Inwiefern?
Makurath Das ist das Nadelöhr im Land und wenn der Tunnel dicht ist, fahren die Autos durch Heimerdingen. Das ist unzumutbar, vor allem, wenn man weiß, dass es so kommen wird. Wir erfinden die Südumfahrung nicht neu, sie steht im Bauprogramm des Landes. Ich erwarte, dass 2017 die Zusage kommt.
Das Land fordert plötzlich eine höhere finanzielle Beteiligung, die Stadt hat keine andere Wahl, als darauf einzugehen. Ist das nicht Erpressung?
Makurath Erpressung ist ein Straftatbestand. Es ist ein Angebot, das man nicht ablehnen kann (lacht). Wir haben den Leidensdruck, das Land hat ihn auch, weil wir den Druck weitergeben. Das ist die Verhandlungsgrundlage. Am Ende hoffe ich, dass gebaut wird. Es macht keinen Sinn, das zu eskalieren.
Wie weit sind Sie bereit mitzugehen?
Makurath Ich will keine Zahlen nennen, das wäre unklug. Es muss aber klar erkennbar sein, dass es eine Landesstraße ist. Möglicherweise wird die Beteiligung an dem Projekt aber für uns die Prioritäten verschieben, oder wir müssen höhere Schulden machen.
Wie werden sich im Zweifel die Prioritäten verschieben?
Makurath Das ist das Problem. Bei der Schulentwicklung, einer Pflichtaufgabe, stecken wir in einer großen Investition, danach wäre die gemeinsame Grundschule dran, die Sanierungsgebiete und die Siemensstraße haben auch Gewicht. So viel Spielraum gibt es nicht, es wird dann eben zeitliche Streckungen geben.
Abgesehen von der Südumfahrung befassen Sie sich mit einem anderen Verkehrsthema, der Strohgäubahn. Haben Sie Hoffnung auf die Durchbindung nach Feuerbach?
Makurath Ja, auf jeden Fall.
Schäfer Die Region prüft zudem die Zusammenbindung der Schönbuchbahn und der Panoramabahn. Da ergeben sich vielleicht neue Möglichkeiten, die man noch nicht sieht. Aber jetzt muss die Strohgäubahn zunächst nach Heimerdingen fahren.
Die Strecke sollte längst fertig sein.
Makurath Eisenbahn ist das letzte Abenteuer dieser Welt. Die Förderpraxis des Landes hat sich geändert, das hat uns viel Zeit gekostet.
Es hat nicht nur Zeit gekostet, auch Geld.
Makurath Aber wir haben die Fahrzeugförderung bekommen, darum beneiden uns andere. Wir wurden ganz gut bedient.
Wann fährt die Bahn bis nach Feuerbach?
Schäfer Es wurde immer suggeriert, dass dies mit Stuttgart 21 zu sehen ist. Im Jahr 2017 geht die Strohgäubahn erst einmal zwischen Heimerdingen und Korntal in Betrieb. Dann ist zunächst der Übergang ins DB-Netz geschaffen.
Makurath Wir nähern uns dem Thema sehr konkret, nur habe ich nicht die Illusion, dass wir das schnell umsetzen. Es fahren mehr Leute mit der Bahn als ursprünglich erwartet. Das ist ein gutes Signal. Wenn die Fahrverbote in Stuttgart kommen, wird das Thema nochmals eine andere Dimension bekommen. Wichtig ist, dass das Thema auf der politischen Agenda bleibt.
Bleibt auch der zweite Autobahnanschluss auf der Agenda? Die Ditzinger CDU hat ihn jüngst erneut ins Spiel gebracht.
Makurath Ich bin froh, dass er im Entwurf des neuen Regionalverkehrsplans als Untersuchungsvariante enthalten ist. Das ist wichtig, weil wir damit eine objektive Diskussionsgrundlage haben. Auf dieser Grundlage kann man jetzt wieder diskutieren, ergebnisoffen. Wenn dadurch sichtbar wird, dass es auch für andere eine Erleichterung bringt, wird die Diskussion vielleicht weitergeführt.
Müsste man nicht viel mehr Themen im regionalen Kontext diskutieren?
Makurath Über Verkehr kann man nur im regionalen Kontext beraten und entscheiden. Dass man da an die gleichen harten Kanten stößt, wie bei der interkommunalen Diskussion, ist möglich. Aber es kann ja auch nicht sein, dass man Entscheidungen davon abhängig macht, ob sich der eine mit dem anderen verständigen kann. Wenn das eine für den anderen schädlich ist, kann das nicht dazu führen, dass gar nichts passiert. Es wird langsam deutlicher, dass regionale Zusammenarbeit Sinn macht.
Schlagen da zwei Herzen in Ihrer Brust?
Makurath Nein, da schlägt nur eines. Das muss man rational entscheiden. Was über die Kommune hinaus wirkt, kann man nicht kommunal entscheiden.
Das sagt nicht nur der SPD-Regionalrat, sondern auch ein überzeugter Ditzinger Oberbürgermeister?
Makurath Ja, klar. Natürlich sind wir selbstbewusste Städte. Aber wir stoßen an Grenzen mit dieser Politik, man muss vernetzter denken. Es hat keinen Sinn, wenn wir etwa Einzelhandelspolitik machen auf Gutdünken, die Auswirkung auf die Nachbarn hat. Es hat auch der Letzte begriffen, dass dieses Spiel nicht funktioniert.
Schadet das den kleinen Kommunen?
Schäfer Nein. Als kleinere Kommune ist es umso wichtiger, sich auf andere verlassen zu können. Selbstbewusstsein kann auch eine kleinere Gemeinde für sich in Anspruch nehmen; mein Gemeinderat ist mindestens so selbstbewusst wie jener der Großen Kreisstadt. Man versucht, die Möglichkeiten, die man hat, zu nutzen. Wir sind das letzte Glied der Kette, man muss eigene Interessen bestmöglich einbringen.