Die Stuttgarter CDU hat den Grund für Staus an der Weinsteige ausgemacht: Müllmänner und ihre Entsorgungsfahrzeuge. Nun fordert die Gemeinderatsfraktion, dass die städtische Müllabfuhr stark befahrene Straßen im Berufsverkehr meiden soll.

Stuttgart - Der Politiker ist auch nur ein Mensch. Und manchmal steckt er im Stau. Dem CDU-Stadtrat Fabian Mayer geht es so auf dem Weg von Degerloch zu seiner Arbeit im Stuttgarter Norden. Er muss die Weinsteige hinunter und durch die Hohenheimer Straße fahren wie viele andere Berufstätige auch. Bisweilen staue sich der Verkehr bereits auf der Weinsteige, sagt er. „Jenseits der Ampeln am Bopser geht gar nichts mehr“, sagt Mayer.

 

Der Grund für den Stau liegt aus Mayers Sicht auf der Hand: Es sind die Männer von der Müllabfuhr, die den Abfall in ihr Entsorgungsfahrzeug schmeißen. Für Fabian Mayer und die Stuttgarter CDU ist das ein absolutes Unding. Die Fraktion hat daher einen Antrag gestellt und fordert, dass Fahrzeuge der Müllabfuhr stark befahrene Straßen während des Berufsverkehrs am Morgen meiden sollen. Die Routen der Müllabfuhr sollen so geplant werden, dass keine zusätzliche Behinderung des Verkehrs zu erwarten sei, heißt es im Antrag der Fraktion.

Mayer will eine stärkere Kontrolle der Müllabfuhr

Fabian Mayer geht davon aus, dass dies ohnehin Vorgabe der Abfallentsorgung sei. „Wahrscheinlich werden die Regeln nicht konsequent eingehalten“, sagt er. Die CDU will – sollte es entsprechende Regelung bereits geben – auf eine stärkere Kontrolle der Müllabfuhr dringen. Um die Nerven der Autofahrer beim täglichen Kampf durch den Morgenverkehr geht es der CDU nur unter anderem. Stau sei auch ein ökologisches Problem, warnt Fabian Mayer. „Es ist doch Widersinn, dass wir den Feinstaub bekämpfen wollen und gleichzeitig als Stadt nicht alles unternehmen, um zähen Verkehr zu verhindern“, sagt Mayer.

Die Abfallentsorgung bestätigt die Vermutung der CDU. In einer Stellungnahme zum Antrag heißt es, dass es in der Tat eine Dienstanweisung gibt, nach der eine Behinderung des fließenden Verkehrs zu vermeiden sei. Der städtische Eigenbetrieb Abfallwirtschaft AWS plane die Routen der Entsorgungsfahrzeuge entsprechend dieser Vorgabe, heißt es darin.

Verstopfung durch parkende Autos

Warum dann nicht funktioniert, was eigentlich vorgesehen ist, erklärt die Verwaltung mit der zunehmenden Verstopfung der Straßen durch parkende Autos. Den Entsorgungsfahrzeugen fehle der Raum, um anzuhalten, damit Mitarbeiter der AWS ihre Arbeit machen können. „Selbst in vielen Wohnstraßen sind heutzutage Behinderungen des fließenden Verkehrs durch die Abfallentsorgung während der üblichen Arbeitszeit kaum noch zu vermeiden“, heißt es in der Stellungnahme zum CDU-Antrag.

Fabian Mayer hält die Begründung der Stadt, warum zähflüssiger Verkehr im Gefolge von Entsorgungsfahrzeugen während der Rushhour bisweilen unvermeidbar sei, für wenig überzeugend. Gerade an der Hohenheimer Straße sei es nichts Neues, dass morgens die Straßenränder zugeparkt sind. Mayer: „Vielleicht sollte überlegt werden, ob die Entsorgungsfahrzeuge nicht einfach ein bisschen später starten. Dann kommen sie dem Berufsverkehr nicht in die Quere.“

Abhilfe will die Stadt mit Hilfe der Technik schaffen. Geplant sei, ein Telematiksystem einzuführen. Darunter ist ein Verfahren zu verstehen, das Daten über das Verkehrsgeschehen verarbeitet, um die Müllabfuhr genauer zu takten. Bis auf Weiteres bleibt die Fahrt über die Hohenheimer Straße in den Stuttgarter Kessel während des Berufsverkehrs aber wohl eine bisweilen nervenaufreibende Angelegenheit für alle Beteiligten.