Die Plieninger Bezirksbeiräte wollen keine Ruhe geben, bevor die Stadt das Ampelproblem im Ortskern nicht gelöst hat. Die Stadt wiederum reagiert offenbar einfach nicht mehr auf die Forderungen aus Plieningen.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Plieningen - Es ist ein Geburtstag, auf den Ulrich Berger hätte verzichten können. Und mit ihm mutmaßlich alle anderen Vertreter im Plieninger Bezirksbeirat. Es ist der Geburtstag eines interfraktionellen Antrags, der seit seiner Verabschiedung vor einem Jahr unbeantwortet geblieben sei, sagt der SPD-Sprecher Berger. Das Thema ist ein unter Plieningern hinlänglich bekanntes: das Ampelproblem an der Goezstraße, Ecke Schoellstraße. Nach Meinung der Bezirksbeiräte verursacht die teils unnötige Rotphase einer Ampel Stau. Die Bezirksbeiräte fordern in dem Antrag, dass die Stadt berichtet.

 

Die Stadt stellt sich tot

Im vergangenen September habe Berger das Papier zur Erinnerung erneut an die Stadt versandt. „Aufgrund hoher Arbeitsbelastung in dieser Dienststelle war man offensichtlich noch nicht dazu gekommen, sich mit diesem Antrag zu beschäftigen“, sagt Berger. „Seitdem sind weitere sechs Monate vergangenen, ohne dass ich je eine Antwort auf meine Mail bekommen hätte.“ Aus seiner Sicht stellt sich die Stadt tot.

„Ich bin nicht die Stadt“, sagt Reinhard Unkhoff. Aber er ist der Ampelfachmann der Stadt Stuttgart und deshalb qua Amt eine in Plieningen gefragte Person in diesem seit Jahren andauernden Zwist um eine Ampel im alten Ortskern. Kaum eine Sitzung des lokalpolitischen Gremiums, bei der der Name Unkhoff nicht gefallen wäre, verbunden mit seinem Fortbleiben.

Neun neue Ampeln für Plieningen

Als Turnier-, Filderhaupt- und Schoellstraße in einen Einbahnstraßenring umgebaut worden sind, wurde Plieningen um neun Ampeln reicher. Ampeln, die von Anfang an Ärger machten. Hatte sich der Verkehr bis dato mehr oder minder flüssig durchs Zentrum gefädelt, stauten sich die Fahrzeuge wegen der neuen Ampeln rasch. Die Stadt schaltete hier ab und verbesserte dort. Doch an einer Stelle wollen sich Stadt und Bezirk einfach nicht grün werden.

Eine zentrale Forderung der Plieninger Bezirksbeiräte ist, dass die Ampel am Ende der Schoellstraße generell aus sein und nur anspringen und Rot anzeigen sollte, wenn ein Fußgänger den Überweg am Anfang der Goezstraße queren will. Die Ampel an der Goezstraße wiederum soll dann orange blinken und so vor dem Verkehr auf der Turnier-/Schoellstraße warnen.

Der städtische Ampelexperte Unkhoff sieht dafür keine Möglichkeit, und das hat er den Plieningern ausführlich sowohl schriftlich als auch persönlich erklärt. Keine Ampel in der Stadt habe ihn in seinen fast 30 Berufsjahren vergleichbar beschäftigt, sagt er. Doch es hilft nichts, die Vorschriften sprächen dagegen, es sei zu gefährlich für die Fußgänger, wenn die Ampel die Autofahrer nicht sicherheitshalber bremsen würde. Nirgends in Deutschland gebe es eine solche Konstellation, wie sie die Plieninger forderten, sagt Unkhoff. Er habe das Problem mit Kollegen in zwei renommierten bundesweiten Gremien besprochen, „alle haben davon abgeraten“, sagt Unkhoff. „Ich sage: Das ist rechtlich nicht machbar, die können natürlich immer wieder beschließen, dass Fünf gerade ist, dadurch wird es aber auch nicht wahrer.“ Mit „die“ meint Unkhoff die Antragssteller aus Plieningen. Alle Argumente seien ausgetauscht, wieder nach Plieningen zu fahren, sei nicht zielführend. Abgesehen davon: „Mein Chef, der Abteilungsleiter, hat gesagt, ich bin raus aus der Nummer.“ Das klingt erleichtert.

Stadt ist nicht raus aus der Nummer

Reinhard Unkhoff ist nach eigenem Bekunden nicht „die Stadt“, und die ist noch nicht ganz raus aus der Nummer. Der Fall liegt seit einiger Zeit bei der Straßenverkehrsbehörde. Aber auch die reagiere nicht, klagt Berger. Der Leiter der Behörde habe immer wieder abgesagt. Bernd Eichenauer ist zwar vor Redaktionsschluss nicht mehr persönlich erreichbar gewesen, eine Mitarbeiterin teilt allerdings mit, dass eine Machbarkeitsstudie Lösungen aufzeigen könnte. „Die Kosten für eine derartige Machbarkeitsstudie sind mit circa 15 000 Euro anzusetzen“, schreibt sie auf Anfrage. „Für die Realisierung sind darüber hinaus nicht unerhebliche Kosten für Straßenumbauten und Anpassungen der Signalanlagen erforderlich.“ So oder so, das Geld sei bei den Etatberatungen 2015 nicht genehmigt worden. Damit hat der Antrag der Bezirksbeiräte gute Chancen, unbeantwortet einen zweiten Geburtstag zu feiern.