Im Rems-Murr-Kreis haben sich an der 72-Stunden-Aktion der katholischen Jugend rund 320 Jugendliche beteiligt. In den drei Tagen sind eine Kugelbahn bei Leutenbach, ein „Grünes Klassenzimmer“ in Fellbach und vieles mehr entstanden.

Wilder Wein und Efeu ranken sich künftig in Fellbach an der Oeffinger Friedhofsmauer an einem Holzgerüst und sorgen für ein besseres Stadtklima, im Hof der Schillerschule steht seit Sonntag ein „grünes Klassenzimmer“. Und in Leutenbach gibt es jetzt im Landschaftspark Höllachaue eine Kugelbahn aus Holz.

 

Alles ist in 72 Stunden entstanden, von Freiwilligen. Die meisten sind mit handwerklichem Geschick ausgestattet, warme Kleidung und Wetterschutz waren dieses Jahr unabdingbar. Es handle sich um die „bundesweite größte soziale Aktion“, sagt Tim Bausenhart stolz, als er sich am Sonntagnachmittag zusammen mit den Oeffinger Pfadfindern im Hof der Schillerschule zum Gruppenfoto vor das „Grüne Klassenzimmer“ stellt. Der offene und begrünte Container ist eines von vielen Projekten, die bei der 72-Stunden-Aktion zwischen Donnerstag und Sonntag entstanden sind.

Pfadfinder und Ministranten helfen mit

Im Rems-Murr-Kreis haben sich rund 320 Jugendliche daran beteiligt, aufgerufen dazu hatte der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), der eingetragene Verein und Dachverband organisierte die bundesweite Aktion zum dritten Mal. Im Rems-Murr-Kreis waren Gruppen – darunter Pfadfinder und Ministranten – von Oeffingen über Schmiden bis Burgstetten, Welzheim, Backnang, Remshalden, Endersbach, Winnenden, Schwaikheim, Berglen, Bittenfeld und Leutenbach im Einsatz.

Die Aufgabe ist zunächst „geheim“ und wird erst beim offiziellen Start am Donnerstag bekannt gegeben. Für den Rems-Murr-Kreis fand der Auftakt im Traumpalast in Waiblingen statt. Danach ging es für viele in die Kälte und in den Regen. Wie gut, dass viele örtliche Betriebe und die Kirche Flächen und Hallen zur Verfügung gestellt haben und der Handel den Hunger mit großzügigen Lebensmittelspenden gestillt hat.

Im Maximilian-Kolbe-Haus in Schmiden konnten die Ministranten aus Fellbach, Schmiden und Oeffingen ihre Aufgabe im Warmen und im Trockenen angehen, aber das Zusammenbauen von LED-Solarlampen und das Erstellen einer Bauanleitung, damit diese Lampen künftig auch von Gleichaltrigen im Kongo hergestellt werden können, erwies sich kniffliger als gedacht. Beim gemeinsamen Abschlussfest und der Projektübergabe am Sonntagnachmittag in Oeffingen, wo auch Oberbürgermeisterin Gabriele Zull die begrünten Wände am Friedhof und der Turnhalle der Schillerschule in Augenschein genommen hat, mussten sie passen. Sie bastelten noch an den Lampen, haben die Aufgabe am Ende aber erfolgreich erfüllt. „Hilfe zur Selbsthilfe und Abbau von Entwicklungshilfe-Lieferungen“ lautete die Aufgabenstellung.

In Oeffingen haben die Pfadfinder mit „Grün statt Grau – gegen die Hitze in der Stadt“ das Thema Fassadenbegrünung angegangen. Es war im Vorfeld von Anja Dold aus dem Erwachsenenkreis der Oeffinger Pfadis in Kooperation mit Gärtnern und der Stadt Fellbach koordiniert worden. „Auch an anderen Stellen im Stadtgebiet wird es Begrünungen geben,“ sagte Zull. In Oeffingen haben die Pfadis an der Friedhofsmauer nicht „nur gepflanzt“, sondern auch ein Rankgerüst aus Holz angebracht und es mit dem Oeffinger Doppelkreuz in Rot versehen.

Welche Aufgaben den Gruppen bei der Aktion gestellt werden, wird lange im Vorfeld beraten. Anja Dold aus Oeffingen weiß als Pädagogin aus dem eigenen Unterricht, wie stark der Klimawandel auch die Jugendlichen beschäftigt. In Oeffingen gehörte zum Projekt auch das Erstellen eines Flyers. Er wurde am Freitag entworfen und druckfrisch an die Kunden bei Rewe verteilt, zusammen mit kleinen Blumentöpfen. Die vorgezogenen Bohnen und Hopfenpflanzen werden hoffentlich in privaten Gärten ihren Platz finden und zur „Verbesserung der Stadtluft und des Stadtklimas“ beitragen.

Eine Kugelbahn im Landschaftspark

Für die Kugelbahn braucht es viel Holz. Foto: privat

Gemeinsam für die Gemeinschaft – dazu beitragen wird künftig auch die Kugelbahn im Landschaftspark Höllachaue unterhalb des „Hohenbildplatzes“. Er liegt zwischen den Wohnbezirken Leutenbach, Nellmersbach und Weiler zum Stein. 66 Jugendliche – es war dieses Jahr im Kreis die größte Gruppe bei der Aktion – hatten richtig geackert. Zu Beginn stand der noch berindete Baumstamm, am Ende die gehobelte, meterlange Laufrinne für die Kugeln.

Auf dem Grillplatz im Brandwald in Burgstetten hat die „St. Michael 72h-Power-Gruppe“ ein Spielhäusle erstellt: In Welzheim haben sich 24 Mitglieder einer Aktionsgruppe, die aus der Seelsorgeeinheit Rudersberg-Welzheim entstanden ist, um die Außenanlage am Limeshof in Welzheim gekümmert, und in Remshalden haben 21 Freiwillige aus der katholischen Jugend St. Michael Remshalden ein Wegkreuz erstellt.

In Backnang haben sich rund 50 junge Leute aus der katholischen Kirche auf das „Abenteuer Schöpfung“ eingelassen. Über 30 Ministranten aus Endersbach wollen über die 72 Stunden hinaus aktiv bleiben und sich bei den Großheppacher Schwestern einbringen. Wo und wie das möglich ist, haben sie vor Ort erkundet. „Uns schickt der Himmel“ war dieses Mal die 72-Stunden-Aktion im gesamten Bundesgebiet überschrieben. Dieser Satz wird dann bei der Schwesternschaft künftig sicher häufiger zitiert.