Am Freitag startet die zweite Fußball-Bundesliga in ihre 40. Saison. Mit dabei ist auch der SV Sandhausen. Die Badener waren zwar sportlich abgestiegen, profitierten aber vom Lizenzentzug des MSV Duisburg.

Stuttgart - Am Freitag startet die zweite Fußball-Bundesliga in ihre 40. Saison. Und pünktlich zum Jubiläum verkünden so viele Vereine wie nie zuvor, dass sie die Liga am liebsten verlassen wollen – nach oben, versteht sich. Köln, Kaiserslautern, Düsseldorf, 1860 München, Union Berlin, Cottbus, Fürth, Bochum und Ingolstadt liebäugeln mit dem Aufstieg. Die drei baden-württembergischen Clubs haben nicht so große Ziele. Aalen und Sandhausen, die zum Auftakt am Freitag (18.30 Uhr) aufeinandertreffen, wären schon froh, wenn sie einfach in der Liga bleiben könnten. Aalen, weil sie mittlerweile jeden Euro zusammenkratzen müssen. Sandhausen, weil sie in der Vorsaison sportlich abstiegen und nur vom Lizenzentzug Duisburgs profitierten. Und die Karlsruher, die am Sonntag beim FSV Frankfurt beginnen, sehnen sich nach ihrer mühsamen Rückkehr aus der dritten Liga vor allem nach einer entspannten Spielzeit.

 

Der VfR Aalen sammelt. Und er freut sich über jeden Betrag, egal wie klein er sein mag. Wer dem klammen Club helfen möchte, kann derzeit „Unterstützerbausteine“ im Wert von 50 bis 250 Euro kaufen. Zum Dank prangt der Spendername dann zum Beispiel auf einer „Unterstützerwand“ im Stadion. „Die Ostalb für den VfR – Immer weiter nach vorn“, hat der Verein die Aktion getauft. Dass es für die Aalener überhaupt in der zweiten Liga weiter geht, war bis vor kurzem alles andere als sicher. Weil der Hauptsponsor Imtech plötzlich absprang, musste der VfR um die Lizenz bangen. Bis der Präsident Berndt-Ulrich Scholz schließlich eine Bürgschaft von sechs Millionen übernahm. Aber kurz danach verließ der Trainer Ralph Hasenhüttl den Club – wegen fehlender Perspektive. Leistungsträger wie der Mittelfeldspieler Martin Dausch (Union Berlin) sowie die Verteidiger Thorsten Schulz (Dresden) und Tim Kister (Sandhausen) verabschiedeten sich ebenfalls.

Dass der VfR seinen überraschend starken neunten Platz aus der vergangenen Saison wiederholt, ist so wahrscheinlich wie eine Weltausstellung in Aalen. Die Neuzugänge kamen fast alle aus unterklassigen Ligen, einzige Ausnahme ist der kanadische Nationalspieler Andre Hainault vom schottischen Club Ross County. Verletzungen können also kaum aufgefangen werden. So hängt umso mehr von den erfahrenen Profis ab: dem Stürmer Robert Lechleiter, dem Mittelfeldspieler Leandro sowie dem Innenverteidiger Oliver Barth. All den Schwierigkeiten will der neue Trainer Stefan Ruthenbeck, der von der U 23 aufrückte, mit einer offensiven 4-3-3-Taktik entgegentreten. Sein Leitspruch lautet: „Wir wollen agieren, nicht reagieren.“

Der SV Sandhausen packt an. Vor dem ersten Heimspiel wurden auch die Fans zu einem Arbeitseinsatz aufgerufen. Es galt, die Parkplätze vor dem Hardtwald-Stadion zu kennzeichnen. Erst seit vier Wochen steht fest, dass die Sandhäuser wieder in der zweiten Liga spielen. Sportlich waren sie als Vorletzter der vergangenen Saison eigentlich abgestiegen, doch weil dem MSV Duisburg die Lizenz verweigert wurde, bekamen sie eine zweite Chance. Und damit der SVS noch weiter in der Liga bleibt, hat der Verein ordentlich eingekauft. 16 neue Spieler gehören zum Kader. Besonders die Defensive wurde verstärkt – kein Wunder, in der Vorsaison kassierte Sandhausen die meisten Gegentore aller Zweitligisten: 66. Mit dem Torhüter Manuel Riemann (Osnabrück), dem Abwehrspieler Tim Kister (Aalen), dem Außenverteidiger Radoslav Zabavnik (Mainz) sowie den defensiven Mittelfeldspielern Stefan Kulovits (Rapid Wien) und Matthias Zimmermann (Mönchengladbach) sind dem Verein vielversprechende Transfers gelungen.

Einen neuen Trainer gibt es auch. Der frühere Stuttgarter-Kickers-Profi Alois Schwartz wechselte von Erfurt nach Sandhausen. Der 46-Jährige hofft besonders auf die erfahrenen Spieler. Zabavnik, Kulovits und der neue Stürmer Ranisav Jovanovic (Duisburg) sollen die alteingesessenen Leistungsträger wie Kapitän Frank Löning (Sturm) und Daniel Schulz (Abwehr) entlasten und der Mannschaft laut Schwartz „in der Entwicklung helfen“. In den zähen Vorbereitungsspielen klappte das noch nicht. Die Sandhäuser verloren zwar keinen Test, berauschende Darbietungen zeigten sie aber ebenfalls nicht. Der große personelle Umbau mit namhaften Profis könnte also auch zu einem Nachteil werden.

Der Karlsruher SC feiert. Und er findet immer wieder neue Anlässe. Zunächst zelebrierten die Karlsruher die Meisterschaft (in der dritten Liga) und den Aufstieg, am Sonntag erinnerten sie mit großem Pomp an den legendärsten Erfolg der Clubgeschichte: das 7:0 über den FC Valencia im Uefa-Pokal. Das „Jahrhundertspiel“, wie es der Verein nennt, jährt sich zum 20. Mal. Deshalb lud der KSC die Spanier zu einer Wiederholung ein – und weil die Gäste sehr freundlich waren, gewannen die Badener 2:1. Schon vor diesem Sieg gab sich der Trainer Markus Kauczinski selbstbewusst. „Ich will nicht sagen: Klassenerhalt, das reicht“, sagt der 43-Jährige. „Warum sollten wir so bescheiden sein? Wir können was.“

Das Vorhaben, nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben, müssen die Karlsruher aber ohne ihren besten Spieler der Vorsaison angehen. Hakan Calhanoglu wechselte zum Hamburger SV. Der 19-jährige Türke, der bereits mit Mesut Özil verglichen wird, lenkte das Offensivspiel mit überragenden Pässen, Freistößen und Ecken. Zudem erzielte er 17 Tore. Da das Geld fehlte, um einen Hochkaräter als Nachfolger zu verpflichten, holte der KSC die talentierten, aber unerfahrenen Dennis Mast (Halle), Ilian Micanski (Ingolstadt), Manuel Torres (Schalke) und Dimitrij Nazarov (Münster). Sie sollen Calhanoglu im Verbund ersetzen.

Für einen weiteren Abgang zum HSV fanden die Karlsruher dagegen eine hoffnungsvolle Lösung. Auf Manager Oliver Kreuzer folgte der frühere VfB-Stuttgart-Profi Jens Todt. Den Optimismus im Wildpark hat er sofort angenommen: „Wir brauchen vor niemandem Angst zu haben.“