Auch bei 30 Grad stehen die Leute in Stuttgart noch in der Schlange, um sich dicke Zimtschnecken reinzudonnern. Bartek von den Orsons kann’s nicht fassen.

Schon öfter habe ich mich gefreut, dass Stuttgart immer mehr zu einer echten Großstadt heranwächst: Immer mehr „Spätis“ eröffnen, das Kulturangebot sowie die Ausgeh-Möglichkeiten können sich sehen lassen. Für Vintage-Fans gibt es genügend Stores, und für Remote-Worker und Müßiggänger:innen stehen genug Cafés mit Wlan zur Verfügung.

 

So weit so gut. Aber muss man denn jeden Trend mitmachen? Haben wir nichts aus dem Bubble-Tea-Wahn gelernt? Nichts aus den Shisha Lounges, die nach drei Monaten wieder geschlossen haben? Das neue Ding hat mit einem Gewürz zu tun, das ich sofort mit Weihnachten, zumindest aber der Winterzeit, in Verbindung bringe. In Kombination mit einem unfertig gebackenen Hefeteig, der unmittelbar nach dem Verzehr für Bauchschmerzen sorgt, sollen damit wohl Kindheitserinnerungen wachgerufen werden, als man bei der Oma noch Teig probieren durfte und das ernsthaft lecker fand.

Die Rede ist von Zimtschnecken. Oder wie Influencer sagen würden: Cinnamon Rolls. Die und solche, die es gerne wären, filmen sich jetzt munter beim Kauf und Verzehr der süßen Teile von „Zeit für Brot“ oder „Cinnamood“. Und immer mehr Cafés und Bäckereien gehen mit und versuchen sich im Zimtschnecken-Game zu etablieren.

Für Cinnamon Rolls braucht man eine gute Verdauung

Genau ein Mal habe ich mich überreden lassen, mich in die lange Schlange vor „Zeit für Brot“ in der Calwer Passage anzustellen, um selbst herauszufinden, was an diesen gehypten Schnecken dran ist. Die Auslage war sehr einladend. Und dort lag auch das Produkt der Stunde. Ich bestellte es zusammen mit dem obligatorischen Esspresso doppio. Nach bereits zwei Bissen dachte ich „Schade, vielleicht habe ich eine Schnecke erwischt, die zu früh aus dem Ofen genommen wurde“ (was mich übrigens oft beim Bäcker nervt: zu helles Backwerk). Aber es muss wohl so. Wie beim Cookie-Dough-Eis. Und auch das ist mir irgendwie schon nicht ganz knusper im Mund.

Dafür muss doch nicht extra ein ganzer Laden eröffnet werden?! Bei „Cinnamood“ sieht man das wahrscheinlich anders. Die Stuttgarter Filiale der weltweit berühmten Zimtschneckenmarke in der Hirschstraße am Rathaus lockt mit so vielen Toppings, farbenfrohen Zuckerglasuren und Variationen von Zimtschnecken, dass einem schwindlig wird. Aber wie oft will man denn eine Zimtschnecke essen? Und ist das nicht eher etwas für den Winter? Ich werde beobachten, wie lange dieser Laden prospert.

Schon mal Franzbrötchen probiert?

Wer in einen wirklich himmlischen Genuss kommen will, bei dem sich Teig, Konsistenz und Zimtgeschmack zu einer wahren Sin(n)fonie vereinen, der soll mal bitte „Franzbrötchen“ sagen, wenn er oder sie beim Bäcker am Tresen steht. Ganz ohne Hype, nur Geschmack und Wohlergehen.

Nicht jeder Hype ist schlecht

Weil ich aber auch dem nächsten Hype um eine Sorte süßes Stückchen nicht entgehen konnte, fand ich mich kürzlich am Marienplatz wieder, um die „New York Rolls“, von denen das halbe Internet schwärmt, zu probieren. Dort, wo früher der Selbst-Back-Bäcker war, gegenüber von Burger King, hat nun der „Happy Baker“ eröffnet. Überschrieben ist der Laden mit „Vom Balkan mit Liebe“. Die Auslage bietet vielerlei Blätterteigiges. Unter anderem besagte „New York Rolls“, von denen ich eine mit Schokoladen-Nougat-Creme sowie eine mit Pistazien-Creme bestellt und verzehrt habe. Das Preisleistungsverhältnis, die Wucht des Geschmacks, Knusprigkeit, alles da! Wer hätte gedacht, dass das Geheimnis so einfach sein kann: Backt eure Waren fertig.