Leben: Ricarda Stiller (rst)

1958 Das A-Netz wird in Deutschland eingeführt. Es deckt bereits 80 Prozent der Fläche ab. Aber nur wenige nutzen es, weil ein A-Netz-Telefon teurer als ein neuer VW-Käfer ist.

 

1972 Das B-Netz mit 150 Zonen und Vorwahlen wird in Deutschland eingeführt. Nun kann man schon direkt ohne Vermittlung telefonieren.

1973 In den USA gelingt das erste Gespräch mit einem tragbaren Telefon.

1979 In Japan wird das erste zellulare Mobilfunknetz, wie wir es heute noch nutzen, in Betrieb genommen.

1984 Das C-Netz, ein analoges zellulares Netz, wird in Deutschland eingeführt. Fast eine Million Menschen nutzen das C-Netz.

Die Betreiber sind bis heute die gleichen geblieben: das D1-Netz ist in der Hand der Telekom, das D2-Netz in der Hand von Mannesmann Mobilfunk, mittlerweile in Vodafone umbenannt. Damals gab es Bedenken, dass einzelne Unternehmen die Aufgabe bewältigen könnten. Schwarz-Schilling wollte "aus technischen und ökonomischen Gründen" einen weiteren Anbieter zulassen, und die StZ-Redakteurin Inge Nowak schrieb 1989: "Selbst er der gelbe Riese Deutsche Bundespost] ist zu klein, als daß er den rasant wachsenden und lukrativen Markt des Mobilfunkes rasch erschließen könnte."

Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre wurde vor allem aus wirtschaftlicher Sicht über die neue Technik berichtet. Schließlich war es für den normalen Verbraucher noch in weiter Ferne, sich solch ein "Funktelefon" zuzulegen. Im damals etablierten C-Netz kostete die Grundgebühr 120 D-Mark monatlich und alle acht Sekunden wurden für das Gespräch 23 Pfennig berechnet. Doch neben den für den Massenmarkt noch viel zu hohen Preisen hatte kaum jemand das Bedürfnis, unterwegs private Gespräche zu führen.

Permanente Erreichbarkeit: Fluch oder Segen?

Das Kommunikationsverhalten hat sich mittlerweile massiv verändert. In Zeiten von handlichen Telefonen, die es schon für zehn Euro im Supermarkt zu kaufen gibt und Telefonflatrates ab 9,99 Euro monatlich, ist das Telefonieren kaum noch eine Frage der Bezahlbarkeit. Vielmehr machen sich heute wieder einige Menschen darüber Gedanken, welch hohen Preis an verlorener Privatsphäre sie für die permanente Erreichbarkeit bezahlen müssen.

1995 dachte man darüber wohl noch ein bisschen anders. So lautete eine Bildunterschrift auf der ersten Sonderseite Chips & Tips der Stuttgarter Zeitung: "Ein beruhigendes Gefühl: über das Mobilfunknetz ist man jederzeit und (fast) überall erreichbar." Mitte der 90er Jahre traten die Verbraucher in den Fokus - und auch die Berichterstattung wandelte sich. Immer mehr Menschen begegnen mittlerweile in ihrem Alltag moderner Computer- und Kommunikationstechnik.

Die Stuttgarter Zeitung verkündet am 1.September 1995 den Start der neuen, regelmäßig erscheinenden Computerseite unter dem Namen Chips&Tips, die sich ausdrücklich nicht an Experten richtete, sondern "Verbrauchern, Gewerbetreibenden und Jugendlichen Orientierungshilfe" geben wollte. Fünf Jahre später wurde die Seite neu gestaltet und erschien immer mittwochs unter dem Titel Internet - Computer - Kommunikation.

Früher wurde noch fast jeder Fachbegriff erklärt

Inzwischen sind Berichte und Analysen zu sozialen Netzwerken, elektronischen Geräten und den großen Konzernen, die hinter der Technik stehen, auf vielen Seiten der Zeitung zu finden. Zu sehr durchdringen die neuen Techniken den privaten und beruflichen Alltag, als dass man nur auf einer Sonderseite darüber berichten könnte. Am häufigsten sind die Computer- und Internetthemen jedoch auf Entdecken, der täglichen Wissenschaftsseite der StZ zu finden.

Hat man früher noch fast jeden Fachbegriff erklärt, so setzen die Zeitungsmacher mittlerweile manches beim Leser voraus: Was ein Smartphone ist, wird zum Beispiel nur im Einzelfall erklärt. Auch gehen Journalisten davon aus, dass fast jeder, der im Internet surft, weiß, dass man dafür ein Programm braucht. Dass dieses Programm Browser heißt und dass es davon mehrere zur Auswahl gibt, wird jedoch erklärt.

So wandeln sich mit der Zeit die Technik und die Berichterstattung darüber. Und natürlich hoffen wir, dass wir mit der Themensetzung immer möglichst nah an der Lebensrealität der Leser sind. So stehen aktuell Themen wie soziale Netzwerke, Tablet-PCs, Smartphones, aber auch einfach zu bedienende Großtastenhandys für ältere Anwender verstärkt im Focus.

Die lange Geschichte des Mobilfunks

1958 Das A-Netz wird in Deutschland eingeführt. Es deckt bereits 80 Prozent der Fläche ab. Aber nur wenige nutzen es, weil ein A-Netz-Telefon teurer als ein neuer VW-Käfer ist.

1972 Das B-Netz mit 150 Zonen und Vorwahlen wird in Deutschland eingeführt. Nun kann man schon direkt ohne Vermittlung telefonieren.

1973 In den USA gelingt das erste Gespräch mit einem tragbaren Telefon.

1979 In Japan wird das erste zellulare Mobilfunknetz, wie wir es heute noch nutzen, in Betrieb genommen.

1984 Das C-Netz, ein analoges zellulares Netz, wird in Deutschland eingeführt. Fast eine Million Menschen nutzen das C-Netz.

1988 Ein tragbares Funktelefon für 9600 Mark plus Mehrwertsteuer kommt auf den Markt. Es wiegt 750 Gramm und ist 18 Zentimeter hoch.

1992 Das D-Netz wird in Deutschland eingeführt. Damit wird mobiles Telefonieren digital und das Versenden von SMS möglich.

1996 In Deutschland nutzen fünf Millionen Menschen ein Mobiltelefon. Vier Jahre später sind es 48 Millionen.

2004 Mit UMTS werden mobile Datenraten im Megabitbereich möglich.

2007 Das erste Apple iPhone kommt auf den Markt.

2010 LTE wird gestartet. Mit dieser Übertragungstechnik werden noch viel schnellere Datentransfers möglich als über UMTS.

2011 Inzwischen nutzen 61 Millionen Deutsche ein Handy. Die heutigen Smartphones sind Telefon, Minicomputer, Kamera, Kalender und MP3- Player in einem. Damit werden soziale Netzwerke gepflegt, im Internet gesurft, E-Mails und SMS verschickt.