Türken gegen Kurden, Osmanen Germania Boxclub gegen Bahoz: Polizei und LKA zeigen klare Kante im Kampf gegen die Banden. Die Strukturen sind teils zerschlagen, aber der Konflikt wird weitergehen.

Stuttgart/Ludwigsburg - Die Bilanz zumindest von Polizei und Landeskriminalamt beeindruckt: 80 Verfahren laufen, mehr als 20 Mitglieder und Führungsleute vor allem des nationaltürkischen Boxclubs Osmanen Germania BC sind verhaftet worden. Damit sind die Strukturen in der Region geschwächt, wenn nicht gar zerschlagen. Allerdings gibt es gleich zwei Wermutstropfen: Während die Strafverfolgungsbehörden beim nach außen hin stark präsenten türkischen Boxclub recht erfolgreich war, konnten der kurdischen Bahoz-Gruppierung nur wenige Straftaten zugewiesen werden. Deren geheime Struktur macht es schwerer, sie zu greifen.

 

Türken könnten in den Untergrund gehen

Zweitens hat so manch aufwendige Ermittlung später vor Gericht nur eine Bewährungsstrafe zur Folge – wie kürzlich beim Überfall von zwei Bahoz-Aktivisten in Asperg. Der Rädelsführer bekam trotz eines langen Vorstrafenregisters Bewährung – hier fehlt die nötige Konsequenz, um eine abschreckende Wirkung zu erzielen.

Eine Folge der Verhaftungswelle ist, dass die führenden Köpfe vorsichtiger werden. Das wird aber auch dazu führen, dass die Nationaltürken dem Vorbild ihrer Kontrahenten auf kurdischer Seite folgen dürften und sich in den Untergrund zurückziehen. So werden die Aktivitäten schwerer zu überwachen. Bislang konnte man viel über Facebook-Seiten oder Veröffentlichungen auf Youtube über den Boxclub Osmanen Germania erfahren.

Der Konflikt wurzelt in der Türkei

Der grundsätzliche Konflikt bleibt erhalten, er wurzelt in der Türkei und in den seit Jahrzehnten währenden Spannungen, die durch die Erdogan-Regierung noch verschärft werden. Es bleibt zu befürchten, dass der Streit weiterhin auf den Straßen der Region ausgetragen wird. Nicht nur in Stuttgart, sondern auch in den Landkreisen, wie kürzlich vor einer Shisha-Bar in Bietigheim-Bissingen. Die Gewalt kann jederzeit wieder aufflammen. Wenigstens sind bislang keine Unbeteiligten bei den Kämpfen zu Schaden gekommen.