Am neuen, 22 Millionen Euro teuren Affenhaus in der Wilhelma hat Stuttgart noch nicht viel Freude. Baumängel könnten für den Tod von Äffchen verantwortlich sein - und sind noch immer nicht behoben.

Stuttgart - Es ist eine Krux mit dem Stuttgarter Affenhaus: Die Baumängel am millionenschweren Primaten-Prachtbau geben den Experten weiter Rätsel auf. Nach wie vor sei unklar, wie sich Fehler am Lüftungssystem beheben lassen, die womöglich für todbringende Erkältungskrankheiten bei den Bonobo-Affen verantwortlich seien, sagte Wilhelma-Direktor Thomas Kölpin der Deutschen Presse-Agentur. „Irgendwie ist da was im Haus, das wir nicht im Griff haben.“

 

Nach Angaben des zuständigen Finanzministeriums arbeitet auch der Landesbetrieb Vermögen und Bau an der Lösung. „Unter Hochdruck“, wie eine Sprecherin sagte. Im vergangenen Jahr und Anfang diesen Jahres starben zwei Bonobo-Äffchen an Lungenentzündungen - vermutlich weil sie in kalter Zugluft saßen. Die Ursache für die Erkrankungen sei noch nicht geklärt. Bis zum kalten Herbst müsse eine Lösung her, forderte Wilhelma-Chef Kölpin.

Die Probleme am 22 Millionen Euro teuren einstigen Prestigeprojekt des zoologisch-botanischen Gartens, das erst 2013 eröffnet wurde, seien noch immer da, sagte Kölpin. „So richtig ist das noch nicht vom Tisch.“ Positiv sei allein, dass es jetzt in die warme Jahreszeit gehe - womit man jedoch nur etwas Zeit gewinne.

Vorwürfe erhebt Kölpin nicht direkt

Es ist die erste Krisensituation des Hamburgers. Vorwürfe erhebt Kölpin nicht direkt: „Ich äußere mich ungern zu Sachen, die vor meiner Zeit passiert sind.“ Jedoch könne er schon versichern: „Beim neuen Elefantenhaus möchte ich auf jemand zurückgreifen, der Erfahrung mit der Planung von großen Tieranlagen hat.“

Es sei wichtig, dafür einen Architekten zu finden, „der weiß, dass er eine Anlage für Tiere baut, und der um die Bedürfnisse der Tiere dann seine Architektur strickt - und nicht umgekehrt“. Am Affenhaus war nicht nur die Lüftungsanlage kritisiert worden, die Mängelliste der Anlage ist noch länger, etwa an den Bodenbelägen, der Kameraüberwachung oder der Außenanlage. Zunächst sollten die Baufirmen die Chance bekommen, Mängel zu beseitigen, sagte die Sprecherin des Finanzministeriums. Erst danach befasse man sich mit eventuellen weitergehenden Forderungen.

Die Elefanten-Zuchtanlage ist das erste Großprojekt des neuen Direktors, der in diesem Jahr einen Masterplan für die nächsten 20 Jahre aufstellen will. Bis 2035 will Kölpin alle alten Anlagen gegen zeitgemäße tauschen. Erst für die Elefanten, dann für die Panzernashörner und - wenn möglich - auch für die Flusspferde. Für sie sei aber nur dann Platz, wenn der Zoo erweitert werde. Auch der Löwe sei „ein Muss für einen Zoo mit Weltanspruch“. Seit dem Tod der Löwen-Schwestern Schiela und Elektra im Jahr 2008 hat die Wilhelma keine Löwen mehr.