Seit der Drittligasaison 2011/12 stehen sich der 1. FC Heidenheim und der VfR Aalen erstmals wieder in einem Pflichtspiel gegenüber – und zum ersten Mal überhaupt ist es ein Zweitligaduell.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Stuttgart - Wenn es um das Wohl des Zweitliga-Fußballs auf der Ostalb geht, dann rücken sie beim 1. FC Heidenheim 1846 und beim VfR Aalen schon mal Stuhl an Stuhl zusammen. Also schaute bereits am Montagabend eine kleine Abordnung des VfR mit dem Trainer Stefan Ruthenbeck an der Spitze sowie einigen Spielern und Funktionären in der Business-Lounge der Heidenheimer Voith-Arena vorbei. Die Fußbälle blieben dabei allerdings im Netz – denn auf Einladung eines Sponsorenkreises hieß es, sich einmal im gediegenen Rahmen zum Wohle der Region zu beschnuppern.

 

An diesem Freitagabend wird es in der 13 000 Zuschauer fassenden, bis unters Dach gefüllten Arena an der Brenz dann aber auch sportlich ernst: Seit der Drittligasaison 2011/12, als der FCH 3:1 siegte, stehen sich beide Clubs erstmals wieder in einem Pflichtspiel gegenüber – und zum ersten Mal überhaupt ist es ein Zweitligaduell. „Für die beiden Fangruppen ist das natürlich ein höchst emotionales Spiel“, sagt Heidenheims Manager Holger Sanwald.

Dabei ist der Emporkömmling aus Heidenheim, dessen Trainer-Urgestein Frank Schmidt vor 40 Jahren gerade mal 300 Meter Luftlinie vom Stadion entfernt das Licht der Welt erblickte, der Favorit. Denn vor dem mit Spannung erwarteten Derby an der B 19, auf der beide Städte nur 23 Kilometer entfernt liegen, sind die Karten diesmal ungewohnt verteilt: Während den Platzhirsch VfR Aalen, der bereits seine dritte Zweitligasaison in Serie bestreitet, sportliche Probleme sowie eine vermeintliche Schwarzgeldaffäre erschüttern, grüßt der Aufsteiger Heidenheim (Holger Sanwald: „Unser Ziel bleibt der Klassenerhalt, jeder gewonnene Punkt ist einer gegen den Abstieg“) ziemlich sorgenfrei vom sechsten Tabellenplatz.

Rückendeckung für Aalens Trainer Stefan Ruthenbeck

„Für mich würde im zwölften Jahr meiner Präsidentschaft sehr viel zusammenbrechen. Das möchte ich mir nicht antun“, sagt derweil Berndt-Ulrich Scholz vom VfR Aalen, wenn er auf einen möglichen Abstieg seiner Schwarz-Weißen angesprochen wird. Die Gefahr besteht allemal: Schließlich konnte sein Club nach einer Serie von neun Spielen ohne Sieg erst am vergangenen Wochenende durch ein 2:0 über das Spitzenteam Fortuna Düsseldorf die Rote Laterne der zweiten Liga abgeben. „Der Trainer besitzt weiter unser Vertrauen – und auch die Mannschaft ist in Ordnung“, ergänzt Scholz, der es als Unternehmer im Schrottgewerbe mit einem Jahresumsatz von rund fünf Milliarden Euro zum Multimillionär gebracht hat. Stefan Ruthenbeck dürfte also auch im Falle einer Derbyniederlage weitermachen.

„Wir halten am Trainer fest“, sagt Berndt-Ulrich Scholz, der im Winter lieber in die Mannschaft investieren möchte. „Transfers sind nicht ausgeschlossen“, ergänzt der 75-Jährige, dessen Stellenwert im Verein sich schon allein daran ablesen lässt, dass das VfR-Stadion seinen Namen trägt. Doch den Mann, der früher einmal als einflussreicher Geldgeber auch für die Ringer-Erfolge der „Ostalbbären“ vom KSV Aalen stand, plagen rund um die Zweitliga-Fußballer nicht nur sportliche Sorgen.

„Eine Riesensauerei mit Anschuldigungen, die im Sande verlaufen werden“, nennt Scholz die Affäre um den inzwischen ehemaligen VfR-Aufsichtsratschef Johannes Moser, der bis 2003 sein Vorgänger im Präsidentenamt war. Nach Recherchen des „Handelsblatts“ soll Moser dem Club in seiner Funktion als Manager des niederländischen Gebäudeausrüsters und langjährigen VfR-Hauptsponsors Imtech über Scheinrechnungen illegale Gelder zugeführt haben.

Wettstreit um Sponsoren auf der Ostalb

Der Staatsanwaltschaft Hamburg liegt diesbezüglich eine anonyme Anzeige vor. Doch nach Auskunft der Oberstaatsanwältin Nana Frombach wird erst „in mehreren Wochen“ entschieden, ob überhaupt ein Verfahren gegen Johannes Moser eröffnet werden wird. Berndt-Ulrich Scholz betont aber schon jetzt: „Der VfR Aalen hat keine illegalen Zahlungen entgegengenommen. Kein Geld ist ohne entsprechenden Vertrag geflossen“, sagt er.

Ein anderes Handicap begleitet die Schwarz-Weißen dennoch: Sollte der Mäzen Scholz einmal den Geldhahn abdrehen, das ist auf der Ostalb ein offenes Geheimnis, dann dürfte es mit der Zweitligalizenz sehr eng werden – unabhängig vom sportlichen Erfolg. Der 1. FC Heidenheim ist da mit seinem Konglomerat an mittelständischen Sponsoren breiter aufgestellt. Das hat man offenbar auch beim Nachbarn realisiert: Also wird sich der Wettstreit der beiden Zweitliganachbarn nach dem Derby vom Freitag vorerst wieder aufs Außersportliche verlagern. „Ich glaube, es gibt bei uns keinen Geldgeber“, sagt Heidenheims Manager Sanwald, „der inzwischen nicht auch vom VfR Aalen angesprochen wurde.“