Wie viel und was der junge Romero tatsächlich beabsichtigte, ist in Jahrzehnten der Deutungsdebatten und der Selbstauskünfte verloren gegangen. Jedenfalls hatte der am 4. Februar 1940 in der Bronx Geborene mehr im Sinn, als ein wenig herumzublödeln, als er seinen ersten Langfilm in Angriff nahm. Aber er besaß kein Geld, hatte keine nutzbaren Beziehungen nach Hollywood und musste mit Freunden und Bekannten an den freien Wochenenden drehen, an denen er nicht mit Werbearbeiten und Lehrfilmen beschäftigt war. Mit einem normalen Verleih konnte er nicht rechnen, allenfalls eine Schmuddelklitsche würde seinen Film als Billigschocker in Autokinos bringen.

 

So kam es auch – und doch ganz anders. „The Night of the living Dead“ wurde ein Geheimtipp, die Interessierten nahmen lange Wege in Kauf, neugierig Gewordene bedrängten ihre örtlichen Kinos, diesen angeblich ganz neuartigen Nervenfetzer doch auch zu spielen. Romero hat später oft betont, dass in seinem Film die Unruhe der Vietnam-Ära, der Studentenproteste, der Bürgerrechtsbewegung gärten, das Gefühl, das junge, lebendige Amerika sähe sich mit einer aggressiven Kultur der Zukunftsvernichtung konfrontiert.

Das Publikum hat diesen Zeitgeistaspekt früher gespürt als die Kritik, die zunächst brüsk ablehnend reagierte. Erst Romeros nächster Zombiefilm, „Dawn of the Dead“, der die Invasion der Untoten 1978 in ein Einkaufszentrum verlegte, machte dann unwiderlegbar klar, dass hier einer Zivilisationskritik übte. Zu diesem Zeitpunkt war die Kinolandschaft schon eine ganz andere, und George A. Romero hatte auf seine Art viel zum Wandel beigetragen.

Die Wirklichkeit kann schlimmer sein

Er war der archetypische Außenseiter ohne Infrastruktur gewesen, und sein Triumph ermutigte viele andere Independent-Filmer – auch, aber nicht nur im Horrorbereich. Die Karrieren von Wes Craven und John Carpenter sind ohne Romeros Vorbild kaum denkbar. Wobei es innerhalb eines umfangreichen Werks nur ein kleines Grüpplein ist, das Romeros Status und Vermächtnis ausmacht: eben die Zombie-Filme, zu denen auch „Day of the Dead“ von 1985 zählt. Dass er lange brauchte zwischen den einzelnen Zombie-Werken, erklärte er mit seiner Frustration über den Rechtsruck in den USA: als mache eine vorsätzlich hässliche Wirklichkeit es überflüssig, ihr einen Spiegel hinzuhalten

In der TV-Serie „The Walking Dead“, in Filmen wie „24 Days later“ und in vielen anderen modernen Erzählungen sind die Zombies eine Apokalypse. Kein Sieg gegen sie kann endgültig sein, sie verkörpern den unausweichlichen Untergang. Auch mit diesem Pessimismus hat Romero das Horrorkino angereichert. In „The Night of the living Dead“ setzte er zwar, auch das ein Novum im Genre, eine afroamerikanische Hauptfigur ein. Aber das wurde nicht zur Ermächtigungsfantasie einer neuen, egalitär gesinnten Regenbogen-Generation in den USA, das wurde nur ein Bild der Ohnmacht. Den Zombies war völlig egal, ob sie ihre Zähne in schwarzes oder in weißes Fleisch schlagen konnten. Bei George A. Romero kommt die Zombiehorde nicht, weil sie etwas androhen will, sondern weil es für Prophezeiungen, für Reue und für Umkehr nun zu spät ist.

Aber bei Romero ist am einzelnen Zombie nichts Individuelles, er ist nur Teil einer Horde. Und diese Horde ist weder ansprechbar noch kann man hinter ihre Stirnen Gedanken projizieren. Diese Zombies wollen nur mit der sturen, geistlosen Zielfixierung, mit dem sich Unkraut durch Asphalt stemmt, dass alles andere so wird wie sie oder ganz zu existieren aufhört.

Neuartige Nervenfetzer

Wie viel und was der junge Romero tatsächlich beabsichtigte, ist in Jahrzehnten der Deutungsdebatten und der Selbstauskünfte verloren gegangen. Jedenfalls hatte der am 4. Februar 1940 in der Bronx Geborene mehr im Sinn, als ein wenig herumzublödeln, als er seinen ersten Langfilm in Angriff nahm. Aber er besaß kein Geld, hatte keine nutzbaren Beziehungen nach Hollywood und musste mit Freunden und Bekannten an den freien Wochenenden drehen, an denen er nicht mit Werbearbeiten und Lehrfilmen beschäftigt war. Mit einem normalen Verleih konnte er nicht rechnen, allenfalls eine Schmuddelklitsche würde seinen Film als Billigschocker in Autokinos bringen.

So kam es auch – und doch ganz anders. „The Night of the living Dead“ wurde ein Geheimtipp, die Interessierten nahmen lange Wege in Kauf, neugierig Gewordene bedrängten ihre örtlichen Kinos, diesen angeblich ganz neuartigen Nervenfetzer doch auch zu spielen. Romero hat später oft betont, dass in seinem Film die Unruhe der Vietnam-Ära, der Studentenproteste, der Bürgerrechtsbewegung gärten, das Gefühl, das junge, lebendige Amerika sähe sich mit einer aggressiven Kultur der Zukunftsvernichtung konfrontiert.

Das Publikum hat diesen Zeitgeistaspekt früher gespürt als die Kritik, die zunächst brüsk ablehnend reagierte. Erst Romeros nächster Zombiefilm, „Dawn of the Dead“, der die Invasion der Untoten 1978 in ein Einkaufszentrum verlegte, machte dann unwiderlegbar klar, dass hier einer Zivilisationskritik übte. Zu diesem Zeitpunkt war die Kinolandschaft schon eine ganz andere, und George A. Romero hatte auf seine Art viel zum Wandel beigetragen.

Die Wirklichkeit kann schlimmer sein

Er war der archetypische Außenseiter ohne Infrastruktur gewesen, und sein Triumph ermutigte viele andere Independent-Filmer – auch, aber nicht nur im Horrorbereich. Die Karrieren von Wes Craven und John Carpenter sind ohne Romeros Vorbild kaum denkbar. Wobei es innerhalb eines umfangreichen Werks nur ein kleines Grüpplein ist, das Romeros Status und Vermächtnis ausmacht: eben die Zombie-Filme, zu denen auch „Day of the Dead“ von 1985 zählt. Dass er lange brauchte zwischen den einzelnen Zombie-Werken, erklärte er mit seiner Frustration über den Rechtsruck in den USA: als mache eine vorsätzlich hässliche Wirklichkeit es überflüssig, ihr einen Spiegel hinzuhalten

In der TV-Serie „The Walking Dead“, in Filmen wie „24 Days later“ und in vielen anderen modernen Erzählungen sind die Zombies eine Apokalypse. Kein Sieg gegen sie kann endgültig sein, sie verkörpern den unausweichlichen Untergang. Auch mit diesem Pessimismus hat Romero das Horrorkino angereichert. In „The Night of the living Dead“ setzte er zwar, auch das ein Novum im Genre, eine afroamerikanische Hauptfigur ein. Aber das wurde nicht zur Ermächtigungsfantasie einer neuen, egalitär gesinnten Regenbogen-Generation in den USA, das wurde nur ein Bild der Ohnmacht. Den Zombies war völlig egal, ob sie ihre Zähne in schwarzes oder in weißes Fleisch schlagen konnten. Bei George A. Romero kommt die Zombiehorde nicht, weil sie etwas androhen will, sondern weil es für Prophezeiungen, für Reue und für Umkehr nun zu spät ist.