„97 Prozent von uns hat es erwischt“

 

Ob Psychologen von einer Traumatisierung vieler Menschen im Hagelgebiet sprechen sei dahingestellt. Das Unwetter vom letzten Julisonntag als „Gesprächsthema Nummer eins“ in den betroffenen Städten und Gemeinden zu bezeichnen, ist auf jeden Fall krass untertrieben. Man muss gar nicht nachfragen, es sprudelt auch so aus den Menschen. So wie im Fall einer Mitarbeiterin des „Café Bäcker Mayer“ in Grafenberg: „97 Prozent von uns hat es erwischt – entweder ist es das Dach oder das Auto.“ In den meisten Fällen kommt beides zusammen. Bürgermeister Holger Dembek bestätigt, dass 90 bis 95 Prozent der Häuser beschädigt sind und Hunderte Autos. Und Innenminister Reinhold Gall (SPD) sagt vor Ort: „Offensichtlich ist Grafenberg die am meisten betroffene Gemeinde“.

Von einer „Zeltstadt“ reden Anwohner. „Ich kenne fünf Familien persönlich, die vorübergehend ausziehen müssen – wegen der Wasserschäden, es hat doch am Tag danach so arg geregnet“, sagt die Verkäuferin von Brezeln, Kuchen und Kaffee. Was heißt vorübergehend? „Bis Weihnachten“. Die Versicherungen bezahlen das Hotel Garni, wurde ihr erzählt. Wie lange dauert es, bis alle Schäden behoben sind? „Da vergehen bestimmt zwei Weihnachten“, sagt sie.