Und dann, so der Anwalt Gabrielli, habe sich bei den gerichtlichen Vernehmungen auch noch herausgestellt, dass die Reederei einige entscheidende Zeugen aus dem Bordpersonal fürstlich entschädigt habe: der Chef-Elektriker, der Funkoffizier, der Direktor des Maschinenraums, Nachwuchsoffiziere auf der Kommandobrücke – an sie habe Costa „in unglaublicher Geschwindigkeit und Großzügigkeit“ Summen von bis zu 35 000 Euro gezahlt, schon zehn oder 15 Tage nach der Katastrophe und bevor die Passagiere – für sie waren pro Kopf schließlich maximal 14 000 Euro vorgesehen – auch nur einen Cent gesehen hätten. Einige Schlüsselzeugen, sagt Gabrielli, seien zuerst von der Reederei in geheimer Weise „vernommen“ worden, bevor sie ihre Aussage bei der Staatsanwaltschaft machen konnten. Und einige, die jetzt im Prozess gegen Schettino zur Wahrheitsfindung beitragen sollen, hätten von Costa auch noch eine Beförderung erfahren. „Nur die niederen Matrosen aus Indien und Pakistan, die mussten sich mit 900 Euro Entschädigung begnügen.“  

 

Wo wird das Wrack verschrottet?

Am vergangenen Freitag haben die Reederei Costa und der Zivilschutz   das Ende des Albtraums angekündigt. Spätestens Mitte März, so der Costa-Chef Michael Thamm in Rom, wolle man den Bieterwettbewerb abgeschlossen und aus den zwölf Kandidaten jenen Hafen ausgewählt haben, der in den kommenden zwei Jahren in einem lukrativen, arbeitsplatzsichernden Geschäft die Concordia zerlegen darf. „Wir wären glücklich über ein italienisches Unternehmen“, sagte der Deutsche. „Als Costa sind wir Teil der italienischen Wirtschaft, es ist unser Schiff, es ist unser Kapitän, der das Problem verursacht hat.“

Um die Verschrottung des 300 Meter langen Wracks beworben haben sich auch Häfen in Frankreich, England, Holland, der Türkei, ja sogar in China. Von der Länge ihrer letzten Reise wird auch abhängen, wie die Costa Concordia abtransportiert wird. Lediglich in ihren „Schwimmreifen“ aus 30 Stahlcontainern gehängt und zum nächstgelegenen Hafen geschleppt – Genua, Palermo, Piombino oder Civitavecchia – oder huckepack genommen von dem gigantischen, absenkbaren Bergungsschiff Dockwise Vanguard. Es ist das größte ihrer Art auf der Welt. Costa hat es für September und Oktober vorsorglich schon mal gemietet. Auf jeden Fall, versprechen Reederei und Zivilschutz, sei Giglio spätestens im Juli befreit. Notfalls parke man die Costa Concordia in irgendeinem Zwischenhafen, bis die Dockwise Vanguard frei sei.