Am siebten Jahrestag des Amoklaufs an der Albertville-Realschule schließt der Winnender Oberbürgermeister Hartmut Holzwarth während der Trauerfeier die Opfer von Kriegen und deren Angehörige mit in das Gedenken ein.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Winnenden - Jeder, der den 11. März 2009 in Winnenden miterlebt hat, kann genau sagen, wo er war, als am Vormittag ein 17-Jähriger in der Albertville-Realschule ein Blutbad anrichtete. 15 Menschen erschoss der Jugendliche in seiner ehemaligen Schule, dem angrenzenden Schlosspark und in Wendlingen (Kreis Esslingen), wo er nach einer Irrfahrt durch die Region gestrandet war. Nach einem Schusswechsel mit der Polizei richtete er dort die Tatwaffe, eine großkalibrige Pistole seines Vaters, gegen sich selbst.

 

„Angst und Entsetzen, Schock und Trauer blieben von jenem Tag“, sagte der Winnender Oberbürgermeister Hartmut Holzwarth am Freitag während der Gedenkfeier zum siebten Jahrestag des Amoklaufs. Dazu hatten sich zusammen mit den Angehörigen der Opfer wieder zahlreiche Menschen versammelt, die der Toten gedachten. Darunter waren wie in jedem Jahr der Regierungspräsident Johannes Schmalzl, die Sozialministerin Katrin Altpeter und die Bürgermeister der Nachbargemeinden Schwaikheim, Leutenbach und Berglen, von wo Kinder und Jugendliche in Winnenden weiterführende Schulen wie die Albertville-Realschule besuchen.

Kriegsflüchtlinge in das Gedenken eingeschlossen

Holzwarth erinnerte daran, dass jener Tag für viele eine Zäsur im Leben darstelle. Für die Angehörigen, aber auch jene, die das Massaker als Schüler oder Lehrer miterleben mussten, teilt das Datum das Leben in ein davor und ein danach ein. Um 9.33 Uhr begannen alle Kirchenglocken der Stadt zu läuten, dem Zeitpunkt, als der erste Notruf eines dieser Schüler beim örtlichen Polizeirevier einging. Aus einem der Klassenzimmer rief der Jugendliche mit seinem Handy an. „Kommen Sie schnell, da wird geschossen“, bat er, ein Satz, der dem Leiter des Polizeireviers, der mittlerweile im Ruhestand ist, nicht mehr aus dem Sinn geht.

Mittlerweile, so Holzwarth, seien in Winnenden Menschen angekommen, die solch fürchterliche Erlebnisse über Jahre hinweg erleiden mussten. Die Bürgerkriegsflüchtlinge schloss das Stadtoberhaupt ausdrücklich in das Gedenken mit ein. „Auch an diese Menschen in oder aus Kriegsgebieten – die, wenn sie können, nun auch als Flüchtlinge unterwegs sind – denken wir daher heute“, sagte Holzwarth, der mahnte, wie zerbrechlich Zivilisation sei.

An der Winnender Albertville-Realschule, die in Sichtweite des Mahnmals liegt, bildeten Schüler und Lehrer während der Gedenkfeier eine Kette um das Gebäude. Von den Kindern und Jugendlichen, die damals hier zur Schule gingen, ist mittlerweile niemand mehr da. In den Klassenzimmern, in denen sich die Taten zutrugen, ist ein Raum der Stille untergebracht, Unterricht findet dort nicht mehr statt.

Ökumenische Trauergottesdienste und eine Lichterkette

Wie in den Vorjahren waren wieder ökumenische Gottesdienste angesetzt, einer im Anschluss an die Gedenkstunde in der Schlosskirche, abends im Leutenbacher Teilort Weiler zum Stein, von wo die meisten der Opfer und der Täter stammten, sowie in der Winnender Borromäuskirche. Von dort soll danach wieder wie in den Vorjahren eine Lichterkette vom Marktplatz zum Mahnmal im Stadtgarten ziehen.

Die juristische Aufarbeitung des Amoklaufs nähert sich mittlerweile dem Ende. Am 22. März beginnt vor dem Landgericht Heilbronn die öffentliche Verhandlung in dem Rechtsstreit, den der Vater des Täters mit der Psychiatrie in Weinsberg führt.