichten durch Fremdpersonal zu ersetzen. Es gab auch mehrere Prozesse wegen Vertragsverlängerungen. Bei früheren Direktoren der Staatsgalerie, heißt es dazu im Ministerium, habe man mehr Beschwerden über die Führungsebene erhalten.

Sollte man sich in den nächsten Wochen über eine Vertragsverlängerung einigen, muss man sich um die Staatsgalerie Stuttgart keine größeren Sorgen machen. Christiane Lange hält die Zügel straff in Händen und den Betrieb fest im Griff. Vielleicht etwas zu fest. Weniger Heiligenverehrung und mehr Lust auf aktuelle Debatten, neue Formate und moderne Museumskultur würden der Staatsgalerie mehr als gut tun. Auch wenn der Eingang der Alten Staatsgalerie wegen des Geldes geschlossen wurde, spiegelt sich letztlich auch in dieser Geste eine Haltung: Von einem offenen Museum inmitten der Stadtgesellschaft ist die Staatsgalerie weit entfernt.