Die Zwetschgenbaumbesitzer kämpfen mit Viren und gegen Bakterien und mit den widersprüchlichen Ansprüchen der Händler.

Herrenberg - Lange hatte es sehr schlecht für die Zwetschgen ausgehen. „Das Frühjahr war viel zu kalt, der Mai zu nass und der Juli zu heiß und trocken“, sagte Manfred Nuber, der Fachberater für Obst- und Gartenbau im Landratsamt, beim Zwetschgenrundgang am Donnerstag in Herrenberg-Gültstein. 200 Interessenten – darunter viele Mitglieder der Obst- und Gartenbauvereine – nahmen daran teil.

 

Allen Widrigkeiten zum Trotz gebe es nun doch eine „ganz ordentliche Ernte“, so Nuber. Allerdings sei in diesem Jahr alles Obst zehn bis 14 Tage später dran, „manchmal noch mehr“. Dass die Bäume trotzdem einen „durchschnittlichen Behang“ hätten, das sei „eine kleine Kunst“, lobte Nuber Obstbaumbesitzer der Vereine. „An den Bäumen in den Hausgärten hängt dieses Jahr nichts. Nur gute Pflege hat eine passable Ernte ermöglicht.“

Gefahr durch Virus und Bakterium

Denn den Zwetschgenbäumen droht so manche Gefahr. Am gefährlichsten sei das Scharka-Virus, das die Herrenberger Hauszwetschge fast ausgerottet hat. Noch vor wenigen Jahren stellte sie 95 Prozent des Zwetschgenbestands im Gäu. Mittlerweile blieben sogar Sorten wie Elena, die weniger anfällig für das Virus ist, nicht mehr verschont. Und sogar bei der beliebten Jojo-Zwetschge, die sich bisher weltweit als resistent gegen Scharka erwiesen hatte, habe es nun einen Krankheitsfall gegeben, berichtete Nuber. Übertragen wird das Virus von Blattläusen. Zunächst befällt es nur die Blätter, die dunkle Flecken bekommen. Später zeigen auch die Früchte Symptome: pockenartige Narben auf der Haut. Zwei Wochen, bevor sie reif sind, fallen die Früchte dann ab. Der Genuss des Obstes sei zwar für den Menschen ungefährlich, sagte Nuber. „Aber wenn die Zwetschgen unreif abfallen, schmecken sie nach nichts.“

Bedroht wird das Steinobst aber auch durch das Bakterium Pseudomonas. Dieses führt zum Absterben der Bäume. Das Bakterium dringt durch Schnittwunden, aber auch Frostbeulen in den Baum ein. „Das Bakterium ist winteraktiv“, sagte Nuber, Zwei bis drei Jahre dauere es, bis es sich im Baum ausgebreitet habe. Anfällig für Pseudomonas seien die Sorten Hanita und Jojo.

„Den idealen Baum, der große wohlschmeckende Früchte trägt und resistent gegen alle Krankheiten ist, den gibt es nicht“, sagte der Fachberater. „Jojo etwa ist zwar resistent gegen das Scharka-Virus, aber anfällig für Pseudomonas. Elena hingegen ist robust gegen den Pseudomonas-Befall, wird aber zunehmend vom Scharka-Virus befallen.“

Zu kämpfen haben die Obstbauern laut dem Fachberater aber nicht nur mit den Krankheiten der Bäume, sondern auch mit den Anforderungen der Händler. „Die möchten Früchte, die reif und fest zugleich sind.“ Eine solche Sorte zu züchten, daran arbeiten die Wissenschaftler momentan.