Die EnBW will Brennelemente aus dem stillgelegten Meiler Obrigheim nach Neckarwestheim transportieren. Sie lässt sie derzeit in einer Studie prüfen, ob man Castoren über Straßen oder Fluss die 40 Kilometer transportieren könnte.

Neckarwestheim - Der Energiekonzern EnBW will die 342 abgebrannten Brennelemente aus dem stillgelegten Atomkraftwerk Obrigheim in Neckarwestheim zwischenlagern. Eine entsprechende Genehmigung solle „zeitnah“ beantragt werden, kündigte Jörg Michels, Vorsitzender der Geschäftsführung der EnBW Kernkraft GmbH, am Mittwoch in Neckarwestheim (Kreis Heilbronn) an. Dies sei formal ein „erster Schritt“, erklärte Michels.

 

Ein Transport der Castoren selbst sei weder „beantragt noch genehmigt“. Die EnBW habe sich nach vorläufigen Ergebnissen einer Studie, die Transport und technische Handhabung der Castor-Behälter prüft, zu diesem Schritt entschlossen. Die Ergebnisse der Studie sollen Ende des Jahres oder Anfang 2014 vorliegen.

Das AKW Obrigheim ging 2005 vom Netz

Das AKW Obrigheim war im Mai 2005 als ältester deutscher Atommeiler nach fast 37 Betriebsjahren vom Netz gegangen. Seit 2008 wird es zerlegt und zurück gebaut. Derzeit lagern die abgebrannten Brennstäbe in einem externen Nasslager. Für diese müsste ein neues Zwischenlager erstellt werden, dessen Bau bereits seit 2005 beantragt ist. Das Ziel ist, dort die 342 Brennelemente in 15 transportfähigen Castoren trocken zu lagern. Durch den schnellen Atomausstieg allerdings bietet sich die Option, das Zwischenlager am Standort Neckarwestheim zu nutzen. Dieses hat Platz für insgesamt 151 Behälter. Nach der Abschaltung des Blocks zwei in Neckarwestheim im Jahr 2022 wäre das unterirdische Zwischenlager mit 125 Castoren noch nicht voll. Die 15 Behälter aus Obrigheim könnten ohne bauliche Erweiterung aufgenommen werden.

Die Option macht sehr viel Sinn, sagt die EnBW

Für Michels ist dies eine „erwägenswerte Option“. Zumal sich dadurch die Chance böte, in Obrigheim nach dem Rückbau eine „komplett atomfreie grüne Wiese“ zu hinterlassen. Die Prüfung dieser Option mache sehr viel Sinn und könne der EnBW einen „niederen zweistelligen Millionenbetrag“ in die Investition eines neuen Zwischenlagers für nur 15 Castoren ersparen. Allerdings wäre die tatsächliche Einsparung „nicht die Riesensumme“, zumal der Transport ins 40 Kilometer Luftlinie entfernte Neckarwestheim ebenfalls kostenträchtig und auch zeitaufwendig wäre. Allein die Beladung der Castoren würde gut ein halbes Jahr dauern. Sofern der Plan aufgrund des Endergebnisses der Studie weiter verfolgt werde, sei aufgrund der Verfahren mit einem Transport nicht vor 2016 zu rechnen. Geprüft werden der Castor-Transport auf der Straße und auf dem Neckar. Die Schiene scheint bereits ausgeschieden, zumal weder das AKW Neckarwestheim noch das in Obrigheim direkten Schienenanschluss habe. Eine doppelte Umverteilung von Schwertransport auf Zug und wieder Schwertransport erscheint zu unwirtschaftlich.

Neckarwestheim sieht Zusagen gebrochen

Der Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) hatte bereits im April, als die EnBW die Erstellung einer Machbarkeitsstudie ankündigte, diese Pläne begrüßt. „Jeder Standort weniger ist ein Mehr an Sicherheit für die Menschen“, sagte er damals. Zudem halte er einen Castor-Transport im Vergleich zu einem jahrzehntelang zu betreibenden und zu überwachenden Zwischenlager für „das geringere Risiko“.

Die angrenzenden Gemeinden und die Atomkraftgegner sind wenig begeistert von den Plänen. „Es wurden klare Zusagen gebrochen“, sagt der Neckarwestheimer Bürgermeister Mario Dürr und erinnert daran, dass „lokal entstandener Atommüll lokal zwischengelagert werden“ müsse. Dürr will eine Klage prüfen lassen. Als die EnBW dem Gemeinderat jüngst die Teilergebnisse der Studie präsentierte, hatte Dürr vorsorglich die Anwälte mitgenommen.