Den Täter zieht’s zurück zum Tatort? Zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage haben Diebe ein Umspannwerk der EnBW in Bad Cannstatt heimgesucht. Die Kriminellen haben es Kupfer abgesehen.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Bei dieser Anzeige hat selbst die Polizei gedacht, es handle sich um ein böses Déjà-vu-Erlebnis: Wieder meldete sich die EnBW und hatte einen Einbruch in das Umspannwerk in Bad Cannstatt an der Waiblinger Straße zu beklagen. Allein die Beute fiel dieses Mal geringer aus als bei der ersten Tat. Hatten die Diebe vergangene Woche etwa eine Tonne des Halbedelmetalls entwendet, schraubten sie nun Teile mit einem Gesamtgewicht von rund 500 Kilogramm ab, meldet die Polizei.

 

Die Meldung der Polizei liest sich nahezu gleich wie die vom Dienstag der Vorwoche. Wieder brachen die Täter eine Tür auf, wieder bauten sie Teile aus dem Umspannwerk aus. Dieses Mal griffen sie nach den Ersatzteilen, die das Diebesgut der ersten Tat ersetzen sollten. „Wir hatten provisorische Erdungseinrichtungen eingebaut, die sind nun weg“, sagte ein Pressesprecher der EnBW. Wann genau der Einbruch geschehen ist, kann man beim Energieversorger nicht genau eingrenzen: Irgendwann zwischen dem vergangenen Donnerstag und dem Donnerstag dieser Woche passierte es. In dem Werk seien nicht täglich Arbeiter. Es werde lediglich in bestimmten Abständen überprüft, ob die Anlage gut laufe – so auch am Donnerstag, als die Monteure den zweiten Einbruch bemerkten. Für die EnBW ist es nicht nur skurril, dass es das gleiche Werk gleich zweimal trifft: „Ich kann mich gar nicht erinnern, dass wir überhaupt schon mal Diebe im Unspannwerk hatten“, sagte der Sprecher. Man werde nun reagieren und die Sicherheitsstandards erhöhen. Das habe man schon nach dem ersten Einbruch beschlossen, doch die Diebe waren so schnell wieder da, dass noch keine Zeit gewesen sei umzubauen. Das geplünderte Umspannwerk wieder flottzumachen hatte Vorrang. Insgesamt gibt es 25 solcher Werke in der Stadt. Jedoch seien nicht alle gleich gefährdet, so der Sprecher. „Manche sind in größere Gebäude eingebaut und stehen nicht so einzeln wie das in Bad Cannstatt“, erläuterte der Pressesprecher. Man hoffe auch, dass es nicht allzu viele Kriminelle mit derart großer Fachkenntnis gebe. „Man muss sich sehr gut auskennen, um sich an die Anlage ranzutrauen“, sagte der Sprecher. Die Diebe gehen dabei ein hohes Risiko ein. Sie setzen sich bei ihrem kriminellen Tun Lebensgefahr aus. Denn in dem Werk liegt Hochspannung an vielen Teilen. Doch nicht nur das nahmen die Täter in Kauf: Das Gebäude liegt zwar leicht zurückgesetzt von der Hauptverkehrsachse, doch ist die Ecke sehr belebt. Ein Wohngebiet grenzt an, der Verkehr auf der Waiblinger Straße rollt auch nachts, und nicht zuletzt ist die Stadtbahn-Haltestelle Uff-Kirchhof nicht weit. Es gibt also sehr viele Möglichkeiten, von Zeugen beim nächtlichen Tun beobachtet zu werden.

Die Polizei geht davon aus, dass eine ganze Gruppe die Tat verübt haben muss, denn für einen einzelnen Dieb sind die Teile zu groß und zu schwer. Außerdem vermuten die Ermittler, dass die Einbrecher ein größeres Fahrzeug verwendet haben müssen. Ob beide Einbrüche, der in der vergangenen Woche und der nun bemerkte, von den gleichen Tätern verübt wurden, ist weder erwiesen noch widerlegt.